Nach einem gelungenen Festival rund um die aktuellen Trends und Herausforderungen einer dank der neuen Konkurrenz durch VoD-Angebote revitalisierten Fernsehbranche, muss man in Deutschland lange suchen. Wird bei uns theoretisch über Notwendigkeit von Konvergenz oder Trimedialität gesprochen, geht es woanders um die nötigen Inhalte, um die Buzzwords mit Leben zu füllen. So auch vom 24. bis 26. August beim Edinburgh International TV Festival. DWDL.de berichtet erneut, wie schon seit Jahren von dem Branchentreff in Schottland. Die Besucherzahlen aus Deutschland steigen seit 2013 kontinuierlich. Warum sich auch diesmal eine Reise nach Edinburgh lohnt, zeigt ein Blick auf das Programm.

Vergleichsweise neu ist die Veranstaltungsreihe „Gamechanger“: Neben CEOs aus Produktionsfirmen und Sendern kommen hier auch die kreativen Köpfe hinter mancher Erfolgsserie zu Wort. Die Dichte an TV-Prominenz ist unter europäischen TV-Festivals weiterhin unerreicht: Neben Roy Price (Amazon Studios), Keli Lee und Patrick Moran (ABC Studios) sowie Peter Rice (FOX Network Group) kommen auch die Showrunner Bruno Heller („Gotham“, „The Mentalist“ und „Rome“), Julie Plec („The Vampire Diaries“) und Howard Gordon („24“, „Homeland“, „X-Files“). Und Alex Carloss, Director YouTube Originals, spricht über die Strategie von YouTubes Video-Tochter im Bereich der Eigenproduktionen - Stichwort YouTube Red.

Zur Kultserie „The Walking Dead“ und Amazons neuer Autoshow „The Grand Tour“ gibt es in Edinburgh Masterclasses mit den Protagonisten. Showrunner Hans Rosenfeldt spricht über seine Serien „The Bridge“ und „Marcella“; Autorin Sally Wainwright über die UK-Hitserie „Happy Valley“, die Produzenten der „Late Late Show“ über den Erfolg von James Cordons Carpool Karaoke. Ungewöhnlich, weil abseits des aktuellen Branchengeschehens, ist die Reihe „EdTalks“, in der diesmal fünf prominente Fernsehmacher aus den USA und Großbritannien über das Thema Scheitern sprechen. Ebenfalls ein spezielles Merkmal des Edinburgh TV Festivals ist die Reihe „Edinburgh does..“: Hier werden Branchenthemen in Form bekannter Quiz- und Realityshows aufbereitet. In diesem Jahr u.a. „Lip Sync Battle“.

Das Panel „Have i got formats for you“ beschäftigt sich mit den aktuellen Trends im internationalen Formatgeschäft. Wie YouTube und TV zusammenfinden, ist das Thema in der Masterclass „Winning in TV means success in digital“. „How to have a hit factual“, „How to succeed in the drama goldrush“, „What men want“ und „Virtual Reality: The future or fad?“ sind die Titel weiterer Panels beim diesjährigen Branchentreff in Edinburgh. Eine Elefantenrunde - die „Leaders’ Debate“ fehlt natürlich auch nicht. Spitzer sind Diskussionen über die Frage, wie das Fernsehen im Jahr 2016 Menschen mit Behinderung integriert - vor und hinter der Kamera. Zu Gast zu dem Thema ist u.a. RJ Mitte („Breaking Bad“). Und ist der Islamische Staat letztlich der „Sender des Jahres“? Die provokant zugespitzte Frage steht im Mittelpunkt einer Diskussion über die Professionalität der Medienarbeit der Terrorgruppe und wie unsere Medien damit umgehen.

Die diesjährige McTaggart Lecture hält Vice-Gründer und -Chef Shane Smith. So manche dieser Grundsatzreden im Rahmen des Edinburgh International TV Festival hat schon weltweit für Aufsehen gesorgt, wie etwa 2013 Kevin Spaceys leidenschaftliche Gedanken zum „New Golden Age of Television“. Bleibt zu hoffen, dass Smith in diesem Jahr neben der Thematisierung des weltweiten Rollouts des TV-Senders Viceland weitere Impulse geben kann. Vollständig wird das Edinburgh International TV Festivals durch Screenings, Speed Datings für Produzenten und „Meet the controllers“-Sessions, in denen Produzenten die Gelegenheit haben, einen Einblick in den aktuellen Programmbedarf der britischen Sender zu erhalten. Auch wenn diese in erster Linie für britische Gäste von Bedeutung sind, so ist das Programm in Gänze einmal mehr auch für deutsche Besucher lohnenswert.

Mehr zum Thema