
Auch wenn es für das konservative Amerika zwischen den liberalen Küsten also ein Schock sein müsste, dass mit Ellen DeGeneres in diesem Jahr eine Lesbe im Hosenanzug durch die glamouröseste Preisverleihung der Welt führt, so ist dem nicht so. DeGeneres hat sich mit ihrer Sitcom in den 90ern und ihrer täglichen Promi-Talkshow so etwas wie den Status des American Sweetheart verdient. Ihr Witz ist scharfsinnig, aber nie negativ. Er ist kritisch, aber spart mit Holzhammer-Humor. Er trifft den Punkt ohne über das Ziel hinaus zu schießen.

Vielleicht markiert also die Oscar-Verleihung einen neuen Höhepunkt in der Karriere der Ellen DeGeneres. Bislang gilt ihre Moderation des amerikanischen TV-Preises Emmy nur kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 als ihr Meisterstück. So wie in Deutschland mit Spannung erwartet wurde, wie Harald Schmidt in seiner ersten Sendung nach den Anschlägen mit dem Thema umgehen wird, so stand auch Ellen DeGeneres im Rampenlicht.
Wird sie bei der Emmy-Verleihung, dem ersten großen Event in Amerika nach den Anschlägen, einen gelungenen Einstieg finden? Sie fand ihn: "We're told to go on living our lives as usual, because to do otherwise is to let the terrorists win, and really, what would upset the Taliban more than a gay woman wearing a suit in front of a room full of Jews?" Der Saal brüllte vor Lachen und der Knoten war geplatzt - Amerika konnte an dem Abend beschwingt seine Fernsehstars feiern.
Lesen Sie auf Seite 2 wie Ellen DeGeneres mit ihren Sprüchen auch bei den Emmys 2005 für beste Unterhaltung sorgte