Das "Quizduell" wird immer kurioser. Auch am zweiten Tag war das Herzstück der Show-Idee, die Smartphone-App, ein Totalausfall. Wieder einmal duellierten sich also vier Kandidaten mit dem Studio-Publikum. Doch zwischen erwartbarer Häme über diesen technischen Reinfall mischt sich ausgerechnet bei der sonst so kritischen Netzgemeinde Lob - und das auch noch ausgerechnet für Jörg Pilawa, der bis vorgestern noch manchem Kritiker als austauschbarer Quizonkel ohne Profil galt. Während die Technik jedoch versagt, punktet Pilawa mit Souveränität und reichlich Selbstironie. Der Anteil positiver Tweets während der Sendung war bemerkenswert hoch.

"Ich bin ja kein Fan von #Pilawa, aber wie der den zweiten Tag in Folge die #Quizduell Sendung rettet ist sensationell"

Bei so viel Spott über @DasErste und @quizduell_tv muss man eins sagen: #Pilawa ist überraschend witzig und spontan. #quizduell

Was mich an diesem #Quizduell Desaster am meisten überrascht: Ich finde Pilawa gerade unglaublich sympathisch... @ARDde #iknow

Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber #Pilawa und Wetten, dass… hätte vielleicht doch gepasst… #Quizduell @DasErste

Sehr viel Selbstironie, Herr Pilawa! Hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut! #quizduell

Der große Gewinner bei dem Desaster schon jetzt: Jörg Pilawa #Quizduell

Während hinter den Kulissen hoffentlich fieberhaft daran gearbeitet wird, die App zur Sendung irgendwann einmal zum Laufen zu bringen, können sich die ARD und Jörg Pilawa trotzdem schon freuen. "Quizduell" funktioniert auch ohne das App-Element als Vorabendunterhaltung bislang ganz wunderbar. Das liegt nicht nur an der Ironie im Umgang mit dem Technik-Desaster, die es zu Beginn der zweiten Sendung sogar auch in Form eines kurzen Einspielers zu sehen gab, sondern auch am eigentlich als Notlösung konzipierten Spielmodell "Studio-Publikum gegen Kandidaten".

So lässt sich auch erklären, wie sich die Reaktionen auf das TV-Experiment „Quizduell“ in zwei Lager teilt. Der Totalausfall der App amüsiert auch all diejenigen, die die Sendung gar nicht schauen wollten. Er macht sich auch gut als Schlagzeile. Doch unter denen, die eingeschaltet haben, fällt zumindest das via Social Media nachprüfbare Feedback erstaunlich positiv aus, weil die von Jörg Pilawa permanent gesuchte Interaktion mit dem Studio-Publikum vor dem Fernsehbildschirm mit Sicherheit einen höheren Unterhaltungswert hat als das bloße Verlesen von Ergebnissen der App-Spieler.

"Ich glaube, heute läuft's besser", gab sich einer der Kandidaten der zweiten Ausgabe optimistisch, woraufhin Pilawa trocken erwiderte: "Viel schlechter geht's ja nicht mehr." Gleich zu Beginn der Dienstags-Ausgabe hatte der Moderator noch einmal ausführlich und mit einer ordentlichen Portion Selbstironie auf die verpatzte Premiere hingewiesen - inklusive einiger lustiger Tweets, die nach der ersten Sendung durchs Netz geisterten. Und dann war da auch noch der Moment, in dem Pilawa plötzlich eine Frage sehr bekannt vorkam. "Die Frage habe ich schon mal in einer anderen Sendung gemacht", sagte er und fügte fast schon gleichgültig hinzu: "Quizonkel halt."

Auch wenn zu hoffen bleibt, dass die ARD das App-Experiment nicht insgeheim schon aufgegeben hat: Ein in sich stimmiges TV-Format für den Vorabend hätte man auch so schon gefunden. Einen Innovationspreis würde man für ein „Quizduell“ ohne App-Integration vermutlich nicht gewinnen und doch bliebe es immer noch die derzeit einzige Quizshow, in der das Studio-Publikum die Chance hat, mit Geld nach Hause zu fahren. Das schafft eine kompetitive Stimmung, die Pilawa mit mal humorigen, mal scharfen Kommentaren bricht, wenn er mit Mikro ins Publikum geht. Im Übrigen: Allen Unkenrufen über ein neues Quiz zum Trotz, wäre "Quizduell" die einzige werktägliche Quizshow im deutschen Fernsehen. Ob sich Pilawa darauf tatsächlich noch einmal dauerhaft einlassen möchte, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

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