Die Ministerpräsidenten haben mit Blick auf den geplanten Jugendkanal von ARD und ZDF erneut für eine Überraschung gesorgt. Nachdem die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten dem Projekt der öffentlich-rechtlichen Sender im März zunächst kein grünes Licht geben wollten und auf Nachbesserungen am Konzept drängten, haben sie sich nun zwar grundsätzlich für den Jugendkanal ausgesprochen. Der soll allerdings wohl ausschließlich im Internet zu sehen sein. Das jedenfalls will die Nachrichtenagentur aus gut unterrichteten Kreisen erfahren haben.

Offizielle Aussagen über den Jugendkanal werden erst für den frühen Nachmittag erwartet. Das Konzept von ARD und ZDF sah eine enge Verzahnung von Fernsehen, Internet und Radio vor. Erst vor wenigen Tagen hatte SWR-Intendant Peter Boudgoust, einer der größten Verfechter des Jugendkanals, noch einmal für das Projekt getrommelt. Boudgoust stellte Fragen und gab sich selbst die Antwort: "Sollen junge Menschen nur die Wahl haben zwischen Brutalo-Videos und Katzenfilmchen auf Youtube und Billig-Trash bei privaten Fernsehsendern? Soll so die mediale Sozialisation zukünftiger Generationen aussehen? Sicher nicht, das kann die Politik nicht wollen."

Zugleich machte Boudgoust deutlich, dass die Finanzierung des Jugendkanals stehe. Demnach wolle die ARD 30 Millionen Euro übernehmen, das ZDF 15 Millionen Euro. Nun muss also wohl ein Umdenken stattfinden. Dass ein Fernsehsender nicht zwangsläufig notwendig ist, um junge Zuschauer zu erreichen, zeigt der Blick nach Großbritannien: Dort hatte die BBC im Frühjahr angekündigt, sein Jugendprogramm BBC Three ab dem kommenden Jahr ins Internet verlagern zu wollen (DWDL.de berichtete) - nicht zuletzt eine Reaktion auf dringend notwendige Sparmaßnahmen. Allerdings ist dieser Schritt in Großbritannien keineswegs unumstritten.

Auch hierzulande dürften die Diskussionen über ein solches Angebot nach der Entscheidung der Länderchefs vermutlich weitergehen. Der SWR hatte schon im März gegenüber DWDL.de erklärt, dass eine Beschränkung auf das Internet kaum Ersparungen mit sich bringen würden. "Das geplante Angebot von ARD und ZDF würde durch eine Beschränkung auf den Ausspielweg Online nur geringfügig günstiger: Zöge man - rein theoretisch - einen Verzicht auf eine klassische TV-Verbreitung in Betracht, wären nur geringe Einsparungen zu erzielen, da die Verbreitungskosten für die TV-Ausspielung des geplanten Angebots bei nur knapp 6,5 Prozent", so der Sender damals. Die Kosten fielen "vornehmelich durch die Inhalte an - unabhängig vom Verbreitungsweg."