Herr Klamroth, mit nur 27 Jahren werden Sie Polittalker bei n-tv. Was haben Sie sich vorgenommen?

Wir haben bereits zwei Testsendungen gemacht mit einer tollen Redaktion und Friedrich Küppersbusch im Hintergrund. Er ist als Ikone des Polittalks ein toller Tippgeber. Ich selbst versuche möglichst unkonventionell zu sein. Wenn ich Jens Spahn frage, ob er bekifft oder verstrahlt war, als er mit 15 in die CDU gegangen ist, dann ist das wahrscheinlich keine Frage, die man bei Anne Will erwarten würde. Bei "Klamroths Konter" werde ich Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft haben. Denen stelle ich dann Fragen, die mich interessieren und solche von denen ich meine, dass mein Gast sie bisher noch nicht zufriedenstellend beantwortet hat. Da werde ich mich dann auch nicht mit irgendwelchen Phrasen als Antworten, das können Politiker ja ganz gut, zufrieden geben. FDP-Chef Christian Lindner, der in meiner nächsten Sendung zu Gast sein wird, ist auch ein absoluter Polit-Profi, aber eine sehr interessante und vor allem streitbare Person. Ich freue mich schon sehr auf die Begegnung!

Wie sah ursprünglich Ihr Berufswunsch aus?

Einen Masterplan gab's nicht. Als Jugendlicher war ich noch davon überzeugt, dass ich das Zeug zum Fußballer habe. Leider bin ich nicht so talentiert, dass ich es in den Profi-Bereich geschafft hätte. Den Grundstein für das, was ich jetzt tue, habe ich während meines Studiums der politischen Ökonomie gelegt. Gesellschaftsrelevantes Fernsehen ist letztlich die perfekte Symbiose aus der Arbeit vor der Kamera, die ich ja schon vom Film kenne, und meinem Bildungs-Background. Erste Erfahrungen habe ich gesammelt, als ich in der Redaktion von "Günther Jauch" und bei der probono, die damals "log in" für ZDFinfo produziert haben, als Praktikant gearbeitet habe. Dass es so schnell klappen würde mit einer eigenen Sendung, hätte ich aber nicht gedacht. Umso mehr freut es mich, dass "Klamroths Konter" bei n-tv nun sogar in der Primetime läuft.

Was wäre die Alternative gewesen?

Tatsächlich sind viele meiner Kommilitonen aus Amsterdam, da habe ich meinen Bachelor gemacht, und von der London School of Economics, in die Finanzbranche gegangen oder Unternehmensberater geworden. Für mich war aber relativ schnell klar, dass das nicht meins ist. Wahrscheinlich würde ich jetzt nicht moderieren, sondern in einer internationalen Organisation arbeiten. Beim Fernsehen kann ich aber viele verschiedene Dinge ausprobieren und das reizt mich.

Durch Küppersbusch sind die Kontakte zum Fernsehen entstanden?

Noch während des Studiums habe ich dem "Stern" für die Rubrik "Was macht eigentlich...?" ein kurzes Interview gegeben. Da antwortete ich auf die Frage, was ich später mal machen möchte, ohne Hintergedanken, dass ich irgendwann mal eine Politiksendung moderieren will. Danach klingelte das Telefon und unter anderem die probono meldete sich. Bis zur ersten Sendung hat es dann zwar noch ein bisschen gedauert, aber es war relativ schnell klar, dass wir einen 1:1-Talk machen würden.

Wie fühlte sich die erste Sendung an?

Ich war mega-aufgeregt und hyper-nervös. So nervös war ich vermutlich noch nie! Von den ersten zehn Minuten habe ich ehrlicherweise gar nicht so viel mitbekommen. Aber es hat großen Spaß gemacht, sonst hätte ich damit auch direkt wieder aufgehört. In der zweiten Sendung kam ich schneller rein, sodass ich mich wesentlich besser auf den Gast und seine Aussagen einlassen konnte.

Woher kommt Ihre Vorliebe für Diskussionen?

Jetzt wird's etwas nerdig: Durch meine Aktivitäten als Mitglied eines Debattierclubs erkenne ich, wenn ich nicht zu nervös bin, relativ schnell Argumentationslogiken, also wie Argumente aufgebaut sind und was der Gedanke dahinter ist.

... oder wenn gar keine Logik dahintersteckt?

Genau. Ich habe dann auch keine Angst, das direkt anzusprechen. Gleichzeitig bin ich offen für neue Ansichten und nehme sie gerne an, sofern sie denn schlüssig sind.

Wie hat man sich solche Debattiermeisterschaften eigentlich vorzustellen?

Das ist in England und Amerika etwas ganz Normales. Es handelt sich dabei um einen Sport mit Regeln – man erhält eine These, die hochpolitisch sein kann. Das reicht von "Der nächste Disney-Film sollte einen homosexuellen Hauptcharakter haben" bis hin zu "Putin ist ein lupenreiner Demokrat." Anschließend bekommt man eine Seite zugeteilt, für die man während einer siebenminütigen Rede argumentieren muss. Vor allem die Momente, in denen man eine Seite vertreten muss, die man privat nicht teilt, schulen ungemein. Man lernt zu verstehen, woher die Sichtweisen andere Leute kommen. Und manchmal geht man danach aus der Debatte und denkt sich: Mensch, das macht echt Sinn.