Warum es ihn den ganzen Abend über so häufig auf die Bühne zog, wollte ein erstaunter Max Mutzke irgendwann von Jürgen Drews wissen. Eine Frage, die der Schlagersänger nicht nachvollziehen konnte. "Es hat mir Spaß gemacht", antwortete er strahlend und sprach daraufhin die wohl ehrlichsten Worte der gesamten Show: "Ich singe ja sonst nichts anderes als 'König von Mallorca'."

"Xaviers Wunschkonzert" stellte für Drews vermutlich eine äußerst willkommene Abwechslung zum Ballermann-Alltag dar – und das bekamen die Zuschauer, die am Freitagabend die zweite Ausgabe der bislang etwas unter dem Radar sendenden Musikshow von Sky 1 einschalteten, von Minute zu Minute stärker zu spüren. Dass der 72-Jährige nicht so recht zu den übrigen vier Musikern um Naidoo und Mutzke passte, dürfte den Machern der Sendung bereits im Vorfeld bewusst gewesen sein. Nicht aber, dass "Onkel Jürgen" im Laufe der beinahe dreistündigen Live-Show mehr und mehr das Ruder an sich reißen würde.

Für einen kurzen Moment wurde es dem Mannheimer Hausherrn dann doch etwas zu viel. Als sich ein Zuschauer den Schlagersänger auch noch explizit als nächsten Interpreten wünschte, motzte Naidoo, dass es sich doch nicht um eine Drews-Show handle und die anderen auch mal ran müssten. Also versuchte sich der Sohn Mannheims kurzerhand einfach selbst zusammen mit Soulsängerin Cassandra Steen an einer Interpretation von Max Mutzkes Grand-Prix-Hit "Can't Wait Until Tonight", was ohne Zweifel gut, aber streng genommen auch reichlich erwartbar klang.

Dieser Moment zeigte ganz schön, woran "Xaviers Wunschkonzert" ein Stück weit krankt. Die ansich wunderbare Idee, einzelne Anrufer bestimmen zu lassen, welche Songs die Stimm-Profis mehr oder weniger ungeprobt vor intimer Kulisse präsentieren müssen, wird ein wenig dadurch getrübt, dass es meist Naidoo ist, der entscheidet, welcher seiner Gäste das Mikrofon bekommt. Und "Dr. Ton", wie er einst bei "The Voice" genannt wurde, entscheidet sich leider meist für die sichere Nummer – und damit gegen das musikalische Risiko, das vielleicht nicht die höchste Perfektion böte, dafür aber einen höheren Unterhaltungswert.

Als sich Jürgen Drews förmlich aufdrängte, Naidoos Ballade "Und wenn ein Lied" zu schmettern, wirkte Naidoo plötzlich derart irritiert, dass er sich sicherheitshalber auf ein Duett mit dem "König von Mannheim Mallorca" einließ. Das hätte er sich allerdings besser gespart, weil hier plötzlich zusammenkam, was nun wirklich nicht zusammengehörte. Immerhin wusste Drews schon zu Beginn der Show, dass er es bei so viel stimmlicher Perfektion schwer haben würde. "Wenn das das Ende meiner Karriere ist, dann hab' ich halt Pech gehabt", sagte er, ließ es sich wenig später aber zumindest nicht nehmen, Naidoo höchstpersönlich nach Mallorca einzuladen. Zum gemeinsamen Auftritt im Megapark dürfte es nach diesem Abend allerdings wohl kaum kommen.

Generell ist Sky mit "Xaviers Wunschkonzert" allerdings ein unterhaltsames Format gelungen, das zumindest stellenweise jedoch an eine bessere Karaoke-Show erinnert. Kaum zu übersehen ist indes der Einfluss von "Sing meinen Song". Vielleicht hätte man sich am Vox-Erfolg, der sich in diesem Jahr übrigens erstmals ohne Naidoo wird beweisen müssen, auch dahingehend ein Beispiel nehmen sollen, dass es dort zu keinem Zeitpunkt darauf ankommt, einen Gewinner zu ermitteln. Warum beim "Wunschkonzert" zwangsläufig einer der zehn Auftritte zum besten des Abends gekürt werden muss, will sich nicht so recht erschließen, auch wenn der Sieger letztlich als Aufhänger dient, einem Zuschauer ein Wohnzimmerkonzert mit einem der Künstler zu verschaffen.

Dabei bräuchte es diesen Kniff eigentlich nicht, weil bei "Xaviers Wunschkonzert" über weite Strecken des Abends die Freude an der gemeinsamen Musik im Mittelpunkt steht – wer was und warum gewinnt, ist vollkommen nebensächlich. Lässt man das beiseite, dann erweist sich die Sendung aber als schöne Alternative für Musikliebhaber, die durch etwas mehr Mut zu ausgefalleneren Künstler-Song-Kombinationen ganz bestimmt noch überraschender sein könnte. Ausgerechnet Jürgen Drews hat gezeigt, was möglich ist.