Marco Kreuzpaintner, ist „BEAT“ ein klassischer Thriller, der das Berliner Nachtleben nur als Kulisse nutzt, oder ein Film über die Clubkultur mit Krimi-Elementen?

Zunächst mal ist es ein Thriller, aber so ein Genre-Thema kann immer nur vor einem bestimmten, prägenden Hintergrund stattfinden. Und dieser Backdrop ist in diesem Fall die Clubkultur.

Die also doch vornehmlich Kulisse ist?

Nein, viel mehr als das. Selbst wenn die Rahmenhandlung ein Thriller ist, erfahren wir enorm viel über die Systematik der Parallelwelt Clubkultur und ihrer Protagonisten. Die tanzen darin nicht nur vor sich hin, sie sind zentrales Element. Sämtliche Komparsen leben dieses Gefühl so, wie ich und meine Kumpels es über acht, neun Jahre hinweg als Ausdruck eines intensiven Lebensgefühls selber getan haben.

Mit allen Exzessen, die der Film zum wummernden Technobeat inszeniert?

Na ja. Ein Großteil meiner damaligen Freunde hatte ein intensives Nachtleben, das den Tag eigentlich nur zum Erholen davon brauchte. Ich hatte im Gegensatz dazu auch noch ein sehr intensives Tagleben, war also auch ohne die szenetypischen Exzesse viel auf den Beinen und hatte dementsprechend sehr wenig Schlaf. Darum sehe ich in meinem Alter so alt aus (lacht).

Ist „BEAT“ so gesehen wie ihr bayerischer Coming-Out-Film „Sommersturm“ vor 14 Jahren autobiografisch geprägt?

Absolut. Aber eigentlich fließt in jeden meiner Filme, den Plot, die Figuren, viel Autobiografisches ein. So gesehen entspricht auch der Charakter von Beat zumindest in Teilen dem, was ich selbst mal gelebt habe. Noch wichtiger ist jedoch meine persönliche Haltung. Sie wird in allem spürbar, was ich mache. Umso mehr natürlich, wenn es darin um Musik geht. Dennoch müssen wir vorsichtig sein, falsche Erwartungen gewisser Zielgruppen zu wecken. Aber weil wir stark mit dem darken Techno arbeiten, der im Berghain läuft, ansonsten aber viel zu wenig vorkommt im Film, ist der Sound in etwa so zentral wie die Handlung.

Ist es da eine Reminiszenz ans deutsche Publikum, dass der Musik ein kriminologisches Thema übergestülpt wird, anstatt sich voll auf die Clubkultur zu konzentrieren?

Nein, es gibt ja kein Whodunnit oder Mordermittlungen, sondern Thriller-Elemente. Natürlich haben Filme wie „Berlin Calling“ Kultstatus…

Der den DJ Paul Kalkbrenner in einer Art Mockumentary porträtiert…

Aber ich weiß nicht, ob das auf sieben Stunden ausgedehnt tragfähig wäre. Abgesehen vom Lebensgefühl des unbedingten Hedonismus muss anders als auf Spielfilmlänge irgendwann noch mehr passieren, Dramen und Konflikte. Bei uns bestehen sie darin, dass Beat aus seiner nächtlichen Subkultur abrupt in den Tag gerissen wird und dort mit dem international organisierten Verbrechen zu tun kriegt.