Auch vor "Babylon Berlin" habe die ARD Degeto bereits Serien gemacht, doch nun sei das Genre auf einem neuen Level angekommen und die Erwartungen entsprechend hoch. So begrüßte Christine Strobl, Geschäftsführerin der ARD-Filmtochter, die Gäste ihrer neuen Veranstaltung "Perspektive Serie" am Vorabend der Berlinale. Das Zusammenkommen von Produzenten, Autoren, Regisseuren und Schauspielern ließ keinen Zweifel daran, dass die Degeto es mit hochwertigen Mehrteilern ernst meint.

Strobl und ihr Redaktionsleiter Sascha Schwingel – der vor seinem Wechsel in die Vox-Geschäftsführung nach eigenem Bekunden noch ein paar Monate Vollgas für die Degeto geben wird – führten locker und launig durch das Line-up. "Wird die dritte Staffel schlechter?", scherzte Strobl mit "Babylon Berlin"-Macher Tom Tykwer, dessen Kollegen Achim von Borries und Henk Handloegten schon mitten in den Dreharbeiten stecken. Tykwer selbst gab zu Protokoll, dass er ab März wieder dreht und sich besonders auf die Film-im-Film-Szenen freut. Die Verfilmung des zweiten Volker-Kutscher-Romans "Der stumme Tod" bringt einen Mord hinter den Kulissen der Filmindustrie mit sich.

Einen kurzen Plausch mit dem Berliner Medienanwalt Christian Schertz startete Christine Strobl mit den Worten: "Viele von Ihnen kennen ihn, weil er Sie schon verklagt hat." Als Ideengeber und Koproduzent werkelt Schertz zusammen mit der UFA Fiction an dem Achtteiler "Legal Affairs" für RBB und Degeto. "Aufgrund der großartigen US-Anwaltsserien wie 'Suits', 'The Good Wife', 'Boston Legal' oder 'Scandal' ist es überfällig, dass man eine entsprechende Serie auch in Deutschland produziert", so Schertz. "Also ein echtes Legal-Format, das am Beispiel eines Medienanwalts spannende juristische Arbeit noch dazu an Fällen erzählt, die gesellschaftlich höchst relevante Themen betreffen, wie Hass im Netz, Verletzung von Persönlichkeitsrechten und Fake News." Gemeinsam mit den Drehbuchautoren Veronica Priefer, Christoph Callenberg, Yves Hensel und Florian Wentsch arbeitet Schertz derzeit an den Fällen. Als Produzenten zeichnen bei der UFA Benjamin Benedict und Johannes Kunkel verantwortlich.

Gemeinsame Sache machen UFA Fiction und Constantin Film in Sachen "Kaufhaus des Westens". Nachdem beide Produktionsfirmen im vorigen Jahr ursprünglich zwei konkurrierende "KaDeWe"-Serienprojekte angekündigt hatten, führen sie ihre Energien nun für RBB und Degeto zusammen – die allererste Kooperation der Macher von "Das Adlon" und "Ku'damm". "Wir wollen zeigen, dass etwas Großartiges entstehen kann, wenn sich die stärksten deutschen Kräfte zusammentun", so Constantin-Film-Vorstand Oliver Berben, der den Sechsteiler gemeinsam mit Sarah Kirkegaard und Benjamin Benedict produziert. "Adlon"-Autorin Rodica Doehnert versprach, keine reine Kaufhausgeschichte zu erzählen, sondern Menschen und ihre Schicksale am Sehnsuchtsort KaDeWe in den Vordergrund zu stellen. Schon abgedreht haben Berben und Kirkegaard ihren zweiteiligen Eventfilm "Club der singenden Metzger" für SWR und Degeto. Das historische Auswandererepos nach dem Bestseller von Louise Erdrich kann mit prominenten Namen vor und hinter der Kamera aufwarten: Uli Edel verfilmte das Drehbuch von Doris Dörrie und Ruth Stadler mit Jonas Nay und Aylin Tezel in den Hauptrollen – als Metzger und Zirkusartistin, die Anfang des 20. Jahrhunderts als Immigranten in North Dakota Fuß fassen wollen.

Sam Davis, Geschäftsführer der Kölner Produktionsfirma Rowboat, kündigte den sechsteiligen Thriller "Beste Kollegen" für MDR und Degeto an, dessen Drehbücher momentan von Klaus Arriens, Thomas Wilke und Stephanie Blöbaum geschrieben werden. Das sei "die doppelt packende Geschichte einer jungen LKA-Zielfahnderin, die nicht nur einen geflohenen Serienkiller bei einer temporeichen Verbrecherjagd einholen, sondern sich auch der größten, emotionalsten und schwierigsten persönlichen Herausforderung ihres Lebens stellen muss", so Davis. Polyphon-Chefin Beatrice Kramm wiederum bereitet mit Autor Holger Karsten Schmidt und Regisseur Andreas Herzog den Vierteiler "Die Toten von Marnow" (NDR/Degeto) vor, der auf tatsächlichen Menschenversuchen westdeutscher Pharmakonzerne in der DDR basiert. Hannah Hollinger und Achim Zons schreiben den von Square One Entertainment produzierten Thriller-Sechsteiler "Euer Ehren" (ORF/Degeto), in dem ein Richter sich für das Leben seines Sohns über das Gesetz stellt.

"Meine Lehre: Macht niemals ein Biopic über noch lebende Persönlichkeiten!", empfahl mit einem Schmunzeln Jan Berger, der Drehbuchautor des bereits angekündigten UFA-Fiction-Sechsteilers "Siegfried & Roy". Nach mehreren Treffen mit den Ausnahme-Entertainern gebe es durchaus voneinander abweichende Erzählungen ein und desselben Ereignisses. Für den deutschen Achtteiler im Rahmen des komplexen internationalen Fußball-Serienprojekts "Das Netz" von Red Bull, Beta Film und Degeto stellte Produzent Jochen Laube in Aussicht, die Wahrheit sei "noch schlimmer als in den Footbal Leaks beschrieben. Im fiktionalen Thriller können wir das ohne Berührungsängste thematisieren."