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In der vergangenen Woche hatten wir an dieser Stelle über die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs (VfGH) berichtet, dass Menschen, die das ORF-Programm lediglich streamen, künftig auch dafür zahlen müssen - bislang konnten sie die ORF-Gebühren so umgehen. Die Entscheidung hat wie erwartet zu einigen Diskussionen geführt. Beim öffentlich-rechtlichen Unternehmen ist man fraglos glücklich. Er habe die Entscheidung des Gerichts "wohlwollend" aufgenommen, erklärte ORF-Chef Roland Weißmann in den "Vorarlberger Nachrichten". Weißmann sagte in dem Interview auch, dass es nicht um mehr Geld für den ORF gehe. Vielmehr gehe es darum, "dass wir eine nachhaltige Finanzierung durch diese Erkenntnis haben werden. Der ORF erfüllt ja durchaus wichtige demokratiepolitische Aufgaben." Die Einnahmenausfälle durch gebührenfreies Streaming beziffert der ORF auf 53 bis 119 Millionen Euro. Sollte es bei der aktuellen Praxis bleiben, würde der Ausfall in den kommenden Jahren ansteigen, so die ORF-Rechnung.

VÖZ © VÖZ
Überhaupt nicht zufrieden mit der Entscheidung des Höchstgerichts sind wenig überraschend Privatsender und Zeitungsverleger. Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) in Form von Geschäftsführer Gerald Grünberger forderte jüngst in der "Krone" sowohl inhaltlich als auch in der Werbung "neue, klarere Regelungen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, um die drohende mediale Bodenversiegelung zu verhindern". Dem VÖZ ist vor allem die News-Seite des ORF ein Dorn im Auge, das ist schon seit längerer Zeit bekannt. Am liebsten wäre es dem Verband wohl, wenn der ORF den Wort-Anteil deutlich zurückfährt und sich auf Bewegtbild-Inhalte konzentriert. ORF.at ist allerdings die größte News-Seite des Landes, entsprechend groß ist der Widerstand aus dem ORF. Das Gericht machte in seiner Entscheidung klar, dass es zu Unabhängigkeit des ORF eine "konstitutive staatlich garantierte Finanzierung" geben müsse, das genaue Modell ließ man allerdings offen, weshalb sich nun die Stimmen für eine Haushaltsabgabe wie in Deutschland mehren. Auch Corinna Drumm, Geschäftsführerin des Verbands Österreichischer Privatsender, rechnet mit einer Veränderung in diese Richtung. Eine Haushaltsabgabe würde die Chance eröffnen, die Abgaben pro Kopf zu senken und die Wettbewerbsstruktur im Land zu sanieren – unter anderem durch den Ausbau der Förderung der Privatsender. Drumm spricht sich allerdings auch gegen zusätzliche Erlöse für den ORF aus.

Susanne Raab © BKA/Christopher Dunker Susanne Raab
Bis es zu einer möglichen Änderung der ORF-Finanzierung kommt, dürfte aber noch viel Zeit vergehen. Die "Streaming-Lücke" muss bis Ende 2023 geschlossen werden, aktuell liegt die Sache beim Gesetzgeber - genau genommen bei Medienministerin Susanne Raab von der ÖVP. "Das VfGH-Erkenntnis ist zur Kenntnis zu nehmen und wird aktuell im Detail geprüft, insbesondere im Hinblick auf eine möglichst geringe Belastung für die Menschen in unserem Land", hieß es aus dem Ministerium im Hinblick auf die Entscheidung des Gerichts. Raab arbeitet mit ORF und betroffenen Verbänden aktuell außerdem an einer Novelle des ORF-Gesetzes. Der öffentlich-rechtliche Sender will im Digitalen künftig mehr Spielraum haben - was den Privatsender und vor allem den Verlegern nicht passt. 

Marie-Claire Zimmermann © ORF Marie-Claire Zimmermann
Am vergangenen Montag hat Margit Laufer zum vorerst letzten Mal die "ZiB 2" moderiert und sich in ihre Babypause verabschiedet, die Journalistin gehört seit Anfang des Jahres zum Moderationsteam der Nachrichtensendung. Nun hat der ORF auch erstmals bekanntgegeben, wer die Vertretung von Laufer übernimmt: Es ist Marie-Claire Zimmermann, die am 28. Juli erstmals seit 2010 wieder durch die Sendung führt. Von 2007 bis 2010 gehörte Zimmermann schon einmal zum Moderationsteam der "ZiB 2". Margit Laufer sagt: "Die Vorfreude auf unser erstes Kind ist riesengroß und unser Leben wird ab Herbst auf den Kopf gestellt werden. Ebenso groß wird aber später auch die Freude auf die Rückkehr in die ‚ZIB-Familie‘ sein." Und Marie-Claire Zimmermann: "Ich freue mich sehr darauf, während Margits Karenz wieder die ,ZiB 2‘ zu moderieren. Nach zwölf Jahren dorthin zurückzukehren, fühlt sich ein bisschen an wie Heimkommen."

Österreich in Zahlen

ORF 1 © ORF
Die österreichische Frauen-Fußball-Nationalmannschaft ist bei der EM zwar ausgeschieden, das Spiel gegen Deutschland hat ORF 1 in der vergangenen Woche aber fantastische Quoten beschert. Schon die erste Halbzeit der Viertelfinal-Partie sahen sich 881.000 Menschen an, das entsprach 35 Prozent Marktanteil. Die zweiten 45 Minuten lagen dann sogar bei 41 Prozent und einer Reichweite in Höhe von 894.000. Damit war das Match die mit Abstand erfolgreichste Sendung von ORF 1 in der gesamten letzten Woche. 

Einschaltquoten © DWDL.de
Ebenfalls gut, aber längst nicht so stark wie mit der Nationalelf bei der EM, lief es für ORF 1 mit dem Bundesliga-Auftakt am vergangenen Freitag. Die Partie Salzburg gegen Austria Wien haben 197.000 (Halbzeit eins) bzw. 258.000 (Halbzeit zwei) Menschen verfolgt. Der Marktanteil kletterte im Verlauf des Matches von zunächst 11 auf später 14 Prozent. Beides sind gute Werte für den ORF, der in dieser Saison insgesamt vier Bundesliga-Spiele zeigen wird. Möglich macht das eine Kooperation mit Sky (DWDL.de berichtete). 

Florian Silbereisen © MDR/ARD/Thorsten Jander
In ziemlich guter Verfassung präsentierte sich am Samstag Florian Silbereisen in ORF 2. Mit dem "Großen Schlagercomeback" erreichte der Sender 511.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, das entsprach einem Marktanteil in Höhe von 28 Prozent. Damit lag die Schlagershow weit über dem Senderschnitt des Marktführers. In Deutschland sahen etwas weniger als fünf Millionen Menschen zu, damit kam Das Erste auf ebenfalls starke 24,1 Prozent. In Österreich lief es also noch ein Stück weit besser.