© ORF/Thomas Ramstorfer
Der ORF-Konzern hat das vergangene Jahr mit einem Gewinn vor Steuern in Höhe von 9,6 Millionen Euro abgeschlossen, das Ergebnis der Muttergesellschaft lag bei 1,9 Millionen Euro. Der öffentlich-rechtliche Rundfunkkonzern hat also noch einmal die Kurve bekommen, nachdem im vergangenen Jahr zwischenzeitlich ein möglicher Millionen-Verlust im Raum stand. Einen solchen wird man für das laufende Jahr aber wohl nicht verhindern können, aktuell geht man für 2023 von einem Verlust in Höhe von 17 Millionen Euro aus. ORF-Chef Roland Weißmann bezeichnete das als "nicht erfreulich", will aber alles dafür tun, um den Betrag noch zu reduzieren. Grund für das erwartete Minus ist der Einbruch am Werbemarkt, der auch am ORF nicht spurlos vorbeigeht. Allein 2022 machte man fast 220 Millionen Umsatz mit Werbung. Am Programm sparen will der ORF nach aktuellen Planungen nicht. "Durch die konsequente Fortsetzung des Einsparungs- und Restrukturierungskurses werden wir aber sicherstellen, dass der ORF in den kommenden Jahren wieder ausgeglichen bilanziert und das notwendige Einsparungsvolumen von rd. 300 Mio. Euro realisieren kann. Dadurch werden wir auch den nötigen Spielraum schaffen, um unsere programmlichen Vorhaben zu realisieren und zu einem ORF für alle zu werden!", sagt Weißmann. Ein 300 Millionen Euro schweres Sparpaket hatte der ORF-Chef vor einigen Monaten angekündigt

Bereits in der vergangenen Woche hatten wir an dieser Stelle berichtet, dass der Zeitungsverband VÖZ in Sachen ORF-Gesetzesnovelle eine Beschwerde bei der EU-Kommission plant. Nun zieht auch der Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) nach und hat sich an Brüssel gewandt, das berichten "Kurier" und "Standard" unabhängig voneinander. Demnach halten die Privatsender den neuen ORF-Beitrag, der bald die GIS-Gebühr ersetzt (wir berichtete), für genehmigungspflichtig. Der ORF erhält künftig durch den neuen Beitrag wohl mehr Geld - wie viel genau ist aber noch unklar. Erhält der ORF mehr, als er benötigt, soll das zusätzliche Geld aber in eine Widmungsrücklage bzw. in der Folge auf ein Sperrkonto fließen. Außerdem erhält der ORF online künftig mehr Möglichkeiten, hier war der Rundfunk bislang sehr beschränkt - gleichzeitig sind aber auch neue Werbebeschränkungen geplant. 

Wiener Zeitung © Wiener Zeitung
Nachdem die Bundesregierung das Aus der "Wiener Zeitung" in bisheriger, gedruckter Form beschlossen hat, muss nun auch die Druckerei Herold Druck schließen, Ende des Jahres soll der Betrieb eingestellt werden. 46 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind davon betroffen. Allerdings hat die Druckerei auch den Auftrag für die Gratis-Tageszeitung "Heute" verloren - die erscheint in einer deutlich höheren Auflage als die "Wiener Zeitung". Die "älteste Tageszeitung der Welt", wie die "Wiener Zeitung" oft bezeichnet wurde, erschien am Freitag zum letzten Mal - und war vielerorts ausverkauft. Künftig soll die Marke vor allem online geführt werden - und das sorgte in den ersten Tagen prompt für einige Verwunderung. Alte Links der "Wiener Zeitung" funktionieren aktuell nämlich überhaupt nicht mehr, das dürfte dem Traffic der Seite nicht sonderlich gut tun. Außerdem hat man sich von Twitter und Facebook verabschiedet - und will künftig nur noch Instagram, TikTok und Youtube bespielen. Durch den Umbau zum Online-Medium wird es voraussichtlich 63 Vertragsauflösungen geben, fast die Hälfte davon in der Redaktion. 

DerStandard.at © DerStandard
Einen Personalabbau gibt es auch beim "Standard", dort betrifft das allerdings nur das Videoteam. Wie der "Kurier" berichtet, sollen zehn Personen von der Maßnahme betroffen sein. Bestand die Abteilung bislang aus rund einem Dutzend Journalistinnen und Journalisten, sollen dem Team künftig nur noch drei Personen angehören. "Standard"-Geschäftsführer Alexander Mitteräcker hat das auch gegenüber dem "Kurier" bestätigt. Als Grund für den Kahlschlag nennt Mitteräcker die Medienpolitik und die künftigen Online-Freiheiten des ORF. "Das Ausmaß, mit dem der ORF künftig online only Videos machen kann, hat uns gezeigt, wie schwierig der Markt künftig für uns sein wird", so der "Standard"-Chef. Mitteräcker erklärte schon vor einigen Wochen, durch neue Möglichkeiten könnte ORF.at zu einer "Massenvernichtungswaffe" werden. Dass der "Standard" nun aber die Waffen streckt, bevor das neue ORF-Gesetz überhaupt beschlossen ist, kommt dann doch etwas überraschend. Der ORF soll künftig Online-Only-Inhalte produzieren dürfen, außerdem fällt die 7-Tage-Regelung weg. 

Auf1 © Auf1
Der rechte Verschwörungssender Auf1 hatte zuletzt gegen das Audiovisuelle-Mediendienste-Gesetz (AMD-G) verstoßen, weil er zumindest zwischen März und November 2022 mehrmals täglich ohne Lizenz auf dem oberösterreichischen Regionalkanal RTV sendete. Nun will Auf1 offenbar einen eigenen TV-Sender starten, entsprechende Aussagen machte der Auf1-Chefredakteur Stefan Magnet in einem Video. Darin sagte Magnet auch, dafür keine Lizenz bei der KommAustria beantragt zu haben - und dass man trotzdem einen legalen Weg gefunden habe, um senden zu können. Da tun sich wohl schon die nächsten Auseinandersetzungen zwischen Verschwörungssender und Medienbehörde auf. Noch muss Auf1 aber erst einmal die Finanzierung für den Sendestart zusammenbekommen - dafür wirbt man gerade auf seiner Plattform. 

Österreich in Zahlen

Servus TV © Servus TV
Die Gewinner aus Marktanteilssicht waren im Juni ServusTV und oe24.TV. Der Privatsender aus dem Hause Red Bull erreichte schon beim Gesamtpublikum sehr starke 4,8 Prozent und damit den besten Wert seit November 2022. Bei den 12- bis 49-Jährigen lief es angesichts von 4,5 Prozent ebenfalls sehr gut - das ist sogar der höchste Wert, den ServusTV beim jungen Publikum jemals eingefahren hat. Herausragend liefen beim Sender im Juni vor allem einige Sport-Übertragungen, mit ihnen schaffte ServusTV unter anderem den zweit- bzw. vierterfolgreichsten Tag seiner Geschichte (DWDL.de berichtete hier und hier). 

Puls 4 © Puls 4
In der jungen Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen zog ServusTV damit auch an ATV vorbei, das im Juni bei 4,3 Prozent hängen blieb. Puls 4 lag ebenfalls in Schlagdistanz, war mit 4,8 Prozent aber noch etwas erfolgreicher - für den Sender war das der beste Wert des laufenden Jahres. Beim Sender brachte es die Gründershow "2 Minuten 2 Millionen" trotz überschaubarer Gesamtreichweiten aus bis zu 8,6 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Insgesamt lag ATV (3,0 Prozent) vor Puls 4 (2,7 Prozent) - und beide Sender deutlich hinter ServusTV. 

oe24.tv © Mediengruppe Österreich
oe24.TV profitierte von der besonderen News-Lage im Juni: Neben den weltweit beachteten Ereignissen in der Ukraine etwa auch das Wahlchaos beim SPÖ-Parteitag. So kam der Sender insgesamt auf 1,5 Prozent Marktanteil - das ist der höchste Wert in der Sendergeschichte. Bei den 12- bis 49-Jährigen lief es mit 1,6 Prozent noch etwas besser, das ist einer der besten Werte in der Geschichte des kleinen Senders. Damit hielt man die Konkurrenz von Puls24 auf Abstand, der Sender der ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe konnte nicht ansatzweise so sehr von der News-Lage profitieren. Mit 0,9 Prozent insgesamt war es zwar, wie schon im April, der erfolgreichste Monat des Jahres, damit lag man aber weit hinter oe24.TV. Und auch beim jungen Publikum war der Abstand groß, hier kam Puls 24 nur auf 0,8 Prozent

ORF 1 © ORF
Schlechte Nachrichten gab es derweil auch für ORF 1. Beim Gesamtpublikum ging es für den Sender auf 7,3 Prozent bergab, bei den Jüngeren standen nur 9,8 Prozent auf dem Konto des Senders. Das sind nicht nur signifikante Rückgänge im Vergleich zu den Vormonaten, sondern auch im Vergleich zum Juni 2022. Besser schlug sich da schon ORF 2, das mit 21,2 Prozent seinen Gesamt-Marktanteil ausbauen konnte. Bei den 12- bis 49-Jährigen lag man mit 9,7 Prozent nur knapp hinter ORF 1. 

Formel 1 in Spielberg © IMAGO / Thomas Melzer
ORF 1 hat am Sonntag das Formel-1-Rennen aus Spielberg übertragen und damit 729.000 Zuschauerinnen und Zuschauer erreicht, das entsprach 54 Prozent Marktanteil. Beim jungen Publikum zwischen 12 und 49 Jahren waren ebenfalls starke 53 Prozent drin. Ein kleiner Dämpfer für den Sender ist aber die Tatsache, dass man im vergangenen Jahr auf eine noch höhere Reichweite kam - und das trotz der parallelen Übertragung bei ServusTV, die man in diesem Jahr bekanntlich aus dem Weg gegangen war (DWDL.de berichtete). Bereits am Samstagabend kam das "Schlagerbooom"-Open-Air aus Kitzbühel in ORF 2 auf starke 27 Prozent Marktanteil in der Primetime, 541.000 Menschen sahen sich die Show mit Florian Silbereisen an.