© ORF/Thomas Ramstorfer
Weil die Besetzung der ORF-Aufsichtsgremien teilweise verfassungswidrig ist, muss der Gesetzgeber hier nachbessern (DWDL.de berichtete). Eine Entpolitisierung insbesondere des mächtigen Stiftungsrats hatten in der Vergangenheit auch immer Journalistinnen und Journalisten des ORF gefordert. Nun hat der ORF-Redaktionsausschuss, das sind die Redaktionssprecherinnen und -sprecher aus allen Bereichen, einen Vorschlag zur Gremienreform gemacht. So fordert man das Einsetzen einer Gruppe von unabhängigen Medien-, Rechts- und Wirtschafts-Expertinnen und -Experten, die eine Grundlage für den Gesetzgeber ausarbeiten soll. Selbst will der ORF-Redaktionsausschuss, dass Regierungsparteien künftig nicht automatisch die Mehrheit in den Gremien haben. Stattdessen sollen unabhängige Expertinnen und Experten nominiert werden. "Es soll nicht nach Parteinähe, sondern nach fachlichen Kriterien besetzt werden", heißt es in einem Schreiben des Gremiums. Außerdem fordert man: Eine Auflösung der partei-politischen Freundeskreise, die Abschaffung des Anhörungsrechts der Landeshauptleute bei der Besetzung der ORF-Landesdirektionen und die Einführung von geheimen Wahlen. Gleichzeitig will man, dass der Redaktionsrat eine Vertretung in den Stiftungsrat entsendet, an der Spitze des Gremiums soll nach dem Willen des Redaktionsausschusses eine "fachlich unbestrittene" Person stehen - "ohne politische Schlagseite und mit einem hohen Maß an Expertise in Medienfragen".

FPÖ © FPÖ
Die Reaktion der rechtspopulistischen FPÖ auf die Forderung der Journalistinnen und Journalisten des ORF fiel einigermaßen skurril aus. Die Partei erklärte, die vorgeschlagene Reform gehe nicht weit genug. Mediensprecher Christian Hafenecker sagte, eine reine Gremienreform sei nichts anderes "als ein viel zu wenig weit gehendes ‘Herumdoktern’". Eine Einbeziehung von internationalen Experten in den ORF-Gremien lehnt Hafenecker konsequent ab und erklärt: "Das würde den ORF auf einen noch extremeren linksgrünen Kurs bringen und außerdem eine mögliche Einflussnahme aus dem Ausland bedeuten, die inakzeptabel ist." Die FPÖ fordert eine "Totalreform" des ORF und will im Zuge dessen auch die ab 2024 geltende Haushaltsabgabe wieder abschaffen. 

Im Zentrum © ORF/Thomas Ramstorfer
Hubert Seipel steht wegen seiner Verbindungen zu Russland und den Zahlungen, die er von dort für mindestens ein Buchprojekt erhielt, massiv in der Kritik. Der NDR hatte bereits eine Aufarbeitung zu den Filmen angekündigt, die Seipel für den Sender produziert hatte. Seipel trat vor Jahren aber auch im ORF auf, zwei Mal in der Talkshow "Im Zentrum". Beide Einladungen sollen "im internen Qualitätsmanagement selbstverständlich erneut nachbesprochen" werden, heißt es vom ORF gegenüber dem "Kurier". Gleichzeitig heißt es vom Sender, bei den Einladungen seien die journalistischen Standards eingehalten worden. Seipel sei in beiden Sendungen kritisch mit seinen Aussagen konfrontiert worden. Damals schon im Raum stehende Vorwürfe habe Seipel "in Abrede gestellt", so der ORF. 

House of the Dragon © Home Box Office
Die HBO-Serie "House of the Dragon" feiert schon bald österreichische Free-TV-Premiere: Die zehn Folgen sind in einer Sonderprogrammierung zu sehen: Drei Episoden gibt’s am 30. November zu sehen, die weiteren drei und vier Episoden folgen am 1. und 2. Dezember. Ausstrahlender Sender ist etwas überraschend das kleine ATV2. Alle Folgen gibt’s ab dem 25. November 30 Tage lang kostenlos bei Joyn zu sehen. ProSiebenSat.1Puls4 bewirbt das daher auch als "Free-Stream-Premiere", man will mit der Serie also ganz offenkundig auch die Streamingplattform stärken. 

Oliver Mojen © Deutsche Welle Oliver Mojen
Beim ORF werden bald die drei Chefredaktions-Posten neu besetzt. Der in Sachen ORF stets gut informierte "Standard" berichtet nun über die Bewerberinnen und Bewerber, darunter ist auch Oliver Mojen, aktuell noch Programmleiter des TV-Senders DW Deutsch. Er will Chefredakteur Multimediale Fachressorts werden, dabei tritt er unter anderem gegen "Dossier"-Grüner Florian Skrabal an. Beste Aussichten auf den Job hat nach "Standard"-Infos aber Gabriele Waldner-Pammesberger, aktuell interimistische Radio-Chefredakteurin. Für den Job als Chefredakteur Sendungs- und Plattformteams hat sich, wie schon berichtet, der ehemalige APA-Chef Johannes Bruckenberger beworben, er dürfte ziemlich gute Chance haben. Mit Claudia Reiterer gibt es laut "Standard" nun aber noch eine bekannte ORF-Journalistin, die im Rennen ist. 

VÖZ © VÖZ
Im September hat der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) den Journalisten-Kollektivvertrag ohne vorherige Rücksprache mit den Gewerkschaften gekündigt. Die Rede war damals von "dramatischen Veränderungen" des Marktes. Nun sieht es so aus, als könnte der VÖZ die Kündigung schon bald wieder zurücknehmen. Das geht aus einer Vereinbarung zwischen VÖZ und der Journalistengewerkschaft in der GPA hervor. Diese muss allerdings noch formal beschlossen werden. Danach sollen Verhandlungen aufgenommen werden, die bis weit in das kommende Jahr reichen werden. Streiks soll es bis dahin keine geben. "Der Verlegerverband war von Beginn an an einer konstruktiven Reform des Kollektivvertrags interessiert, diese Zielsetzung hat auch weiterhin Priorität. [...] Das Signal, das vonseiten des VÖZ gesetzt wurde, ist angekommen", sagte VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger gegenüber der APA.

Österreich in Zahlen

Licht ins Dunkel © ORF
Nachdem es im vergangenen Jahr Kritik von Behindertenvertretern an der ORF-Charitysendung "Licht ins Dunkel" gegeben hatte, verpasste der Sender dem Format in diesem Jahr ein etwas anderes Konzept. Das ist aber offenkundig nicht aufgegangen, das Interesse an der Sendung ging spürbar zurück. Am Samstagabend schalteten nur 297.000 Menschen in ORF 2 ein, der Marktanteil lag bei schwachen 15 Prozent. Ein Jahr zuvor sahen noch 509.000 Personen zu. Die Reichweiten der Gala sind schon seit einigen Jahren rückläufig, 2020 sahen noch mehr als 600.000 Menschen zu, der Einbruch jetzt ist aber noch einmal sehr deutlich.

Schnee © X-Filme Produktion/Oliver Oppitz
Teilweise deutlich zurückgegangen ist derweil das Interesse an der Mystery-Thriller "Schnee", die in der Vorwoche noch ziemlich gut startete (DWDL.de berichtete). Die Folgen vier bis sechs schwankten am vergangenen Montag zwischen Reichweiten in Höhe von 289.000 und 349.000. Zwei Folgen erzielten 12 Prozent Marktanteil, am Ende waren es immerhin 14 Prozent. "Schnee" lag damit über dem Senderschnitt von ORF 1, vor einer Woche sah es aber noch besser aus. Reichweitenstärkste Sendung von ORF 1 in der vergangenen Woche war der "Landkrimi" mit 566.000 Zuschauerinnen und Zuschauern sowie 21 Prozent Marktanteil. 

RTL Fußball - UEFA Friendly Matches © RTL
RTL hat in Österreich vor allem mit dem Fußball-Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und der Türkei am Wochenende Reichweite gemacht. 177.000 Menschen sahen sich das Match während der ersten Halbzeit an, 228.000 waren es während den zweiten 45 Minuten. In der klassischen Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen reichte das zu 9,9 und 10,6 Prozent Marktanteil - Werte, die deutlich über dem Senderschnitt liegen. Bei ServusTV meistgesehen war ebenfalls Fußball: Das Match zwischen Estland und Österreich kam in der zweiten Halbzeit auf mehr als 600.000 Zuschauerinnen und Zuschauer