Die Primetime Emmys sind ein amerikanischer Fernsehpreis und sollen die besten Produktionen der amerikanischen TV-Landschaft auszeichnen - insofern gilt es zunächst die Frage zu klären, was britische Produktionen wie "Downton Abbey" überhaupt hier zu suchen haben - schließlich gibt es sogar im Emmy-Reich mit den "International Emmys" eine eigene Verleihung für Produktionen aus dem Rest der nicht-amerikanischen Welt.

In der Tat sind für die "Primetime Emmys" eigentlich auch nur Serien und Filme von US-Produzenten zugelassen - doch die Statuten lassen ein Hintertürchen offen: Die Koproduktionsregelung. Wenn eine amerikanische Firma als Koproduzent beteiligt ist und darüber hinaus schon vor dem Produktionsstart ein Sendeplatz im amerikanischen Fernsehen garantiert ist, dann dürfen auch vorwiegend ausländische Produktionen an den Primetime Emmys teilnehmen. Bei "Downton Abbey" sorgt für beides das ansonsten weitgehend unbedeutende öffentlich-rechtliche Network PBS. Der zu PBS gehörende Bostoner Sender WGBH-TV tritt als Koproduzent auf, für den Sendeplatz unter anderem für britische Produktionen sorgt seit Jahrzehnten die PBS-Reihe "Masterpiece".

Auf dem gleichen Weg kam übrigens auch "Sherlock" in den Emmy-Wettbewerb als beste Miniserie/TV-Film - die Kategorie, die "Downton Abbey" im letzten Jahr schon für sich entscheiden konnte. In dieser Kategorie sind die Briten ohnehin keine Ausnahmeerscheinung: 2009 gewann "Little Dorrit", 2005 "The Lost Prince", nominiert waren in den letzten Jahren zudem unter anderem "Cranford", "Return to Cranford", "Prime Suspect: The Final Act" und in diesem Jahr neben "Sherlock" zusätzlich noch "Luther" - allesamt eigentlich britische Produktionen.

Doch in diesem Jahr tritt "Downton Abbey" in der deutlich härter umkämpften und prestigeträchtigeren Kategorie als Beste Serie an - und hier käme ein Sieg schon einer kleinen Sensation gleich. 23 Jahre lang hatten es britische Produktionen nicht mal auf die Nominierungslisten geschafft. Zuletzt war das "Rumpole of the Bailey" im Jahr 1988 gelungen, das sich damals allerdings letztlich der ABC-Serie "thirtysomething" geschlagen geben musste.

Schon das Auftauchen von "Downton Abbey" auf der Nominierungsliste der "Königskategorie", wie sie von vielen genannt wird, ist also ein Erfolg an sich. Doch ob die zum weit überwiegenden Teil amerikanischen Mitglieder der Academy of Television Arts & Sciences wirklich diesen prestigeträchtigen Titel ins Vereinigte Königreich vergeben werden, steht auf einem anderen Blatt. Doch ausgeschlossen ist es nicht: Wenn man bis in die 70er zurückgeht, dann findet man Vorbilder, denen "Downton Abbey" nacheifern könnte: 1972 gewann "Elizabeth R", "Upstairs, Downstairs" holte den Preis sogar gleich drei Mal, nämlich 1974, 1975 und 1977. Und wie "Downton Abbey" griffen auch diese Serien historische Stoffe aus der Vergangenheit auf. Womöglich ist das ja doch nicht das schlechteste Omen.

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