"Mad Men" kann bei dieser Emmy-Verleihung Geschichte schreiben. Es ist ein Satz, den man seit dem Jahr 2012 Jahr für Jahr wieder schreiben kann - doch bestätigen wollte er sich bislang einfach nicht. Schon in ihrem ersten Jahr hatte die Serie die Herzen der Kritiker erobert und von 2008 bis 2011 vier Jahre in Folge den Emmy für die beste Drama-Serie mit nach Hause nehmen können. Vorher gelang das nur drei anderen Serien: "Hill Street Blues", "L.A. Law" und "The West Wing". Mit einem weiteren Emmy wäre "Mad Men" aber alleiniger Rekordhalter. Doch nach dem beeindruckenden Triumphzug der ersten vier Jahre kam einfach nicht mehr viel nach. Zwar war jede einzelne Staffel - bzw. im Falle der letzten auch jede Halb-Staffel - nominiert, doch "Mad Men" ging seit 2012 Jahr für Jahr leer aus.

In diesem Jahr gehört die Serie aber wieder zu den Favoriten - denn das Finale wurde allgemein als äußert gelungen aufgenommen. Wie viel der Farewell-Bonus wert ist, muss sich aber natürlich erst noch zeigen. Falls die Academy-Mitglieder "Mad Men" diesen Triumph nicht gönnen wollen, dann haben sie ja womöglich zumindest Mitleid mit Jon Hamm. Den hat man nämlich ähnlich wie die Serie selbst seit Staffel 1 Jahr für Jahr als besten Hauptdarsteller für seine Rolle des Don Draper nominiert. Nur: Gewonnen hat er noch nie. Sein Emmy-Konto ist auch für andere Rollen bislang gänzlich leer - als Hauptdarsteller in einer der meistgelobten Serien der letzten zehn Jahre schon ein erstaunliches Resultat. In diesem Jahr könnte er übrigens sogar das Kunststück schaffen, nicht nur einen Emmy in der Drama-Kategorie mit nach Hause zu nehmen, sondern zugleich auch im Comedy-Bereich. Dort ist er nämlich für eine Gastrolle in der Netflix-Serie "Unbreakable Kimmy Schmidt nominiert. Ähnlich glücklos wie Jon Hamm war übrigens auch Serien-Kollegin Elisabeth Moss, die ebenfalls vielfach nominiert war, aber nie gewonnen hat.

Doch "Mad Men" stößt auch in diesem Jahr wieder auf ein starkes Konkurrenz-Umfeld. Denn noch eine andere Serie gilt schon seit langem als überfällig: "Game of Thrones". Klar: Eine Fantasy-Serie, noch dazu eine so blutrünstige, ist auf den ersten Blick nicht der größte Emmy-Liebling. Doch die von Jahr zu Jahr steigende Zahl der Nominierungen - in diesem Jahr führt "Game of Thrones" mit großem Vorsprung das Feld an - zeigen schon, dass sich auch die Academy-Mitglieder zunehmend damit anfreunden können, so wie es auch die steigenden Zuschauerzahlen beim Publikum zeigen. Kaum eine Serie wird so stark besprochen, so sehnsüchtig erwartet. Und die komplexe Geschichte hätte es zweifellos auch verdient, nicht nur wie in den vergangenen Jahren für Äußerlichkeiten wie Make-Up oder Special Visual Effects geehrt zu werden. Die krasse Außenseiter-Rolle der ersten Jahre, als schon die Nominierung als beste Drama-Serie eine kleine Sensation darstellte, hat man jedenfalls längst abgestreift.

Von HBO ist es diesmal übrigens die einzige Serie, die man in der Königskategorie im Rennen hat. Dafür gibt es gleich zwei andere Anbieter mit zwei Serien im Köcher. Da wäre zum Einen AMC, das neben dem zu Ende gehenden "Mad Men" noch Neuling "Better Call Saul" platzieren konnte. Wird James Mc Gill, wie Saul Goodman hier noch heißt, in die großen Fußstapfen von "Breaking Bad" treten können?  Die Serie hatte zum Abschied im Vorjahr noch dominiert. Neben der Serie selbst hatten damals auch Bryan Cranston, Anna Gunn und Aaron Paul Preise abgeräumt. Soviele Preise werden's diesmal kaum werden. Aber Bob Odenkirk ist selbst zumindest auch als bester Hauptdarsteller nominiert. Für seine Rolle in "Breaking Bad" hatte er es übrigens nie auch nur auf die Nominierungsliste geschafft.

Zweiter Anbieter mit zwei Serien im Rennen: Netflix. Da wäre zum Einen "House of Cards". Die dritte Staffel der hochgelobten Serie, die dem VoD-Anbieter enorm viel Prestige beschert hatte, war allerdings auf nicht mehr ganz so ungeteilte Begeisterung gestoßen und sah sich auch manch kritischem Ton gegenüber. Insofern wäre ein Sieg im dritten Jahr schon eher eine kleine Überraschung. Trotzdem schaffte es nicht nur die Serie selbst, sondern auch Kevin Spacey und Robin Wright in den Darsteller-Kategorien auf die Nominierungsliste. Dort findet sich zudem auch "Orange is the New Black" wieder - und das war alles andere als selbstverständlich. Im vergangenen Jahr wurde die Serie noch im Comedy-Fach eingereicht, wo sie es mit ihrem Drama-Anteil leichter hatte als im noch härter umkämpften Drama-Fach. Doch nach Regel-Änderungen musste sie als Einstünder nun eben in dieser Drama-Kategorie ran, wo sie dann eher als Leichtgewicht wirkt. Doch der Wechsel hat sehr gut geklappt. Mit Uzo Aduba gab's zudem noch eine Nominierung in der Nebendarsteller-Kategorie.

Einen Rubriken-Wechsel hat auch schon "Downton Abbey" hinter sich, das im ersten Jahr noch als Miniserie eingereicht worden war, dann aber in den Drama-Bereich wechseln musste. Dort tut sich die Serie seither schwerer, auch wenn sie bislang in jedem Jahr nominiert war. Zum Sieg gereicht hat es hier bislang noch nicht und auch diesmal käme er wohl eher überraschend. Zurück im Nominiertenfeld ist "Homeland". Die Serie hatte in ihrem ersten Jahr 2012 alles abgeräumt, was abzuräumen war, tat sich im zweiten Jahr schon schwerer und war mit der eher fragwürdigen dritten Staffel gar nicht mehr nominiert. Doch mit Staffel 4 gelang ein kreativer Neustart, endlich verabschiedete man sich von der viel zu lange erzählten Brody-Geschichte. Trotzdem ist auch "Homeland" eher Außenseiter. Neben der Serie an sich ist auch die zweimalige Siegerin Claire Danes wieder als beste Hauptdarstellerin für ihre Rolle der Carrie Mathison nominiert.

In der Kategorie der Hauptdarstellerinnen finden sich übrigens auch die einzigen Vertreter des Network-Fernsehens, das in der Kategorie "Beste Drama-Serie" erneut überhaupt keinen Stich landen konnte. Während der Frühjahrs-Megahit "Empire" alles in allem bei den Emmys weitgehend ignoriert wurde, konnte zumindest Taraji P. Henson für ihre Rolle der Cookie eine Nominierung ergattern. Zudem findet sich Viola Davis aus dem ABC-Hit "How to get away with Murder" hier wieder. Sie verdrängte gewissermaßen Kerry Washington ("Scandal"). Und dann gibt's da noch eine lange überfällige Frau auf der Nominierungsliste: Tatiana Maslany erhielt für "Orphan Black" ihre erste Emmy-Nominierung überhaupt, nachdem sie für die ersten beiden Staffeln völlig ignoriert wurde. Dabei spielt sie in der Serie nicht nur eine Paraderolle, sondern eine zweistellige Anzahl an Klonen mit völlig unterschiedlichen Charakter. Eine Emmy-Auszeichnung für sie wäre da sicherlich kein Fehler.

Weitgehend ignoriert wurde bei den Emmys bislang auch die Serie "Ray Donovan" von Showtime. Nun hat es aber zumindest Hauptdarsteller Liev Schreiber unter die Nominierten für den besten Hauptdarsteller geschafft - wenn auch eher als Außenseiter. Etwas größere Chancen werden da schon Jeff Daniels zuerkannt. Doch so richtig warm wurden Publikum und Kritiker mit seiner Serie "The Newsroom" letztlich dann auch nie. 2013 hat er schon einmal den Preis als bester Hauptdarsteller bekommen, ein zweiter wäre in diesem Jahr möglich. Dazu müsste er sich aber zusätzlich auch noch gegen Kyle Chandler durchsetzen, der für seine Rolle im Netflix-Familiendrama "Bloodline" nominiert ist. Für ihn wäre es der zweite Emmy: 2011 wurde er schonmal für seine Rolle in "Friday Night Lights" ausgezeichnet.