Eigentlich sollte der Deutsche Fernsehpreis bereits an diesem Samstag verliehen werden. Geplant war eine große Gala, die erstmals seit mehreren Jahren wieder live im Fernsehen übertragen werden sollte. Doch die Corona-Pandemie durchkreuzte die großen Pläne der Stifter, sodass ein glamouröser Neustart nicht möglich ist. Ungeachtet dessen gibt es dennoch zahlreiche Veränderungen, allen voran mit Blick auf die Anzahl der Kategorien. Diese wurde spürbar erweitert, um ein Gleichgewicht der Genres zu schaffen (DWDL.de berichtete).

Nun steht das Ergebis der monatelangen Jury-Arbeit fest - diese hatte auch deshalb besonders viel zu sichten, weil die Verlegung der Verleihung vom Anfang in die Mitte des Jahres dazu führte, dass Programme und Leistungen berücksichtigt wurden, die zwischen dem 1. Januar 2019 und dem 30. April 2020 ausgestrahlt worden sind. "Corona-bedingt mussten die Stifter den großen Auftakt leider auf das nächste Jahr verschieben", sagt Wolf Bauer (Foto), unter dessen Vorsitz die Jury tagte. "Gleichwohl hatten sie die Jury gebeten, ihre Arbeit fortzusetzen, denn eineinhalb Jahre ambitioniertes Fernsehschaffen verdienen auch ohne Live-Show eine ernsthafte Anerkennung."

Das gelte umso mehr, weil sich im Beobachtungszeitraum Außergewöhnliches ereignet habe. "Die umfassende, verlässliche und journalistisch glänzend aufbereitete Berichterstattung über die Corona-Pandemie hat durch wachsende Reichweite und Nutzungsdauer auch bei jungen Zielgruppen bewiesen, dass das lineare Fernsehen für die Mehrheit der Deutschen immer noch das relevanteste Fenster zur Welt ist." Zudem hätten die Streaming-Plattformen Visionen und künstlerische Ambitionen der Macher in allen Genres noch einmal beflügelt. "So können wir für den Beobachtungszeitraum konstatieren, dass das Programm der klassischen Sender, ihrer Mediatheken und der Streaming-Anbieter insgesamt so vielfältig und umfangreich ist wie nie zuvor", erklärte Bauer.

Die Nominierungen für den Deutschen Fernsehpreis 2020

Preis der Freiheit© ZDF/W&B Television/Morten Søborg
Doch wer darf nun auf Auszeichnungen hoffen? Im maßgeblichen Vergleich der Werkkategorien nach Sendergruppen führen ZDF und ZDFneo mit insgesamt 13 Nennungen, gefolgt von der ARD mit zehn Nennungen. RTL, Vox und TVNow zählen zusammen ebenso wie ProSieben, Sat.1 und Joyn jeweils acht Nennungen. Je zwei Nominierungen gehen an Sky und Netflix, je eine an Sport1 und Magenta. Im Vergleich der nominierten Produktionen führt in der Fiktion der ZDF-Mehrteiler "Preis der Freiheit" (Foto) mit fünf Nominierungen, gefolgt vom ZDF-Film "Endlich Witwer" und der Sky-Dramaserie "Der Pass" mit je vier Nominierungen. In der Unterhaltung erhält der ProSieben-Hit "The Masked Singer" ebenso drei Nennungen wie die RTL-Show "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!". Übrigens: Im Gender-Vergleich über alle Genres gehen insgesamt rund 36 Prozent der Nominierungen an Frauen, in der Fiktion sind es rund 42 Prozent.

Die Vielfalt des Fernsehjahres wird deutlich, wenn man sich beispielsweise die Nominierten im Rennen um die Beste Drama-Serie ansieht. Dort können neben "Der Pass" auch "Babylon Berlin", "Bad Banks", "Druck" und "MaPa" auf eine Auszeichnung hoffen. Im Show-Bereich wiederum geht neben "The Masked Singer" auch "Joko & Klaas gegen ProSieben" und der dazugehörige "Joko & Klaas Live" ins Rennen, aber auch der RTL-Erfolg "Denn sie wissen nicht, was passiert!" mit Günther Jauch, Thomas Gottschalk, Barbara Schöneberger und Thorsten Schorn ins Rennen. Das Quartett gehört übrigens ebenfalls zu den Nominierten für die Beste Moderation im Unterhaltungsbereich.

Allzu lange müssen sich die Nominierten indes nicht mehr gedulden: Schon in der zweiten Juni-Hälfte soll bekanntgegeben werden, wer mit dem Deutschen Fernsehpreis geehrt wird. Neben den Auszeichnungen in den insgesamt 28 Kategorien verleiht die Jury außerdem noch einen Förderpreis. Dieser gehören neben Wolf Bauer auch die Regisseurin Viviane Andereggen, die Produzentin Iris Bettray, der Autor Orkun Ertener, die Schauspielerin Maria Furtwängler, die Produzentin Gerda Müller, die Journalistin Antonia Rados, der Moderator Mitri Sirin sowie DWDL.de-Chefredakteur Thomas Lückerath an. Dazu kommen Reinhard Bezler von Sat.1, Florian Kumb vom ZDF, Malte Kruber von RTL und Stefan Wirtz vom WDR.

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