Wie sehr Barbara Schöneberger den Fernsehpreis als beste Moderatorin verdient hat, konnte am Donnerstagabend jeder im Coloneum spüren - obwohl oder vielleicht auch gerade weil sie gar nicht anwesend war. Sechs Mal in Folge hatte sie durch die Preisverleihung geführt und sie ein ums andere Jahr mit einer wunderbaren Mischung aus Glamour und Leichtigkeit bereichert. Wenn's mal Längen gab, dann war auf Schönebergers Gespür für Timing und Pointen stets Verlass.

Nun, da Schöneberger fehlte, fehlte der Fernsehpreis-Gala nicht nur der Glanz, sondern auch das verbindende Element. Dass die Verantwortlichen gar nicht erst versuchten, die entstandene Lücke zu füllen und stattdessen ausschließlich die Laudatorinnen und Laudatoren mit der Moderationsaufgabe betrauten, erwies sich als denkbar schlechteste Lösung, weil sich alle, die da auf der großen Bühne standen, ausschließlich an ihr Skript hielten und so etwas wie Spontaenität allenfalls sporadisch aufblitzte.

Das große Pfund des Vorjahres, amüsante Gespräche mit den Nominierten der jeweiligen Kategorien - fast nichts davon blieb diesmal übrig. Stattdessen fiel die Show durch uninspierte Show-Einlagen, holprige Übergänge und viel zu lange Dankesreden auf. Und weshalb Sky du Mont im Bühnennebel stehend und von Klaviermusik begleitet, die Nominierten für die beste Dokumentation verlesen musste, weiß wohl einzig die Redaktion, die es offensichtlich auch für eine gute Idee gehalten haben muss, die Verleihung des Ehrenpreises an Michael Bully Herbig auf fast 30 Minuten zu strecken. Bemerkenswert egal schien den Verantwortlichen auch so manche Jury-Begründung gewesen zu sein: Während vom Nachrichtensender Welt explizit das "Studio-Team" nominiert wurde, ging es im begleitenden Einspieler um die Ukraine-Korrespondenten. Klarer Fall von: Thema verfehlt. Für eine Leistungsschau des deutschen Fernsehens war das alles leider viel zu wenig.

Keine Preise für "Sisi" und Sat.1

Deutlich stimmiger kam da schon die vorgelagerte "Nacht der Kreativen" daher, die diesmal nicht als TV-Show daherkam, sondern als gesetztes Dinner in der Kölner Flora - ein würdiger Rahmen für die vielen kreativen Spitzenleistungen hinter der Kamera, bei der wohl niemand die unbequemen Plastikstühle eines Fernsehstudios vermisste. 

Mit Blick auf die Preisträgerinnen und Preisträger des Abends ging im Fiktionalen vor allem Netflix als Abräumer hervor: Beste Dramaserie, beste Comedyserie, dazu die Auszeichnungen für die beste Schauspielerin und den besten Schauspieler - mehr Preise räumte nur das ZDF ab. Bei der ARD wiederum dürfte am Tag einige Ernüchterung herrschen: Nur je eine Auszeichnung gab es im Fiction- und Unterhaltungsbereich. Ebenfalls bemerkenswert: In der Information, einer eigentlich öffentlich-rechtlichen Domäne, gingen die Preise in den Kategorien "Beste Dokumentation" und "Beste Doku-Serie" an private Anbieter, für die es auch unterm Strich ein preisträchiger Jahrgang war. Katerstimmung herrscht wohl einzig bei Sat.1, denn ausgerechnet der diesjährige Stifter ging diesmal komplett leer aus. Allerdings war der Sender ohnehin nur mit dem "Frühstücksfernsehen" im Rennen. 

RTL wiederum erlebte - ebenso wie die Bavaria-Film-Gruppe - das große Favoriten-Sterben. Gleich fünf Mal war die zweite Staffel von "Sisi" für den Deutschen Fernsehpreis nominiert; am Ende gab's nicht eine Auszeichnung für die Produktion. Da wird man sich in Köln und München wohl ganz sicher mehr erhofft haben. 

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