Harte politische Themen sind nichts für „Gottschalk live“?

Carsten Wiese: Politik gibt es bei uns nur und ausschließlich, wenn sie emotionalisiert….

Jens Bujar: Neulich hat er sich auch über Guttenbergs Comeback-Auftritt in Kanada sehr gewundert. Da sagte er: „Ich verstehe das gar nicht. Jeder schreibt, er trage keine Brille und benutze kein Gel mehr – aber keiner schreibt, was er eigentlich gesagt hat.“ Das wäre dann seine Haltung zu diesem Thema, bei dem man dann auch mal einen Chefredakteur zuschalten und mit ihm darüber diskutieren könnte.

Wie ist die Sendung denn formatiert? Gibt es feste Bestandteile?

Carsten Wiese: Das Konzept ist eigentlich: „Wohnen und Arbeiten unter einem Dach“. Das Studio ist von Gottschalk selbst mit gestaltet worden, die Einrichtung ist in der Tat handverlesen, er hat wirklich jedes Möbelstück selbst ausgesucht. Als wir den Container aus den USA öffneten, mussten wir erst einmal schlucken, denn Thomas richtet sich eben so ein, wie er sich auch anzieht (lacht). Letztlich gibt es im Studio drei Situationen: Thomas hat einen Schreibtisch, an dem er auch kurze Gespräche mit Gästen führt. In seine Sitzecke geht Thomas, wenn er gemütlich plaudern möchte. Als dritten Bereich haben wir einen großen Redaktionsraum, in dem auch unter anderen die inzwischen schon durch Harald Schmidt bekannte Social Media-Betreuerin sitzt. Dort wird er auch selbst mit seinen Redakteuren ins Gespräch kommen.

Thomas Gottschalk entdeckt also doch noch das Internet für sich?

Jens Bujar: Thomas ist ständig online, täuschen sie sich da nicht. Neuerdings erschließt er sich ja auch das Twittern und wenn er was nicht versteht, fragt er zur Not die Redaktion oder seinen Sohn. Er ist fasziniert von Möglichkeiten.

Und das obwohl Gottschalk früher immer sagte, er halte nur etwas von Kritik, die persönlich geäußert wird. Und das Internet eher belächelte...

Jens Bujar: Ihm ist nicht bange vor negativem Feedback. Facebook hat ja beispielsweise den Vorteil, dass man in einen Dialog treten kann – deswegen gefällt ihm das auch noch etwas besser als Twitter. Wenn jemand Kritik äußert, schreibt Thomas auch gerne mal zurück. Er ist ein großer Kommunikator und hat keine Angst vor seinem Publikum…

Carsten Wiese: …und er ist ein durchgehend empathischer Mensch. Er hat ja auch schon bei „Wetten, dass..?“ gelegentlich jemandem auf die Füße getreten, aber man nimmt ihm das nicht übel. Gottschalk ist ein Menschenfreund. Er gibt dir einen Klaps, aber keinen Tritt.

Jens Bujar: Bei ihm geht keiner heulend nach Hause.

Wenn Gottschalk aber doch so kommunikativ ist, warum haben Sie sich gegen ein Studiopublikum entschieden?

Carsten Wiese: Thomas ist der Meinung, schneller und besser reagieren zu können, wenn nicht der Druck besteht, auch noch das Publikum im Studio mit unterhalten zu müssen. Er will das Publikum draußen bespielen.

Jens Bujar: Bestimmte Dinge würde er nicht machen, wenn das Publikum da ist – es schränkt ihn gefühlt ein.

Werden Gäste fester Bestandteil der Sendung oder ist das auch optional?

Carsten Wiese: Wir haben Gäste vorgesehen, weil Thomas ein Dialog-Mensch ist. Die Sendung ist allerdings nicht formatiert, dass immer ein, zwei oder drei Gäste da sein müssen. Manchmal reicht auch eine Schalte, zum Beispiel wenn Thomas kurz mit Hellmuth Karasek über die Beziehung zwischen Lafontaine und Wagenknecht aus der Sicht des Literaten sinnieren möchte.