Darf ich sagen, dass ich sehr froh bin, dass die Fußball-Bundesliga wieder losgeht? Dass wieder ein ordentlicher Spielbetrieb stattfindet? Mit „Sportschau“ im Ersten und dem aktuellen Sportstudio im Zweiten. Ab und an mal ein Champions-League-Spiel. Dazu die Übertragungen und Zusammenfassungen bei Sky, Sport1 und DAZN und Nitro und, und, und…

Alles hat jetzt wieder seine Ordnung. Vor allem im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Was im Pay-TV geschieht, ist mir egal. Da mag sich durch den Angebotsdschungel kämpfen, wer mag. Für einen Menschen wie mich, der es gerne hat, wenn die Dinge sich an ihrem Platz befinden, ist das nichts. Ich mag es, wenn Ordnung herrscht unter den ersten Tasten meiner Fernbedienung. Ich kann mich dann auf den Rest der Welt konzentrieren, denn Fußball in Überdosis ist ehrlich gesagt nicht so mein Ding.

Man kann sich deshalb mein Unbehagen vorstellen, als ich in den letzten Wochen meine televisionäre Übertragungseinheit aktivierte und an gefühlt jedem zweiten Abend ein Fußballspiel serviert bekam. Ich fragte mich kurz, ob möglicherweise gerade Weltmeisterschaft wäre oder irgendein Europaheld gesucht würde. Nein, das war nicht der Fall. Ich sah Übertragungen von Turnieren, die Namen trugen, die sich in meinen Ohren wie Konfitüre-Cup anhörten oder schwer nach Deppen-League klangen. Überall sah man die zweite Garde kicken, und wenn noch Zeit war, und es war offenbar sehr oft noch Zeit, dann durfte zusätzlich der 1. FC Weißnichtmehr ran.

Ich hatte schon überlegt, ob ich die Belegung meiner Fernbedienung ändern sollte, weil es mir gegen den Strich ging, dass sie wirklich jedes Gekicke in die Auslage legten. Ist es wirklich die Aufgabe der Öffentlich-Rechtlichen, auch noch die Begegnung zwischen der Spielvereinigung Wurscht und dem FC Scheißegal zu senden? Ich bezweifle das.

Ich bin dann trotzdem mehrfach bei diesen Übertragungen hängengeblieben, weil ich mal sehen wollte, wie sie das so machen. Ein Fußballspiel an sich ist ja keine schlechte Sache, selbst für einen Verächter wie mich nicht. Da können spannende Szenen dabei sein. Das kann man schon mal machen.

Was man meines Erachtens nicht machen kann, wenn man seinen Ruf als halbwegs ehrenwerte Anstalt noch aufrechterhalten will, ist dieses Drumherumgesummse, diese Schaumschlägerei im Bad der Nichtigkeiten. Andauernd wollten mir irgendwelche Einspieler sagen, dass es für die Spielvereinigung Wurscht um alles, aber wirklich um alles ging, und dann folgte noch ein Einspieler, der signalisierte, dass es beim FC Scheißegal auch um alles ging. Wer hätte das gedacht?

Dazu traten ein paar so genannte Experten der Marke Opdenscholl oder Welkahn auf, sonderten vermeintliche in viel Wortmüll verpackte Expertise ab, und fertig war die Fußballsause.

Wo genau in den Rundfunkgesetzen steht eigentlich, dass Fußball in unendlich zu dehnender Masse zur Grundversorgung gehört? Wir reden jetzt nicht von Welt- und von Europameisterschaften und von der Bundesliga. Wir reden von irgendwelchen Turnieren und Cups, die letztlich nichts weiter sind als Funktionärserfindungen zur Mehrung der Einkünfte der Verbände.

War das in den vergangenen Sommern auch schon so, dass man im Fernsehen auf Wiederholungen verzichtete und stattdessen Trainingsbegegnungen irgendwelcher Vereine übertrug? Ich kann mich nur schwer erinnern. Oder war es das Regenwetter am Abend, das mich zur Unzeit vor die Kiste trieb? War ich früher länger draußen, weil das Wetter besser war? Habe ich deshalb diese Fußballschwemme nicht mitbekommen? Ist das auch eine Folge des Klimawandels, dass jetzt mehr Fußball ist als früher?

Ich weiß es nicht. Ich bin einfach nur froh, dass Fußball jetzt wieder in geregelten Maßen kommt. Ab und an mal eine Champions-League-Begegnung verkrafte ich ja noch zusätzlich zur Bundesliga-Dosis. Alles andere kann mir gestohlen bleiben.