Bild: RBB/Jenny SieboldtSchafft es Hillary?

Sie hat viele, starke Gegner, von den Evangelikalen bis zur National Rifle Association. Jenes Amerika, das wir nicht mögen. Auf eine gewisse Art finde ich Hillary sonderbar - aber wenn sie sich an die Ideen erinnert, mit denen sie in die Politik gegangen ist, wünsche ich ihr den Sieg. Außerdem wäre es lustig, wenn die internationalen Gipfel jetzt peu à peu zu Frauentreffen würden.

Wünschen wir uns nicht eigentlich Barack Obama als Präsidenten, weil er einen noch größeren stilistischen Unterschied zu Bush machen würde?

Wir müssen da kleine Brötchen backen. Erinnern Sie sich an den Auftritt von Hillary Clinton bei Christiansen? Dagegen sehen unsere Politiker manchmal aus wie Bratwurstgesichter. Hillary kann locker sein, sie hat Ausstrahlung, sie kann Witze, gemessen an unseren Politikerstandards ist auch sie ein Popstar.

(Thadeusz zieht eine Gauloises Blondes aus der Schachtel).

Februar: Das Bundeskabinett beschließt ein Rauchverbot in öffentlichen Verkehrsmitteln, auf Bahnhöfen und in Bundesgebäuden ab Herbst 2007.

Ich schalte grundsätzlich Sendungen aus, in denen übers Rauchen diskutiert wird. Ich lehne auch Gespräche darüber ab.

Wohltuend.

Die Sache ist schrecklich habituell. Mich interessiert es auch nicht, ob Sie morgens Kaffee oder Tee trinken.

Wir sind im März. Knut wird zum Superstar. Heute ist er eine tragische Figur.

Warum? Ihm geht es doch prächtig. Er hatte eine Bilderbuchjugend, jetzt, in der Pubertät, muss er sich nicht um Mädels kümmern, die werden ihm zugetrieben. Der einzige, der mir leid tut, ist sein Pfleger.

Warum?

Weil er es sich jetzt genau überlegen muss, ob er ins Gehege geht. Vielleicht haut ihm Knut eine.

Die Berliner Zoos wollen Knut loswerden, die Fans bleiben aus und auf den selten gewordenen Fotos sieht er dick und dreckig aus.


Die Zoos sind mit Eisbären ausgestattet und wollen ihn loswerden, aber genau deshalb hat die Geschichte viel von Hollywood.

Ist er nicht vergleichbar mit dem Mitglied einer Boyband, das nach einer kurzen Karriere fett und uninteressant geworden ist?


Er wird irgendwann mit dem Koksen anfangen, keine Frage. Rückblickend bleiben von dieser Geschichte vor allem die grotesken Züge. Da war mir der „Problembär“ lieber, der strahlte wenigstens eine gewisse Gefahr aus.
 


Wir rücken jetzt den elementaren Themen näher. Im April gewinnt ihr Verein, Borussia Dortmund, hier in Berlin durch ein Tor von Markus Brzenska mit 1:0 bei Hertha BSC.


Ich konnte leider nicht dabei sein. Ich kann auch am Ende des Jahres nicht sagen, dass mir mein Verein sehr viel Freude gemacht hat. Schön, dass sie Bielefeld gerade mit 6:1 eingesackt haben. Schön, wunderschön, dass sie an jenem nervenzerfetzenden Samstag „die anderen“ daran gehindert haben, in Dortmund Meister zu werden. Wenn er dafür zuständig wäre: Danke dem lieben Gott für diesen Sieg.

Schaffen Sie es noch ab und zu ins Stadion?


Das ist nicht leicht – ich moderiere ja fast jeden Samstag vor der Bundesliga „Die Profis“ auf Radio Eins. Ich höre mir dann meistens die WDR2-Radiokonferenz an.

Ist da Manni Breuckmann noch mit dabei?

Der ist Schalker.

Oh.

Ich mag’s nicht, wenn der Dortmund kommentiert.

Ein furchtbarer Fettnapf. Wir sind im Mai: Khaled El-Masri wird festgenommen, nachdem er im bayerischen Neu-Ulm einen Großhandelskaufmarkt Feuer gelegt hat.

In einer idealen Welt würde man sich für El-Masri einsetzen. Aber das Fernsehen ist zumeist nicht nachdenklich oder moralisch. Auch wenn sehr ausführlich über El Masri berichtet und aufgeklärt wurde, ist das nicht gleichrangig mit einem Prozess. Ich vertraue der Justiz.

Dennoch könnte der Journalismus in einer rechtlichen Grauzone, in der Politik und Justiz offenbar machtlos sind, El Masri als ein solches Opfer der Umstände zu verteidigen versuchen. Das ist nicht gelungen: Er endete als Brandstifter und wurde auf Grund seines Traumas letztlich doch zum Täter.

Die Geschichte wird eben ganz simpel erzählt: Einer von uns wird von den bösen Amerikanern entführt und misshandelt. Später geht sie dann anders: Irrer Ex-Libanese zündelt in Kaufhaus.

Im Juni findet der G-8-Gipfel in Heiligendamm statt. Die Bilder dazu: Eine Ort im Quasi-Kriegszustand, militärisch abgeriegelt von außen. Innen: George Bush verbringt eine Kinder-Anhörung damit, unentwegt zu essen, und Nicolas Sarkozy tritt angetrunken vor die Presse.


Man sieht: Beide Männer sind Menschen. Der eine, weil er besoffen ist, der andere, weil er die ganze Zeit isst. Zu Bush: Ich bin weiterhin der Meinung, dass er ein sehr schlichtes Gemüt besitzt. Der hat es mit Kindern leichter. Da besticht er mit Lässigkeit, er menschelt ja unentwegt rum. Was die andere Seite angeht, will ich der Polizei keinen Vorwurf machen. Das Gesamtbild des Gipfels bleibt mir aber unangenehm und absurd in Erinnerung. Sarkozy ist also beschwipst, Bush hat Hunger. Im Verhältnis dazu: Der abscheuliche Zaun, die Küstenwache, die ein Greenpeace-Boot überfährt.