Martin KrapfWenn die Rede davon ist, dass die Werbebuchungen einbrechen - gibt es dann eigentlich Unterschiede bei Programmumfeldern und Werbekunden oder bricht alles auf breiter Front ein?

Es ist leider völlig egal, ob ein Programm tatsächlich qualitativ hochwertig ist oder ob ein Programm die Zuschauer stärker anspricht als ein anderes. Auch, dass die Werbewirkung bei hohen Quoten deutlich besser ist, scheint irrelevant. Das ist natürlich insbesondere ärgerlich, weil wir Programme haben, wie wir sie haben...

Sie spielen auf „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus“ an...

Ja, oder auch „Dr. House“ und „Deutschland sucht den Superstar“. Kunden haben uns zurzeit weniger belegt - auch prozentual - als im vergangenen Jahr. Da wurden eindeutig Gelder zu unseren Konkurrenten verlagert. Wenn Sie sich aber unsere Programm-Performance anschauen, wenn Sie sich die TKPs anschauen, dann kann das weder mit der Reichweite noch mit dem Preis unserer Leistung zu tun haben.

Womit dann?


Für uns liegt die Vermutung nahe, dass sich der Fokus mancher Agentur verändert hat. Inzwischen verfolgen einige Agenturen verstärkt eigene Interessen.

Wie sehen die aus?


Neuerdings kaufen einige Agenturen kampagnenunabhängig Werbeflächen mit hohen Rabatten bei den Medien ein. Diese Agenturen verkaufen das eingekaufte Volumen dann weiter – vornehmlich an Kunden, die aufgrund ihres niedrigen Werbevolumens ansonsten wohl nur geringe Rabatte bekommen.
 

 
Ein Geschäft, in dem mancher verdient, weil viele nicht verstehen, um was es eigentlich geht.

Das System verstehen vermutlich nicht einmal alle Medien, die sich darauf einlassen. Und die so entstehende Gewinnspanne, die die Agenturen für sich verbuchen, geht natürlich vom Gewinn der Medien ab. Es wäre also völliger Irrsinn, so ein Modell zu befeuern.

Sie hätten also nichts gegen mehr Direktkunden?


Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass uns jeder Direktkunde sehr willkommen ist.

Aber Ihnen wurde bislang nicht gerade die Tür eingerannt...

Im vergangenen Jahr überhaupt nicht. Wir hätten sie nicht mal aufmachen müssen, die Tür (lacht). In diesem Jahr ändert sich das aber spürbar. Aktuell steigt die Anzahl Kunden, die unabhängig von Agenturen sein wollen, oder mit ihrem Volumen keine Agentur beim Brokering unterstützen wollen. Da sind wir wieder bei der Frage, was Agenturen eigentlich sein wollen: Die besseren Vermarkter? Auf diesen Wettbewerb würde ich mich freuen…

Kommen wir nochmal zurück zu den Direktkunden: Sind das Bestandskunden oder Neukunden?

Das sind eher Bestandskunden, wenn es nach dem Volumen geht. Neukunden sind zunächst grundsätzlich zaghafter.

IP Deutschland und andere Vermarkter überbieten sich gerne mit Studien zu Werbewirkungen, bei denen man sich manchmal fragt, wer sich davon noch beeindrucken lässt....


Nehmen Sie eine Sendung wie „Deutschland sucht den Superstar“. Dass dieses Umfeld durch die Quote aber auch die Emotionalität und die Berichterstattung drum herum eine hohe Werbewirkung hat - das sollte jeder auch ohne Studie erkennen können. Wenn Wirkungszusammenhänge nicht sofort erkannt werden, fertigt man Studien an, um sie anschaulich zu machen.