Stefan HoffSpielt der wachsende Markt des fürs Internet produzierten Fernsehens eine Rolle für Sie?

Wir sehen die anderen Verwertungsmedien als Verlängerung der Kette. Solange sich Menschen vor einen Monitor setzen und bewegtes Bild anschauen, mache ich mir keine Gedanken, denn die Produktion von Bewegtbild ist unser Geschäft. Ich hätte viel mehr Probleme, wenn jetzt das Buch oder die Zeitung wieder trendy würden. Wichtig ist mir beim WebTV nur, dass man das nicht mit der Möglichkeit verwechseln darf, jetzt günstig zwei Azubis dran zu setzen, weil es ja nur WebTV ist. Es muss genauso hochwertig produziert sein. Clips a la Youtube sind nicht unsere Kragenweite. Es muss bei uns immer einen professionellen, sauberen Charakter haben, weil wir die Marke Nobeo nicht mit irgendwelchen Firlefanz verspielen wollen.

Gerade beim WebTV, aber auch im klassischen Fernsehmarkt gab es zuletzt immer mehr kleine Firmen die durch die inzwischen erschwingliche Technik mit den großen Dienstleistern konkurrieren wollen. Ist das Konkurrenz für Sie?

Das sind diese Firmen, die dann bei uns mit einem Band und Tränen in den Augen vor der Tür stehen, weil der Sender es nicht abnimmt und wir da schnell noch eine Sendeband daraus machen sollen. Solche Versuche den Markt mit Billigpreisen kaputt zu machen, sind aber auch ein Trugschluss. Gott sei Dank haben die meisten Produzenten und Sender aber eine ähnlich hohe Auffassung vom nötigen Qualitätsstandard wie wir.

Braucht Deutschland noch neue weitere Fernsehstudios?

Wenn wir bei Fernsehproduktionen bleiben, bin ich der Meinung, das Deutschland genügend Fernsehstudios hat. Sicher träumt man immer mal von einem neuen, noch größeren Studio, so dass man eben manchmal nicht einfach aus Kapazitätsgründen absagen muss. In diesen Momenten würde ich mir wünschen, hier ständ’ noch eins. Aber an all den anderen Tagen im Jahr bin ich wiederum froh, kein weiteres großes Studio füllen zu müssen. Aktuell sind wir so, wie wir aufgestellt sind, gut aufgestellt, aber am oberen Limit.
 

 
Also keine Sorge vor weiteren Absagen?

Wir sehen gerade eine steigende Nachfrage nach Produktionen on location, wie etwa bei den Tourneen der Comedians oder dem Finale von „Germany’s Next Topmodel“ in der Lanxess Arena. Da waren wir mit unserem Hightech-Ü-Wagen zur Stelle und konnten vor Ort die gleiche technische und personelle Dienstleistung bieten, wie in unseren Studios. Der Trend zu Events außerhalb klassischer TV-Studios kommt uns entgegen.

Wie ist eigentlich das Verhältnis zu Ihrem Wettbewerber MMC, der nur einige hundert Meter entfernt sitzt? Und was unterscheidet Sie von MMC?


Wir sind einfach besser! (lacht) Im Ernst: Wir sind aber auch schon mal in die Studios von MMC ausgewichen, weil unsere Kapazitäten nicht ausreichten und haben zum Beispiel auch bei „Germany's Next Topmodel“ sehr gut zusammengearbeitet. Es gibt da keine No-Go´s in der Zusammenarbeit. Alles was unseren Qualitätsanspruch aufrechterhält, ist uns Recht. Insofern sorgen Nobeo und MMC bislang dafür, dass Hürth der wichtigste TV-Produktionsstandort in Deutschland bleibt.

Sind Sie auch mit der politischen Unterstützung der Stadt Hürth zufrieden?

Ich bin gebürtiger Kölner und stolz ein BM-Nummernschild zu fahren, weil wir uns wirklich an diesem Standort pudelwohl fühlen. Wir erfahren jegliche Unterstützung, die nötig ist und werden im Zweifel länger hier bleiben als, sagen wir, manch ein anderes Medienunternehmen. Wenn wir mit neuen festen Studiokapazitäten expandieren, dann nur hier.

Weckt das heutige Coloneum, nach all den Schwierigkeiten zu Beginn, nicht doch Begehrlichkeiten nach einem modernen neuem Studiokomplex?


Ich freue mich ganz ehrlich für das Coloneum, wenn dort der Deutsche Fernsehpreis und der Deutsche Comedypreis verliehen werden und RTL seine Superstars dort sucht. Aber ich bemitleide das Coloneum, dass mir auf Anhieb nur diese drei Beispiele für Produktionen dort einfallen. Unsere Dienstleistung ist nicht Halli-Galli-Glamour sondern gutes Handwerk bei der Studioproduktion. Da verzichte ich dann gerne auf einen repräsentativen Komplex, von dem der Zuschauer vor dem Fernseher letztlich nichts hat. Außerdem wollen wir keine roten Zahlen schreiben. Im Gegenteil: Wir schreiben seit vielen Jahren nicht dauerhaft, aber recht kontinuierlich schwarze Zahlen. Wir erwirtschaften einen Gewinn, der uns erlaubt am Jahresende neue Investitionen zu tätigen, die unseren Kunden zu Gute kommen. Und so hat das über die Jahre immer sehr gut funktioniert.