Peter KloeppelHerr Kloeppel, springen wir doch mal ein Jahr in die Zukunft. Welche der drei Schlagzeilen würde Ihnen Ende 2010 am Besten gefallen? „RTL erfolgreich nach Köln-Deutz umgezogen“, „ProSiebenSat.1 stellt N24 ein“ oder „ProSiebenSat.1 hält an N24 fest“?

Also die zweite definitiv nicht. Ich bin ein energischer Verfechter eines gesunden Konkurrenzdenkens auf diesem Markt. Jeder Wegfall von Konkurrenten erzeugt einen Rückgang an publizistischer Meinungsvielfalt und damit einen Verlust für unsere Medienlandschaft. Wenn wir über den RTL-Umzug reden, dann weiß ich, dass der definitiv kommt...

Mutige Behauptung...


(lacht) Nein, da bin ich mir hundertprozentig sicher. Und die dritte Schlagzeile, ja, die würde mich aus eben schon erwähnten Gründen freuen.


Jetzt betonten Sie gerade, dass Frau Schäferkordt den Wert von Nachrichten hoch ansehe und Sie seit fast 25 Jahren kontinuierlich am Nachrichtenangebot arbeiten. ProSiebenSat.1-Chef Ebeling sagte hingegen, dass für seine Sendergruppe der Zug beim Thema Nachrichten abgefahren sei. Hat er Recht?


Ich stecke nicht im Kopf von Herrn Ebeling, und deshalb weiß ich nicht, wohin der Zug bei ProSiebenSat.1 fährt. Wir bei RTL jedenfalls fahren, und wir fahren sogar weit vorne weg, sowohl in der Unterhaltung als auch beim Sport und in der Information. Ein Unternehmen kann nur dann erfolgreich sein, wenn es sich entwickeln kann. Das haben wir gemacht, wie man ja an unserem Nachrichtenangebot sehen kann. Angefangen haben wir auch nur mit einmal täglich zwanzig Minuten.

Wenn Sie von Qualitätsjournalismus und dem Ausbau des Nachrichtenangebots sprechen, dann können Sie damit aber nicht mehr „Punkt 12“ meinen...

„Punkt 12“ wäre nie so erfolgreich, wenn wir nicht auf Qualitätsjournalismus setzen würden. Die Sendung war nie und ist auch jetzt keine klassische Viertelstunden-Nachrichtensendung.  Es ist ein Info-Magazin, mit harten und weichen Themen, Service, Klatsch und Nutzwert. Dass eine solche Sendung sich über die Jahre auch verändert ist normal. Nur so haben die Macher es geschafft, dass „Punkt 12“ seit vielen Jahren den Mittag mit herausragenden Marktanteilen dominiert, zwei Stunden an jedem Werktag. Das soll uns erst einmal jemand nachmachen.

Was war rückblickend Ihr Highlight des Jahres 2009?


Mein persönliches Highlight, emotional betrachtet, war die Vereidigung von Barack Obama im Januar. Ich war in Washington und habe die Begeisterung der Menschen hautnah erlebt, wie sie ihrem Präsidenten zujubelten. Selbst die üblen Minus-Temperaturen und der beißende Wind konnten ihnen nichts anhaben. Auch wenn ich selber schwer gefroren habe: in solchen Momenten freue ich mich immer einen Beruf auszuüben, der mir derartige Erlebnisse beschert. Vielleicht war das aber auch ein Vorschuss auf die anstrengenden Wahlmonate, die ja vom Frühling bis in den Herbst dauerten. Ob es nun die Landtagswahlen waren, diverse Sondersendungen, das TV-Duell oder der Bundestags-Wahltag selber: die Politik hat uns nicht losgelassen. Daher war für mich 2009 rückblickend vor allem ein politisches Jahr. Aber ich bin am Ende auch sehr froh, dass es solche Superwahljahre nicht allzu oft gibt (lacht).

Und zum Abschluss noch die vielleicht schwierigere Frage: Was war Ihr Tiefpunkt des Jahres?

(überlegt) Da gab’s bestimmt einige, aber es fällt mir so schnell keiner ein. Das ist vermutlich ein Schutzmechanismus…

Wäre die erste Schalte beim Amoklauf von Winnenden so ein Fall, in dem eine junge Kollegin von Ihnen kein allzu gutes Bild abgegeben hat?


Wie heißt es doch gleich: „Wer ohne Fehler ist, der werfe den ersten Stein“. In der Nachbetrachtung war diese Schalte unter hoher nervlicher Anspannung sicher eine Situation, die sich alle Beteiligten anders gewünscht hätten. Deshalb haben wir die Kollegin, mit der wir jetzt und in Zukunft gerne zusammenarbeiten, an die Hand genommen und gemeinsam die richtigen Schlussfolgerungen aus dem Einsatz gezogen, damit sich so etwas nicht wiederholt. Fehler passieren, aber wir müssen aus ihnen lernen.

Herr Kloeppel, ich danke für das Gespräch.