BildblogLiegt die Leistung des "Bildblog" also eher darin, die Leser erzogen zu haben als die Medien, die man kritisierte?

Auf jeden Fall. Es gibt inzwischen Schul-Materialien, in denen das "Bildblog" vorkommt. Und wir merken durch Leserbriefe, dass manch einer Medien jetzt mit wachsameren Augen betrachtet. Und dann gibt es eine Vielzahl von Diskussionen im Internet über Beiträge bei uns. Da haben wir vielleicht mehr bewegt als bei denen, die wir im "Bildblog" beobachten. Bei der Medienerziehung könnte zum Beispiel ein neuer Schwerpunkt der Seite liegen. Gerade seit der Öffnung des "Bildblog" für andere Medien haben wir gemerkt, wie wenig die Leser z.B. über die Arbeitsweise von Nachrichtenagenturen wissen. Wie also letztlich die Artikel in ihrer Zeitung zustande kommen und warum an sovielen Stellen dasselbe steht.
 

 
Wie fällt man eigentlich so eine Entscheidung; sich von seinem langjährigen "Baby", dem Bildblog, zu trennen?

Ich hatte schon länger das Bedürfnis, nicht mehr so im Tagesgeschäft eingebunden zu sein bei "Bildblog". Auf der anderen Seite hatte ich aber auch den dringenden Wunsch, dass "Bildblog" weitergeht und dem Projekt nicht die Puste ausgeht, wenn mir mal die Puste ausgeht. Insofern war es wunderbar, dass Lukas mit seiner zweieinhalbjährigen Erfahrung als Bildblogger Lust hat, die Verantwortung zu übernehmen.
 
Und was macht Stefan Niggemeier jetzt?

Ach, ich war in letzter Zeit eher in zu viele Dinge eingespannt als zu wenige. Der teilweise Rückzug beim "Bildblog" bedeutet nicht, dass ich morgens nicht mehr weiß was ich tun soll, wenn ich ins Büro komme. Und auf Stefan-Niggemeier.de werde ich mich auch weiterhin kritisch mit Medien auseinandersetzen.

Glaubst Du, dass man sich bei der "Bild" heute freut als man von Deinem Rückzug erfahren hat?

Darüber habe ich mir ehrlich gesagt gar keine Gedanken gemacht. Wenn es so wäre, dann würde ich den "Bild"-Redakteuren sagen: Freut Euch nicht zu früh.
 
Stefan, danke für das Gespräch