Steven GätjenGibt es denn Vorgespräche?

Die PR-Berater und Manager der Stars schreiten im Vorfeld den roten Teppich ab und erkundigen sich für welches Medium, für welches Land man arbeitet. Die wollen wissen wie viele Zuschauer man hat, um abzuschätzen ob es sich für ihre Klienten auszahlt. Das ist eine gut gemeinte Organisation, aber wenn es dann los geht, dann sollte man nie darauf vertrauen, dass eine Managerin etwas versprochen hat. Dann muss um jeden Interview-Gast gekämpft werden. Und wenn man dann jemanden hat, dann muss die erste Frage sitzen. Wenn man damit überzeugt, dann hat man die Chance auf ein bisschen Oscar-SmallTalk.

Und wie wichtig ist ein deutscher Sender für die US-Schauspieler und ihre Manager?

Deutschland hat durch die Nominierungen in diesem Jahr und auch den vergangenen Jahren nochmal an Ansehen in der Filmbranche stark gewonnen. Das Problem der internationalen Presse ist aber auch unser Problem: Die amerikanischen Stars achten immer erst darauf alle US-Sender zu bedienen und dann wird das Zeitfenster für uns und alle internationalen Kollegen natürlich immer enger. Es gibt dann so ein ungeschriebenes Ranking bei dem Deutschland, also ProSieben, dann aber weit vorne ist. Erst recht weil wir trotz nächtlicher Zeit in Deutschland live übertragen. Das finden die Stars immer ganz spannend.
 

 
Abgesehen von der Oscar-Verleihung und den „Sommermädchen“ im vergangenen Jahr zu denen wir uns jetzt lieber mal ausschweigen, sind Sie zuletzt sehr selten im Fernsehen zu sehen - aber leben immer noch. Kann man ohne Rot-Licht leben?

Ich habe ja das große Glück schon seit sehr langer Zeit im TV-Geschäft arbeiten zu können und dabei wirklich viele Dinge ausprobieren konnte. Aber wie sie schon sagen: Muss man sein Gesicht in jede Kamera halten? Hilft man sich selbst damit wirklich oder nur der Boulevardpresse und der eigenen Eitelkeit? Ich bin kein Mensch der gerne auf Partys geht, nur um sein Gesicht in jede Kamera zu halten und am nächsten Donnerstag in der People-Presse zu schauen ob ich abgelichtet wurde. Daraus resultiert dann irgendwann, dass sich das öffentliche Interesse an meiner Person auch in Grenzen hält. Das hat auch ganz angenehme Seiten.

Aber gehört das nicht dazu um im Spiel zu bleiben?

Ich habe das große Glück seit Jahren das tun zu können, was ich liebe: Mich mit Filmen zu beschäftigen. Ich moderiere Film-Premieren in Europa, Pressekonferenzen, kann Interviews führen mit den Stars, die ich selber auf der Leinwand bewundere und bei den Oscars auch wieder am roten Teppich sehe und drehe für das WebTV-Format Blockbuster TV auf ProSieben. Für mich ist die Zeit vorbei, in der man neue Projekte aus dem Zwang heraus annimmt, immer weiter im Gespräch zu bleiben. Denn man kann wunderbar leben auch wenn man mal nicht in der Zeitung steht - wenn man kein gesteigertes Geltungsbedürfnis hat.

Wobei ich mich dann frage, warum Sie im vergangenen Jahr die „Sommermädchen“ moderiert haben?

Das Format wurde völlig kaputtgetreten und extrem kritisiert. Es war ja auch eine banale Fleischbeschau von 16 Mädchen, die dort in Spanien irgendwelche bizarren Aufgaben erledigen mussten. Ich hatte bei „Sommermädchen“ dennoch großen Spaß weil ich so moderieren durfte wie ich zu dem Projekt stand: Distanziert und kritisch. Das wurde dann hier und da fast schon wieder als zu zynisch und frech beurteilt. Aber damit kann ich leben.