Sebastian DehnhardtFür wen oder was machten Sie Fernsehen? Für die Quote? Für das Geld?

Ich könnte ganz einfach sagen: Ich mache das für mich. Ich glaube, dass ich der Typ Zuschauer bin, für den ich das gerne mache. Ganz so einfach darf man es sich aber zwar vielleicht nicht machen, aber wir machen das sicher nicht nur für Geld oder Quote, sondern wir wollen schon anspruchsvolle Inhalte vermitteln. Wir machen Themen für ein breites Publikum möglichst verständlich. Wir wissen auch, dass wir in 45 Minuten keine allzu tief gehenden Hintergründe erzählen können, dafür ist Fernsehen auch nicht da. Dazu muss man dann die Literatur dazu lesen. Aber wir können Emotionen und Interesse für solche Themen wecken. Da sehen wir unsere Aufgabe.

"Das Weltreich der Deutschen", also die Zeit der deutschen Kolonien wurde erstaunlich selten aufgegriffen bisher. Wieso?

Das ist einfach der Zeit geschuldet, dass das Thema in der Tiefe noch nicht aufgegriffen wurde. Die Dokus in den 70er, 80er und 90er Jahren waren noch sehr der Stuttgarter Schule verpflichtet, also auf rein dokumentarische Aufbereitung der Stoffe beschränkt. Erst seit wir uns als Filmemacher und auch die Sender sich trauen, mit Mitteln wie Re-Enactments und CGIs zu arbeiten, kann man solche Themen überhaupt massentauglich in Angriff nehmen. Zunächst hat man sich dann an den wichtigsten Themen der Zeitgeschichte abgearbeitet und jetzt haben wir Stilmittel mit denen man sich auch anderen interessanten Themen widmen kann.
 

 
Ist Re-Enactment denn ein akzeptiertes Stilmittel?

Es gibt sicherlich noch bei dem Einem oder Anderen Befindlichkeiten. Ich würde auch immer eine dokumentarische Aufnahme vorziehen, es sei denn, ich müsste aus dramaturgischen Gründen etwas so emotionalisieren, dass das mit einem Re-Enactment besser zu realisieren ist als mit einer rein dokumentarischen Aufnahme. Nur der Optik willen etwas  nachzuspielen, geht natürlich nicht. Aber wenn es gut umgesetzt ist und an den richtigen Stellen eingesetzt wird, dann sind Re-Enactments heute ein ganz tolles Mittel. Wir hätten bei "Weltreich der Deutschen" einfach die Geschichte dieser Menschen nicht erzählen können, weil es von diesen wenn überhaupt nur ein paar Fotos und Briefe gibt.