Martina RutenbeckDVB-T wurde einst als das Überallfernsehen in den Markt gedrückt. Diese Nutzungsvariante dürfte man aus heutiger Sicht wohl als gescheitert betrachtet. Welchen Stellenwert hat DVB-T heute?

DVB-T hat durchaus seine Existenzberechtigung als komplementäre Versorgung – vor allem mit Blick auf Zweit- und Drittgeräte. Es ist noch immer der dritte Versorgungsweg. Weitere Verbreitungswege wie IPTV und Mobile-TV werden sich aber in den nächsten Jahren ihren Platz im Markt erkämpfen.

Schaut man sich beim Thema Mobile-TV die aktuellen Geräte, zum Beispiel Smartphones, an, so entwickelt sich der Markt allerdings eher in Richtung internetbasierter Lösungen.

Die Internetentwicklung ist sicherlich dominant auf dem Vormarsch. Die künftigen Anwendungen erfordern allerdings auch eine hohe Bandbreite. Bei dieser Entwicklung stehen wir noch am Anfang und es wird sicher bald auch Alternativen geben.

Als Satellitenbetreiber sind Sie überwiegend nicht direkt im Endkundengeschäft tätig. Lediglich in Bereichen wie Kabelkiosk und DVB-T pflegen Sie Endkundenbeziehungen. Schaut man sich die Entwicklung bei Kabelanbietern und Telekommunikationsunternehmen an, fällt eine gewisse Annäherung auf. Der Satellit hat zudem ein Problem mit dem direkten Rückkanal. Droht der Übertragungsweg im Endkundengeschäft ins Hintertreffen zu geraten?

Das Hintertreffen würde ich nicht unterschreiben. Die Multipoint-Verbreitung über den Satelliten wird im Endkundengeschäft auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Es wird auch künftig eine erhebliche Zahl an Zuschauern geben, die einfach nur Fernsehen schauen wollen. Die Zahl der interaktiven Nutzer nimmt aber ohne Frage zu. Dafür ist Eutelsat aber gut aufgestellt, weil wir auch über Satellit rückkkanalbasierte Dienste anbieten. Wenn wir künftig unsere noch leistungsfähigeren Satelliten nachschieben, die für solche Dienste konzipiert wurden, können wir die steigende Nachfrage auch langfristig bedienen.

Kommt der Satellit rein leistungsmäßig langfristig ohne fremde Hilfe mit, wenn auch im Kabel zeitversetztes Fernsehen, Abrufdienste und internetbasierte Angebote der Standard werden sollten?

In Sachen Verbindung und Abrufe kann der Satellit auch langfristig auf jeden Fall mithalten. Für echtes Video-on-Demand werden wir jedoch auch in Zukunft separate Serverinfrastrukturen für Storage und Hosting brauchen. Die können  dann aber wiederum über Satellit bedient und upgedatet werden. Der Einzelabruf durch den Endkunden ist über den Satelliten jedoch ohne Probleme möglich.

Welche Entwicklungsschritte gehen Sie derzeit hinsichtlich neuer Dienste?

Unser zentrales Projekt ist das Kabelkiosk-Portal, das wir auf der Basis des interaktiven HbbTV-Standards entwickelt haben und das damit vollständig kompatibel ist. Dabei geht es um die Interaktivität über nur eine Fernbedienung, bei der Fernsehen und Internet-Inhalte ohne Medienbruch miteinander verschmelzen. Es geht da zum Beispiel um den Abruf weiterer Informationen während des laufenden Programms. Damit wollen wir der Tatsache Rechnung tragen, dass Kabelnetzbetreiber interaktive Dienste brauchen, weil es die Kunden künftig verstärkt nachfragen werden und sie ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Verbreitungswegen entsprechend stärken müssen.

Frau Rutenbeck, vielen Dank für das Gespräch.