Jürgen DomianSeit einigen Jahren gibt es Ihre Sendung auch als Podcast. Damit wird ja eine flüchtige Radiosendung zum recherchierbaren Medium. Ist das den Anrufern bewusst? Oder machen Sie es denen bewusst, bevor die sich offenbaren?

Jeder, und dafür verbürge ich mich, der mit einer schwierigen Geschichte bei uns anruft, wird ausführlich darauf hingewiesen, dass das öffentliche Gespräch für ihn Folgen haben könnte. Denn in der Tat denken manche Anrufer, sie seien mit mir alleine oder kaum jemand würde sie in der Nacht hören. Aber auch die Stimme lässt sich wiedererkennen. Zudem ist  es meine Verantwortung während des Interviews darauf zu achten, dass das Gespräch für den Anrufer keine nachteilige Wirkung hat. Da bin ich der Wachhund.

Nochmal zurück zum Thema TV und Radio. Sie haben kürzlich mal gesagt, dass es sie reizen würde, eine TV-Show mit Gästen im Studio zu machen. Warum?

Wenn Ihnen jemand gegenüber sitzt, dann kriegen Sie ja weitaus mehr Signale von der Person. Das ist hoch spannend. Momentan bin ich allein auf die Stimme angewiesen. In einer Talkshow aber mit Gästen im Studio kommt viel mehr dazu. Die Haltung, die Bewegungen, der Blick. Vielleicht kann man noch intensiver mit den Leuten sprechen. Ja, das wäre durchaus interessant. 

Es gab ja mal eine Promi-Variante am Samstagabend im WDR Fernsehen...

Das war leider eine Fehlentscheidung, die Sendung auf den Samstagabend zu platzieren. Ich hatte damals von Anfang an ein mulmiges Gefühl. Eine einstündige Talkshow mit nur einem Gast am Samstagabend gegen halb elf zu machen - das funktioniert einfach nicht. Dazu gibt es in Deutschland leider auch zu wenige hochkarätige Promis, die eine Stunde lang was zu erzählen haben und die das Publikum so lange sehen möchte.

 

War die Sendung anstrengender?

Ja, mit prominenten Gesprächspartnern ist es immer anstrengender. Das sind ja Profis, die sich meistens ganz genau überlegen, was sie sagen wollen und was nicht.

Stichwort anstrengende Gespräche. Wie verhält es sich bei Themen wie Neonazis oder Pädophilen. Auch mit denen haben sie schon gesprochen. Gibt es denn eine Grenze für Sie?

Den oft vorgebrachten Vorwurf, man würde diesen Menschen damit ja auch noch eine Plattform bieten, lasse ich nicht gelten. Das halte ich für völligen Quatsch. Solange jemand erreichbar ist, ich also das Gefühl habe, dass man mit demjenigen sachlich diskutieren kann, ist es doch eine große Chance ihn davon zu überzeugen, dass er im Unrecht ist. Darüber hinaus kann ich auf diesem Weg auch noch viele andere, die ähnlich ticken und irgendwo in Deutschland zuhören, ansprechen und vielleicht auf die richtige Spur bringen. Ich halte es sogar für meine Pflicht, mit solchen Leuten zu reden. Ich breche allerdings sofort ab, wenn ich merke, dass  ein vernünftiges Gespräch nicht möglich ist.

Es entstand so über die Jahre das Image des Kummerkastenonkel Domian. Stört sie das?

Naja, es entspricht ja nicht ganz der Wahrheit. Man merkt dabei, welche Sendungen offenbar eher im Gedächtnis bleiben. Aber wir sprechen ja auch über Heiteres und Alltägliches. Wir legen großen Wert darauf, dass die Sendung nach wie vor auch ein Entertainment-Format ist. In unseren Themensendungen am Mittwoch geht es zum Beispiel auch einfach mal um Autos, steinreiche Leute oder den schrägsten Urlaubsflirt.

Jetzt sind die Themen aber ja nicht unendlich und nach 15 Jahren und über 18.000 Gesprächen liegt die Frage nahe: Wie lange kann man so eine Sendung denn machen?

Das kann ich Ihnen genau sagen: Es gibt drei Kriterien, die hundertprozentig stimmen muss. Das ist die Akzeptanz beim Publikum, meine Gesundheit und mein Interesse an der Sendung. All das ist im Moment hundertprozentig gegeben.

Domian, herzlichen Dank für das Gespräch.