Wolf Bauer© UFA
Dann haben Sie die Nummer von Sky-Chef Brian Sullivan doch bestimmt schon auf Schnellwahl...

Wir versuchen seit Jahren Sky für den HBO-Weg zu gewinnen und wir geben da nicht auf. Für einen PayTV-Sender kann man ganz anders produzieren und provokante, freche und im Wortsinn aufregende Programme machen, die anders sind als das, was man auf dem FreeTV-Markt sieht. Wir hätten große Lust und die Talente dazu. Für Sky könnte das die erfolgsversprechende Zukunft sein.

Gut, aber die Öffentlich-Rechtlichen könnten doch auch etwas wagen. Aber da scheint es nichts anderes als Familien-, Arzt- und Krimiserien zu geben. Müssten die sich nicht mehr trauen?

Wenn Sie langlaufende und erfolgreiche Formate haben, werden sie diese nicht absetzen nur um etwas Neues auszuprobieren. Deshalb bleibt bei den Öffentlich-Rechtlichen nicht viel Spielraum. Das kann man im Übrigen ja auch als Qualitätsbeweis für das, was sich die Öffentlich-Rechtlichen aufgebaut haben, sehen. Bei allen freiwerdenden Slots, beispielsweise in der Access-Primetime, wird man sicher neues wagen.

 


Und am Ende doch wieder auf Familien-, Arzt- oder Krimiserien setzen, weil das auch immer wieder von Produzenten angeboten wird...

Nun stehen wir allerdings auch vor dem Problem, dass die kreativen Produzenten ziemlich beansprucht werden. Bei einer Ausschreibung eines Sendeplatzes ist es nicht ungewöhnlich, dass 80 Firmen 80 Konzepte mit je 30-40 Seiten entwickeln. So viel kreative Arbeit kann man eigentlich nicht ins Leere laufen lassen. Das muss man schon gezielter machen als das derzeit der Fall ist.

In dem Fall, wie auch bei immer neuen Verwertungswegen im Internet beklagen die Produzenten die mangelnde Vergütung ihrer kreativen Leistungen. Haben Sie Hoffnung, dass in diese ewige Debatte Bewegung kommt?

Das Modell der Auftragsproduktion stammt aus den 60-er Jahren. Es gibt fast nichts was Kreativitätsfeindlicher ist, als dieses Modell. Davon müssen wir uns lösen - sonst nehmen alle Schaden. Marktteilnehmer, die sich an dieses Modell klammern, sägen im Grunde an dem Ast auf dem sie sitzen. Wir müssen verstärkt mit und nicht gegeneinander arbeiten. Neue und innovative Inhalte können ja nur von der programmkreativen Industrie kommen - natürlich im Zusammenspiel mit den Sendern und anderen Marktteilnehmern. In Zukunft wird unserer Industrie ja noch mehr abverlangt: Konzepte für Internet, Mobile und weitere neue Medien. Diese Innovationslast können die Produzenten nicht alleine finanzieren.

Wer zahlt das derzeit?

 

Die UFA investiert momentan selbst viel Geld in ihr Innovationsmanagement. Wir haben hunderte von Experimenten gemacht, um zu sehen was Online, etwa im Bereich der Social Communitys nachgefragt ist und funktionieren kann. Die "Piet-Show" zum Beispiel werten wir als großen Erfolg, weil wir widerlegen konnten, dass die Social Community kein Interesse an solchen Programmen hätte. Anhand der vielen Kooperationen die unser UFA Lab mit anderen Marktteilnehmern aus dem Bereich der neuen Medien pflegt, merken wir, dass der Markt inhaltliche Kreativität haben will. All das aber wird von der Monetarisierung der Kreativität abhängen. Da haben alle Marktteilnehmer die verdammte Pflicht und Schuldigkeit sich mit diesem Thema auseinander zu setzen.

Freut man sich da als Produzent auf die neuen Videoportal-Pläne von der Mediengruppe RTL Deutschland und ProSiebenSat.1?

Kostenfreie Mediatheken halte ich für einen Fehler, weil sie den Aufbau von kostenpflichtigen Geschäftsmodellen im Internet auf Dauer erschweren. Wir sollten neue Monetarisierungsmodelle gemeinsam etablieren und Zukunftschancen nutzen. Aber ich plädiere als Plattform-Agnostiker für jede neue Verwertungsart unserer Programme, solange wir eine angemessene Vergütung für unsere Kreativleistung bekommen. Punkt. Ausrufezeichen!

Herr Bauer, herzlichen Dank für das Gespräch.