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Die Euphorie bei den Produzenten wird in dem Maße wachsen in dem die Sender wieder mehr Geld für Programme ausgeben. Und das ist ja eine berechtigte Erwartung. Denn die Sender werden sich einem verschärften Wettbewerb untereinander aber auch mit ganz neuen Programmplattformen ausgesetzt sehen. Jeder Sender sollte sich deshalb durch unverwechselbares Programm profilieren und das kriegen sie nicht, wenn sie für die Serien-Primetime nur in USA einkaufen. Sie benötigen Programme mit denen sie die Menschen dort abholen, wo sie ihre eigene Lebenswirklichkeit wiederfinden. Das hat sich ja gerade bei "Danni Lowinski" gezeigt. Das ist der Beweis, dass man mit einem deutschen Programm den Nerv des Publikums treffen kann. Das macht natürlich Mut für die Primetime-Fiction aus Deutschland.
Ist die Wiederentdeckung der Geschichten vor der eigenen Haustür nur der Überversorgung durch US-Serien zu verdanken?
Nein, ich behaupte, dass sich die Stimmung in Deutschland verändert hat. In der Breite der Bevölkerung gibt es wieder mehr Mut und Zuversicht beim Blick in die Zukunft. Damit verbunden wächst auch wieder die Lust auf Formate, die in der eigenen Realität spielen und nicht den Blick in fremde Welten richten. Wir erleben die Wiederbelebung der deutschen Primetime-Serien bei den werbefinanzierten Sendern. Denn nur da gab es eine Durststrecke.
Die Fiction-Krise über die wir jahrelang diskutiert haben, war also gar keine?
Die deutsche Serie war nie in der Krise. Wenn Sie sich die Serien bei ARD und ZDF oder die täglichen Serien bei den Privaten anschauen, dann sind die alle sehr erfolgreich am Markt. Die haben sich mit ihrer Performance in den letzten Jahren als große Leistungsträger erwiesen. Wir hatten lediglich auf der Seite der werbefinanzierten Sender eine größere Zurückhaltung, was deutsche Serien in der Primetime angeht, weil es natürlich immer ein größeres Risiko ist, etwas Neues zu erschaffen als ein fertiges Produkt einzukaufen, von dem man bereits weiß, dass es im Ausland erfolgreich war.
Wobei das inzwischen ja auch schon schwierig geworden ist....
(lacht) Ja, ich bin jedes Jahr bei den May Screenings in Los Angeles und mache danach mit Kollegen eine Wette: Ob es eine der vorgeführten Serien-Piloten in die Primetime einer der großen deutschen Sender schafft. Ich habe in den letzten fünf Jahren auf Null gewettet und gewonnen.
Ist das amerikanische Fernsehen schlechter als sein Ruf?
Wir müssen uns immer bewusst machen, dass wir nur die Creme de la Creme des US-Fernsehens sehen. Die gescheiterten Versuche, die Flops oder der mediokre Durchschnitt, die werden bei uns ja nie gezeigt. Und wenn wir gerade über dieses Thema sprechen, ist es mir ein großes Anliegen auf ein Missverständnis in diesem Zusammenhang hinzuweisen.
Gerne, wo hakt's denn?
Häufig loben die Kritiker einige herausragende amerikanischen Serien und vergessen dabei völlig, dass diese von Kabel- oder PayTV-Sendern beauftragt wurden. Die Motivation hinter diesen Serien ist dabei nicht eine möglichst breite Publikumsresonanz, sondern die Schaffung eines Hypes, der die Aufmerksamkeit für den Sender erhöht und zur Abonnentenwerbung genutzt werden kann. Bei uns gibt es keine Sender dieser Art.