© Sat.1/Max Moos
Ich kann es selbst kaum glauben, dass schon 10 Jahre vorbei sein sollen! In der Zeit habe ich so viele spannende Geschichten gehört und wirklich tolle Gäste gehabt, dass ich gar nicht gemerkt habe, wie die Zeit an mir vorbeigerauscht ist. Ich bin wahnsinnig dankbar, dass ich das erleben durfte.
Wo liegt nach so langer Zeit für Sie persönlich der Reiz an der Sendung – spüren Sie keine Müdigkeit nach zehn Jahren?
In jedem Job gibt es Phasen der Erschöpfung. Das kennt jeder, der tagein, tagaus arbeitet. Und der Wiedereinstieg nach der Geburt meiner Tochter fiel mir damals nicht gerade leicht. Aber da ich meinen Job wirklich sehr liebe und er mir großen Spaß macht, war es nie besonders schwer für mich, aus Phasen der Müdigkeit wieder raus zu kommen. Außerdem ist mein professionelles und gleichzeitig familiäres Team, das sehr zum Erfolg meiner Sendung beiträgt, für mich die beste Motivationsspritze.
Gibt es immer noch Gäste, die Sie – all Ihrer Routine zum Trotz – nach wie vor überraschen?
Oh ja, das passiert immer wieder. Gerade wenn Gäste sehr emotional und dadurch ganz sie selbst sind, überraschen und berühren sie mich. Ich bereite mich ja auf meine Sendungen vor und habe dann eine ungefähre Erwartung an den Verlauf des Talks im Studio. Und auf einmal steht da ein Gast, der beispielsweise um seine Liebe kämpfen will – und plötzlich spüre ich, wie wichtig das demjenigen ist, wieviel Gefühl dahinter steckt und was es für diesen Menschen bedeutet. Solche Situationen können niemanden unberührt lassen – auch mich nach 10 Jahren nicht.
Sehen Sie für einen Daily-Talk wie „Britt“ eine Altersobergrenze für Moderatoren – ist irgendwann die Spanne zu groß zwischen Ihnen als verheirateter Mutter und Mittzwanzigern, die zum Thema „Gefangen im Liebesdreieck“ im Studio sitzen?
Im Gegenteil – aus meiner Sicht ist es genau umgekehrt. Bevor ich selbst Mutter wurde, konnte ich mir zwar vorstellen, was es bedeutet Mutter zu sein, aber erst heute weiß ich, dass man nicht immer allen Anforderungen gerecht werden kann. Und so ist es doch in ganz vielen Bereichen des Lebens. Als ich mit meiner Talkshow angefangen habe, hatte ich zu vielen Themen eine Meinung – durch eigene Erfahrungen untermauert war die aber nicht unbedingt. Mit jedem Jahr, in dem ich älter werde, kommen Erfahrungen dazu, die ich mit meinen Gästen teilen kann.
Hat sich im Laufe der Zeit Ihre Herangehensweise an die Themen und Gäste verändert?
Ich habe festgestellt, dass immer mehr Gäste zu mir in die Sendung kommen, weil es durch die Nutzung des Internets in der Beziehung oder Freundschaft zu Konflikten kommt. Das gab es vor ein paar Jahren noch nicht. Soziale Netzwerkte, Chatrooms, Kontaktbörsen bereichern das Leben einerseits, beinhalten aber auch eine große Gefahr: Die Kommunikation wird missverständlicher und anonymer. Die Probleme, die dadurch entstehen, versuche ich dann in meiner Sendung zu lösen. So gesehen sind nicht die Konflikte neu, aber die Art und Weise, wie sie entstehen.
Was den Umgang mit meinen Gästen betrifft, habe ich sicherlich eine professionelle Distanz, aber ich habe Empathie im richtigen Moment. Und ich denke, meine Zuschauer spüren das auch.