Wo wir gerade beim Geld sind: Wann wird Sky denn nun erstmals schwarze Zahlen schreiben?

(lacht) Die Lieblingsfrage aller Journalisten.

Nun, es gab mal eine Angabe darüber wieviele Kunden sie benötigen, um profitabel zu sein. Gilt die noch?

Ich kann Ihnen eine Spanne nennen, in der sich das bewegt. Wir haben bisher gesagt, dass wir zwischen 2,8 und 3 Millionen Kunden brauchen, um profitabel zu sein. Das ist auch immer noch grundsätzlich richtig. Es kann aber auch sein, dass wir ein bisschen weniger oder ein bisschen mehr Abonnenten brauchen, um profitabel zu sein. Wir sprachen eben schon darüber: Umsatz pro Kunde und Abonnentenwachstum sind zwei Faktoren, mit denen man das Ziel erreichen kann. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der richtigen Mischung aus Neukunden- und Bestandskundengeschäft.

Schön und gut, aber können Sie konkreter werden?

Jedes Pay TV-Geschäft unterliegt einer Saisonalität. Wenn es keinen wirksamen Hebel für das Neukundengeschäft gibt, muss man sich verstärkt auf die Bestandskunden konzentrieren. Wir beginnen langsam, das bei Sky Deutschland umzusetzen. Im ersten Halbjahr ist das Wachstum naturgemäß langsamer, im zweiten Halbjahr mit Saisonstart der Bundesliga und dem Weihnachtsgeschäft nimmt es an Fahrt auf. Und es gibt noch einen Grund, über den nie jemand spricht, der aber sehr offensichtlich ist: In der kalten Jahreszeit steigt der TV-Konsum. Diese Saisonalität muss man akzeptieren. Sie ist im operativen Geschäft zwar eine Herausforderung, weil sich Fixkosten, wie der Kundenservice, nicht halbjahresweise daraufhin anpassen lassen. Wenn man dies aber akzeptiert und dazu nutzt, die Geschäftsstrategie zu optimieren, kann es sich sehr positiv auswirken. Deswegen wollen wir mit Sky saisonal wachsen - beim Umsatz mit bestehenden Kunden und Neukunden.

Für wann erwarten Sie denn nun schwarze Zahlen bei Sky? 2011, 2012?

Wir geben nur einen Ausblick für 2011. Und hier erwarten wir einen deutlich geringeren Verlust als 2010. Darüber hinausgehende Prognosen werden wir erst gegen Mitte/Ende des zweiten Quartals veröffentlichen. Selbstverständlich haben wir intern genaue Vorstellungen, aber Teil des Problems von Premiere war auch, dass zu oft und zu schnell Ziele ausgegebenen wurden, die dann nicht eingehalten wurden. Das führte dazu, dass wir vermutlich das einzige TV-Unternehmen waren, bei dem mehr über das Unternehmen als über das Produkt gesprochen wurde.

Am 28. Februar wird das Pay TV in Deutschland 20 Jahre alt. Nach einem Jahr bei Sky Deutschland: Haben Sie einen Eindruck davon gewonnen, was in den vergangenen Jahren falsch gemacht wurde?

(lacht) Ich bin froh damals nicht hier gewesen zu sein. Statt zurück, schaue ich lieber nach vorne, weil wir genügend Herausforderungen vor uns haben. Mein bisher gewonnener Eindruck ist jedoch, dass Premiere und große Teile der TV-Branche, immer nur sehr kurzfristig gedacht haben. Das mag zu dieser Zeit aufgrund von Zwängen in der jeweiligen Situation richtig oder alternativlos gewesen sein, aber die Realität ist: Pay TV kann nur funktionieren, wenn man mittel- bis langfristig plant. Und weil man das nicht getan hat, hat man Chancen verpasst.

Welche Chancen?

Warum wurde High Definition nicht früher und offensiver in den Markt eingeführt? Warum gab es so lange keine attraktiven PVRs? Man hätte hier investieren und Premiere deutlicher die Führungsrolle übernehmen müssen. Aber das wäre mit hohen Investitionen verbunden gewesen, die nicht kurzfristig refinanzierbar gewesen wären. Mittel- und langfristig hätte man davon aber profitiert. Glücklicherweise haben wir, unter anderem mit der News Corporation, Investoren, die den Strategiewechsel, hin zu mittel- und langfristigem Erfolg mitgehen. Sie haben die Geduld, die wir brauchen. Aber ich würde gerne nochmals auf die Fehler der vergangenen Jahre im Allgemeinen, nicht nur in Bezug auf Premiere, zu sprechen kommen.

Gerne.

Ich glaube die Fernsehbranche hat in den vergangenen Jahren zu viel Zeit und Energie damit verbraucht, Zukunftsentwicklungen zu umgehen. Es gab nicht genug Akteure in der Branche, die bereit waren, die Chancen neuer Geschäftsmodelle und Techniken zu ergreifen. Das hat sich inzwischen aber geändert, wie ich in vielen interessanten Gesprächen feststellen durfte.