Also ist die Arbeit für die internationale Presse einfacher geworden?

Ein bisschen einfacher. Aber die International Publicists müssen sich trotzdem immer noch sehr anstrengen bei Ihren Klienten ein gutes Wort für uns einzulegen. Das Interesse mit der internationalen Presse zu sprechen hält sich bei vielen amerikanischen Schauspielerinnen und Schauspielern immer noch sehr in Grenzen - am roten Teppich übrigens aus einem einfachen Grund: Wir stehen meist am Ende, da haben alle schon endlose Interviews hinter sich und wollen nur noch auf den Event.

Da hat wahrscheinlich nur der Kollege aus Großbritannien noch eine Chance...

Ja, und Australien. Australien ist sehr wichtig für die Stars. Gerade die Morningshows im australischen Fernsehen. Die sind dort so bedeutend wie hier in den USA die LateNight-Shows. Und da will jeder hin. Durch die Zeitverschiebung können sie halt Live-Schalten machen. Deswegen haben auch alle australischen Sender hier richtige Büros, zum Teil direkt neben den Satellitenstationen. Die sind bestens aufgestellt.

 

 

Gelingt es denn über die Zeit von einigen Stars wiedererkannt zu werden?

Also wenn wir bei den Emmys stehen, dann krieg ich z.b. ohne Probleme Eva Longoria vors Mikrofon. Sie weiß was ProSieben ist, sie kennt das Logo. Und viele kennen mich inzwischen auch persönlich. Das geht dann schon. Aber es ist immer ein Glücksspiel.

Hat man noch Träume nach so vielen Jahren im Wettkampf um die Interviewpartner am Roten Teppich?

Ein Traum wäre es irgendwann mal am Anfang eines Roten Teppichs zu stehen – am besten bei den Oscars. Also bei den Domestic-Kollegen, den US-Kollegen. Zwischen den Amerikanern eben und nicht am Ende, dort wo sich die internationale Presse drängelt. Das Glück hatte ich einmal und es war wirklich ein Erlebnis.

Wie kam es dazu?

Das war bei der Premiere eines der „Fluch der Karibik“-Filme in Disneyland. Es war ein fantastischer Event, der halbe Park war abgesperrt. Die Journalisten wurden von Mitarbeitern der Disney-Presse an ihre Plätze am roten Teppich geleitet. Mein Kameramann und ich liefen mit der Dame von Disney an den großen Podesten von „Entertainment Tonight“, „Access Hollywood“, CNN und AP vorbei, als uns plötzlich gesagt wurde „Bettina, this is your spot“. Ich dachte es wär ein Scherz, bis mir das ProSieben-Schild auffiel. Das war großartig!

Ach und gab es eine Erklärung für diese Beförderung?

Da es wohl keine Europa-Premiere des Films gab und Deutschland ein wichtiger Markt ist. Da standen wir also. Auf einem Podest, 3x3 Meter groß. Dabei hatten wir nicht mal ein Stativ dabei, weil das im Gedränge hinten am Teppich normalerweise eh nicht gebraucht wird. Und ich war in Jeans und T-Shirt, war also nicht wirklich aufgebretzelt. Dann ging es los. Wir bekamen natürlich mit dieser Position am roten Teppich alle Stars des Films. Irgendwann kam eine eine Publizistin zu mir und rief mir eine Frage zu, die ich nie vergessen werde: „Do you wanna talk to Johnny Depp?“ Rate mal was ich geantwortet habe...