Eine Gameshow ist für Sie noch Neuland, aber im Moderationsgeschäft kann man Sie ja schon fast als alten Hasen bezeichnen. Nachrichten bei RTL II, Magazine und Sport bei RTL, mit "Let's dance" auch eine glamouröse Show. Etwas böse gefragt: Können Sie sich nicht entscheiden, in welche Richtung Sie wollen?
Ich finde das gar nicht böse, wenn man immer wieder fragt, wohin man eigentlich will – ich frage mich das auch ständig. Am Anfang hatte ich konkrete Vorstellungen. Da dachte ich: Magazine und News, das ist das, was ich machen möchte. Wenn sich dann aber im Laufe der Jahre plötzlich neue Chancen ergeben, wäre ich doch dumm, nein zu sagen, weil ich mich vor fünf Jahren mal anders entschieden habe. Es geht mir nicht darum, so viel wie möglich zu machen. Aber wenn eine neue Chance wartet und ich richtig Lust darauf habe, dann probiere ich das einfach aus. So war das zum Beispiel mit „Let's dance“ - auch wenn ich Jahre vorher mal eine Doppelgänger-Show mit Mike Krüger gemacht habe. Damals fand ich es aber noch ganz schrecklich, auf einer Bühne zu stehen. Bei „Let's dance“ war das anders und nachdem das auch vom Publikum angenommen wurde, stand für mich fest, dass ich zweigleisig fahren will. Aber ich habe auch gemerkt, dass meine Kapazitäten begrenzt sind. Ich kann nicht für „Formel Exclusiv“ durch die Weltgeschichte reisen und gleichzeitig Boxen und eine Show moderieren. Ich will als Basis weiterhin „Explosiv-Weekend“ moderieren, weil mir das redaktionelle Arbeiten nach wie vor sehr viel Spaß macht. Wenn sich dazu dann projektbezogen Shows anbieten, werde ich aber auch diesen Weg weiter verfolgen.
Zwischen zwei Welten – das taugt ja nicht nur als Überschrift für Ihre Arbeit. Sie sind Deutsche mit türkischen Wurzeln und haben mit „Guten Morgen, Abendland“ ein Buch über ihre Erfahrungen geschrieben. Wie lebt es sich denn zwischen zwei Kulturen?
Als Kind und Jugendliche findet man das erstmal ganz schrecklich, da man ja in der Pubertät sowieso schon ziemlich orientierungslos ist. Wenn dann noch hinzukommt, dass man sich nicht nur fragt, wo man sich hin entwickelt, sondern auch, ob man nun Deutsch oder Türkisch ist, macht das die Sache nicht einfacher. Das hat sich jahrelang hingezogen, bis ich mich gefragt habe, warum ich mich eigentlich so verrückt mache? Ich will nicht nur Türkisch oder nur Deutsch sein. Aus beiden Kulturen ist einfach etwas neues entstanden. Ich sehe mich als eine Art Weltbürger. Deswegen reise ich vielleicht auch so gerne und lerne gerne andere Kulturen kennen. Ich kann nicht sagen, nur das ist meine Heimat und da gehöre ich hin. Ich bin mit zwei Ländern, zwischen zwei Kulturen aufgewachsen. Heute sehe ich das als Reichtum.
War Ihr türkischstämmiger Hintergrund denn jemals ein Thema bei der Suche nach einem Job in der TV-Branche?
Das hatte ich zwar vermutet, war es aber eigentlich nie. Das hat zum Einen damit zu tun, dass ich aufgeschlossen bin und auf Leute zugehe. Die lernen mich dann einfach als Nazan kennen und müssen gar nicht überlegen, was es bedeutet, dass ich türkische Wurzeln habe. Andersherum habe ich natürlich auch meinen Stolz. Wenn ich gemerkt habe, dass da etwas zu einem Problem werden könnte, bin ich in die Offensive gegangen. Man hat nur manchmal überlegt, ob man meinen Migrationshintergrund vielleicht nutzen könnte. Vor vielen Jahren haben wir mal eine Sendung namens „Bosporus Trend“ gemacht. Wir waren ganz begeistert von der Idee, für in Deutschland lebende Türken eine eigene Sendung zu machen. Das wollte allerdings kaum jemand sehen. Türken schauen eben die türkischen Kanäle oder sie entscheiden sich bewusst für das deutsche Fernsehen. Dieser Zwischenweg war im Nachhinein betrachtet Quatsch. Aber es war damals eine Herzensangelegenheit für mich – da musste ich den Versuch einfach wagen.
Frau Eckes, herzlichen Dank für das Gespräch.