Frau Green, 2011 ist ein ziemliches starkes Nachrichten-Jahr oder?
Das ist es. Ich glaube wir hatten schon lange kein Jahr mehr, dass sich schon im Mai als sehr erreignisreich beschreiben lässt. Wir haben so viele Ereignisse, die nicht mal wie sonst so oft, nur aus einer Region kommen. Jeder Kontinent hatte in diesem Jahr schon seine Schlagzeilen. Das ist anstrengend, fast unglaublich aber journalistisch natürlich einfach sehr spannend.
Aber ist es auch ein gutes Jahr für Nachrichtenfernsehen? Oder profitieren inzwischen nicht eher die Nachrichten-Websites?
Nachrichtenfernsehen war nie lebendiger als jetzt. Wir sehen in diesem Jahr höhere Einschaltquoten als in den vergangenen Jahren. Aber mindestens so bemerkenswert ist die Tatsache, dass 2011 sicher das Jahr sein wird, in dem Online-Kommunikation den klassischen Journalismus - gedruckt wie gesendet - endgültig erreicht hat. Aber diese Frage nach dem Duell Fernsehen gegen Internet stellt sich für mich nicht, wenn wir die neuen Möglichkeiten nutzen und damit unser Fernsehprogramm besser machen. Wir sehen ganz normale Menschen, die dank das Internets zur Berichterstattung beitragen können. Das zu nutzen, zu organisieren und zu verinnerlichen ist die Aufgabe.
In der Tat eine Aufgabe, vor der sich viele Journalisten weltweit sehen...
Wir erleben immer mehr Kommunikation über Social Media-Angebote. Man muss nur als Journalist bereit sein zu begreifen, dass das eine Chance und keine Konkurrenz ist. Es ist unsere Chance Informationen von dort binnen Minuten an ein großes Millionen Publikum in aller Welt weiterzugeben. Ich als Journalistin finde es immer aufregend, wenn man Zugang zu neuen Quellen bekommt. Skepsis kann ich nicht nachvollziehen. Mich begeistern neue Möglichkeiten.
Wobei das Internet ja inzwischen kaum mehr als neu zu bezeichnen ist...
Es ist natürlich nicht neu, dass man im Internet intensiv und schnell kommunizieren kann. Aber durch den Erfolg von Social Media ist es einfacher geworden binnen kürzester Zeit ein vertrauensvolles Verhältnis zu Personen aufzubauen, die man vielleicht noch nie persönlich getroffen hat. Die intensive Vernetzung bei Twitter oder Facebook nimmt viel von der Anonymität und ermöglicht uns ja beispielsweise bei Facebook Menschen kennenzulernen, die die gleichen Interessen haben. Und es sind nicht mehr Usernames sondern reale Menschen. Das bringt uns enger zusammen. Und wenn Menschen mehr miteinander kommunizieren, entstehen mehr Nachrichten. Privat wie im Journalismus.
Sind in den vergangenen Monaten mehr Nachrichten entstanden?
Die Ereignisse der vergangenen Monate fanden rund um den Globus statt und doch war jede der Schlagzeilen zeitlich und emotional sehr schnell bei uns. Es fühlt sich für mich so an als wäre die Welt wieder ein Stück weit enger zusammengerückt. Nicht nur, weil wir bei allen Ereignissen vom Mittleren Osten über Japan bis zur Flutkatastrophe in Australien so unmittelbar und via Social Media so persönlich dabei waren wie nie zuvor, sondern auch, weil wir immer stärker begreifen, dass wir alle Teil der Geschichte sind. Nachrichten haben Folgen, die mich betreffen können obwohl ich weit weg vom Geschehen bin. Was in Japan passiert, löst Diskussionen über Energiepolitik aus. Was im Mittleren Osten passiert, stellt andere Länder vor die Frage wie sie darauf reagieren sollen. Und das aus diesen Gründen wachsende Informationsbedürfnis hilft uns natürlich.