Formate wie „Hells Kitchen“ mit Gordon Ramsey sind aber schon recht erwachsen. Wird VIVA älter?
Ja, es ist nicht mehr das klassische Teenie-Programm. Das war für uns ein wichtiger Test, da haben Sie völlig Recht. Gordon Ramsey spricht sicher eher die 20- bis 39-Jährigen an. Aber genau das ist unsere Zielrichtung. Wir wollen etwas Abstand nehmen von den zu bunten, zu schrillen plüschig-pinken Teenie-Formaten und erwachsener werden, also etwas länger die Zuschauer erreichen, die mit VIVA aufgewachsen sind und sie nicht zu früh zu verlieren.
Was ist denn schwieriger: Exklusives Programm für MTV zu finden oder massenkompatibles Programm für VIVA?
(lacht) Interessante Frage. Ich würde sagen, dass es schwieriger ist für VIVA massenkompatible Formate zu finden, weil wir uns bei ausgesuchten Highlights plötzlich in Konkurrenz zu größeren Sendern befinden, die sich für die selben Programme interessieren. Im direkten Vergleich würde ich sagen, dass der Programmeinkauf für VIVA etwas herausfordernder ist als bei MTV.
Und dann gibt es auch keine Überschneidungen im Programm zwischen VIVA und Comedy Central mehr?
Ja, da gab es sicher einige Überschneidungen in der Vergangenheit. Das wurde aber bereits im letzten Jahr zurückgefahren, weil wir Comedy Central älter positioniert haben und hier schon in 2010 eher auf die Generation 30+ geschaut haben. Auch das Genre Comedy selbst ist konträr zu VIVA programmiert. Das einzige Genre, was sich noch auf beiden Sendern wieder findet, sind Cartoons. Aber auch da trennen wir zwischen älteren Cartoons für Comedy Central und jüngeren für VIVA. Der Rest des Programms ist mittlerweile sehr strikt getrennt.
Comedy Central hatte seit dem Start in Deutschland ja eine bewegte Geschichte. Warum jetzt die Ausrichtung auf ein eher älteres Publikum?
Die Neuausrichtung von Comedy Central im vergangenen Jahr war enorm wichtig. Wir sind jetzt schon seit längerem dort, wo wir immer hin wollten. Das Programm ist zum einen eine Mischung aus Klassikern, die man kennt, wie „Friends“, „Roseanne“ oder „Frasier“. Darüber hinaus laufen auch ganz neue Premium-Formate wie „Little Britain“ oder „Come fly with me“, der „Little Britain“-Nachfolger, der Ende Juli startet. Die Mischung macht's.
Ärgert es, dass die großen Vollprogramme Comedy bzw. insbesondere US-Sitcoms als geeignetes Programm für die Primetime entdeckt haben?
Wir profitieren in dem Sinne, dass US-Comedy als Primetime-Format wieder ein viel größeres Ansehen genießt. Das haben wir den „Simpsons“, „Two and a half men“ oder „How I met your mother“ zu verdanken. Das ist auf der einen Seite natürlich sehr gut, auf der anderen Seite macht es unseren Programmeinkauf natürlich nicht unbedingt leichter, wenn jeder plötzlich US-Comedy für die Primetime will.
Eine letzte Frage: In den USA erlebt MTV gerade dank „Jersey Shore“ einen Höhenflug und bricht alle Rekorde. Neidisch, dass dieser Hype in Deutschland kein so großes Echo findet?
Wir können ja bei MTV keine Einschaltquoten messen, deswegen kann ich das für das neue MTV gar nicht konkret sagen. Bei VIVA sehen wir jedoch, dass MTV Formate, so auch "Jersey Shore", auf einem hohen Niveau angenommen werden. In den USA hat „Jersey Shore“ beim werberelevanten Publikum wochenlang „American Idol“ geschlagen, auf dem Niveau sind wir in Deutschland nicht. Hier liegen wir ja doch noch hinter „DSDS“. Aber nur ganz knapp (lacht).
Frau Bayr, herzlichen Dank für das Gespräch