Sind die Vereinten Nationen denn ein dankbares, weil ergiebiges Thema oder ein undankbares, weil meist leider von geringem Interesse beim Publikum?
Sie sind dankbar und undankbar zugleich. Auf der einen Seite gab zum Beispiel die deutsche Enthaltung im Sicherheitsrat bei der Libyen-Frage eine große Aufregung, auf der anderen Seite sind die komplexen Zusammenhänge in der Kürze der meisten Beiträge nicht erklärbar und dazu noch schwer zu bebildern, wenn es um Entscheidungen hinter verschlossenen Türen geht. Traurigerweise muss man da dann die Schreckensbilder von manchem Krisenschauplatz benutzen, um die Bedeutung mancher Entscheidung in New York bei den Vereinten Nationen überhaupt dem Zuschauer verständlich zu machen.
Jetzt ist New York nicht gerade klein...
Österreich ist nach der Bevölkerungszahl kleiner als New York City, wobei New York City flächenmäßig wiederum erstaunlicherweise kleiner ist als Berlin.
Da stellt sich die Frage: Wie findet man bei so vielen Menschen auf so engem Raum die Nadel im Heuhaufen - die beste Story? Kann man sich in so einer Stadt eigentlich noch einen Überblick über das Geschehen verschaffen?
Man muss sich halt sehr vorsichtig und aufmerksam bewegen, dann findet man auch in dieser Stadt die Geschichten. Der Versuch sich in so einer Stadt erst einmal einen Überblick zu verschaffen, ist zwecklos. Und schlimmstenfalls lässt man dabei dann schon viele spannende Geschichten links und rechts liegen. Man versucht sich diese Stadt zu erschließen. Der, der behauptet, er habe sie sich erschlossen, der schummelt. Dazu verändert sich New York City zu schnell. Die Herausforderung ist der Zuschauer. Der hat seine Vorstellung von New York City oder war sogar schon mal hier. Da haben sie also reale Urteile und Vorurteile gegenüber der Stadt, mit denen sie umgehen müssen und auf die sie das Programm und ihre Themen zuschneiden. Manche Vorurteile kann man aufbrechen, manche typische Vorurteile bestätigen sich hingegen, wie zuletzt beim Fall Strauss-Kahn, wo die US-Justiz ihren, aus deutscher Sicht, schlechten Ruf bestätigt hat.
Möglicherweise, so kurios wie es ist, weiß der deutsche Zuschauer mehr über New York als über Wien oder? Ob es jetzt Halbwissen oder Wissen ist, sei mal dahin gestellt...
Jede Stadt hat ihre Klischees und so schlimm sind sie nicht, weil immer etwas Wahres dran ist. Wien wird auch erstmal direkt mit Mozart, Oper und Burgtheater verbunden. Dass es dort mehr als eine Oper und das Burgtheater gibt, wissen viele nicht. Ach, es ist immer der schmale Grat zwischen dem, was die Mehrheit denkt, die Minderheit weiß und vor Ort Realität ist. Irgendwo dazwischen liegt das, was man erzählt.
Kriegt man aus New York denn in Mainz bei den ZDF-Kollegen mehr Gehör als aus Wien? Es gibt ja deutlich mehr Themen...
Deutlich mehr Themen gibt es in Südosteuropa, aber das Interesse daran ist geringer. New York genießt halt große Sympathie und gerade bei bunten Themen interessiert dann New York deutlich mehr als ein ähnliches Trendthema aus Bukarest. Wobei man der Vollständigkeit halber dazu sagen muss, dass eine bunte Bukarest-Geschichte aus Wien gemacht natürlich teurer ist als eine Geschichte die hier vor der Haustür passiert. Da spielt das Geld schon eine ganz große Rolle, das muss man mal klar sagen.