Hat das Internet in solchen Fällen vielleicht die Grenzen eines Korrespondenten-Netzwerkes aufgezeigt? Weil man eben doch nicht überall sein kann und es ggf. am Ort eines Geschehens eigene Multiplikatoren für Neuigkeiten gibt?
Nein. Wir haben ja, um mal bei Südosteuropa zu bleiben, in vielen weiteren Städten, in denen es kein eigenes Studio gibt, Mitarbeiter die uns auf dem Laufenden halten und auf die wir bei Bedarf zurückgreifen können. Da sind wir gut vernetzt, was wichtig ist, weil die Qualität von gedruckten und elektronischen Medien in der Region auch nicht gerade überschäumend ist. Und das trotz der vielen westlichen Mutterfirmen, die inzwischen in der Region eingestiegen sind.
Ist das so?
Ich finde die Zeitungslandschaft in Europa wird nach Westen und Süden immer schlechter. Westen meint Großbritannien und Süden heißt eben Italien und der ganze Balkan. Das ist oft unzuverlässiger Journalismus. Das beginnt auch schon in Österreich, wobei es ja auch in Deutschland schwarze Schafe gibt.
Nochmal zurück nach New York. Sie sagten ja, sie haben sich bewusst für New York entschieden. Auf welche Themen legen Sie denn besonderen Wert? Was ist ihr Ziel in New York?
Ich hoffe, dass wir die Börse wieder stärker ins Programm bringen können, wie es früher schon einmal war. Zuletzt gab es ja immer nur die Börse aus Frankfurt. Die Wall Street wird gerade im Moment sehr spannend. Wir erleben ja gerade, dass die USA ihre Wirtschaftskrise noch lange nicht überstanden haben, was ja auch Auswirkungen für uns hat.
Häufig hört man Klagen, dass das Korrespondentennetz so selten im Programm auftaucht. Könnten Sie denn mehr oder arbeiten Sie bereits am Limit?
Im Grunde schon. Man arbeitet ja seit einigen Jahren nicht mehr nur fürs Hauptprogramm, sondern zusätzlich die Digitalkanäle oder das Internet. Grob vereinfacht gesagt hat sich die Arbeit vervierfacht aber die Anzahl der Mitarbeiter ist nicht gewachsen. Insofern arbeitet man schon am Limit. Und man muss ja als Öffentlich-Rechtlicher auch noch die Chance haben, mal einen halben Tag über ein Thema nachzudenken. Nicht einfach nur alles mögliche herauszublasen, nur weil die Agenturen irgendetwas vermelden. Auslandskorrespondenten sollen ja gerade auch Themen sorgfältig recherchieren.
Gibt es denn angefragte Geschichten bei denen man inzwischen nur noch die Augen verdreht, weil die Anfragen sich im Grunde immer wiederholen?
(lacht) Ja, die gibt es. In Südosteuropa waren es natürlich die ganzen Prostitutions-Geschichten. Prostituierte in Tschechien, die an der bayerischen Grenze arbeiteten oder Prostituierte aus dem Kosovo, die nach Hamburg geschickt werden. Das sind so die Storys, die in Wien oft, vielleicht zu oft, angefragt wurden. Da würde man sich lieber Zeit für andere Hintergründe nehmen, aber leider kommt man genau dazu inzwischen immer seltener. Da sind dann eher die Kollegen von „Frontal 21“ an Hintergründen dran, beispielsweise am Organhandel im Kosovo.
Aber New York ist sicher nicht ruhiger für mehr Hintergrund oder?
Nein, ruhiger nicht. Aber sie sind näher dran. Und wenn sie für eine Geschichte nicht drei Tage nur mit An- und Abreise verbringen, dann schaffen sie mehr.
Vor drei Jahren gab es ja mal lautstarke Proteste einiger ZDF-Korrespondenten über die Präsenz und Sendezeiten im Programm. Sie waren einer davon. Hat sich das denn inzwischen verbessert?
Insgesamt haben wir mehr Spielfelder bekommen. Das Auslandsjournal hat wieder einen besseren Sendeplatz, um 22:15 Uhr. So gesehen hat das schon etwas gebracht, dass wir damals sehr ausführlich diskutiert haben, welchen Stellenwert Auslandsberichterstattung für das ZDF hat. Es ist gut zu wissen, dass man daran festhält. Es wird sicher mal Veränderungen geben. Da wird vielleicht in Indien mal was aufgemacht und dafür woanders etwas abgebaut, aber ich sehe insgesamt ein gesundes Korrespondentennetz.
Herr Prömpers, herzlichen Dank für das Gespräch.