Aber dann braucht DMAX neue prägende Köpfe...

Genau, wir brauchen Charakterköpfe, ganz spezielle Typen. Das erwarten die Zuschauer von uns. Inzwischen setzt auch manche US-Produktion stärker auf die Protagonisten.

Bei dem Zugriff auf die Produktionen des Mutterhauses würde mich mal interessieren: Bei welchen Formaten winken Sie gleich ab? Also was passt dann eben doch nicht nach Deutschland?

Schauen Sie, Discovery ist ein Unternehmen, das international eine Vielzahl an Kanälen betreibt. So viele Programmstunden können wir mit unseren drei Sendern in Deutschland gar nicht umsetzen. In den USA läuft beispielsweise der Military Channel. Diese Programme sind für uns nicht einsetzbar.

Das verkaufen Sie dann einfach an N24...

Es gibt es viele, die an unserem Programm interessiert sind. Selbstverständlich haben wir die absolute Hoheit zu entscheiden, an wen unsere Inhalte gehen. Wir wollen uns ja nicht selbst kannibalisieren.

Kurze Anschlussfrage: Sie sagten, es gäbe viel mehr Programm als sie Programmplätze haben. Spielt man da mit dem Gedanken, das Sender-Portfolio zu erweitern?

Wir wollen weiter wachsen. Wenn ich das Portfolio anderer westeuropäischer Discovery-Märkte anschaue, dann ist da durchaus der eine oder andere Sender dabei, den ich mir auch in Deutschland vorstellen könnte. Wir sind sicher noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt.

Ist das ein konkreter Plan für 2012 oder eher ein „Schau mer mal“?

Es ist ein strategisches „Schau mer mal“ (lacht).

Kommen wir nochmal zurück zu DMAX und dem Thema Vermarktung. Ist DMAX angekommen in den Media-Plänen?

Den großen Kampf, in den Media-Plänen mit aufgenommen zu werden, haben wir erfolgreich bestritten. Wir haben rund 400 Werbekunden, die pro Jahr auf DMAX werben, darunter gewichtige Player. Aber es bedarf natürlich immer noch einer gewissen Überzeugungskraft als Sender, der einen Zuschaueranteil von 75 Prozent Männern hat, in Kampagnen zu kommen, die sich an Haushaltsführende richten oder nicht nur reine Männerkampagnen sind. Aber wir haben inzwischen eine sehr bunte Mischung. Worauf wir wirklich stolz sind: Wir machen nicht Umsatz, nur um des Umsatz willen. So hatten wir niemals Call-In-Shows, obwohl man damit viel Geld hätte verdienen können. Für uns aber war es wichtig, ein gewisses Standing zu erhalten. Gute Markenführung zahlt sich immer aus.

Ist das ein Gruß an Sport1?

Nein. Ich habe selbst sieben Jahre bei Sport1 bzw. DSF gearbeitet und weiß, dass es wirtschaftliche Notwendigkeiten geben kann, um solch einen Weg einzuschlagen. Bei DMAX mussten wir das glücklicherweise nicht tun. Ich mache aber auch keinen Hehl daraus, dass wir in der Nachtschiene Erotikspots in den Werbeblocks haben. Na und? Abgesehen davon ist unser gesamtes Programm DMAX pur.

Entdeckt man sein Unternehmen eigentlich nochmal neu, wenn man nach Jahren von der Vermarktung zur Geschäftsführung wechselt?

Ich bin erstaunt, wie viel Neues ich entdeckt habe. Ich bin zum Launch von DMAX für die Vermarktung gekommen und somit schon seit fünf Jahren dabei. Aber aus dem neuen Blickwinkel der Geschäftsführerin habe ich meine Company von Grund auf neu gesehen, ganz gleich ob bei Distribution, Affiliate Sales oder Programm.