Dabei heißt es doch so oft Musik sei ein Abschalter...

In der Endphase bei der ARD haben wir auch Musik am Ende gehabt und da sind uns kaum Zuschauer verloren gegangen. Es ist immer eine Frage, wie ich die Musik-Acts verkaufe. Als Pausenfüller zwischen zwei Wetten sackt es natürlich ab, wenn ich aber Musik-Acts wie damals Jürgen von der Lippe bei „Geld oder Liebe“ wertschätze und bewusst einsetze, dann verliert man damit auch niemanden. Das hat mit der Glaubwürdigkeit der Präsentation zu tun und mit der Ausrichtung auf das entsprechende Sendungspublikum. Wir merken, dass unser LateNight-Publikum eigentlich die ganze Bandbreite von Motörhead bis Anne-Sophie Mutter mitmacht, solange es Weltklasse und live ist.

 

 

Mit so viel Leidenschaft fürs Detail stellt sich die Frage: Ist Fred Kogel damit zurück im täglichen Fernsehgeschäft?

Ich war über viele Jahre hinweg Vertragsmacher, Zahlenjongleur und Vorstandsvorsitzender einer Aktiengesellschaft. Man kann schon sagen: Erstmalig seit meiner „Wetten, das..?“-Produzententätigkeit von 1989 und 1995 bin ich zurück bei der Sendungsproduktion, wobei der kreative Bau der einzelnen Sendungen ja von Harald mit den Autoren übernommen wird. Aber in der Abstimmung von Gästen, Musik und dem dramaturgischen und optischen Bau der Sendung bin ich involviert. Unser Ziel ist es, die gesammelten Erfahrungen von Harald und mir nach 20 Jahren nochmal ins Boot zu werfen.

Sie sprechen von den gesammelten Erfahrungen. Über wen haben Sie denn in den ARD-Jahren am meisten Erfahrungen sammeln können? Über sich selbst, über Harald Schmidt, die ARD oder Oliver Pocher?

Ach, über ARD und ZDF wusste ich immer schon viel, weil ich ja über Jahre bei den Institutionen angestellt war oder für sie produziert habe. Was man aber wieder lernen konnte: Man macht sich konkrete Vorstellungen und stellt nachher fest, dass es ganz anders funktioniert. Also eine tolle Theorie, die von der Realität eingeholt wird.

Haben Sie ein Beispiel dafür?

Als wir zur ARD gingen, schien es uns eine super Idee zu sein, direkt nach den „Tagesthemen“ auf Sendung zu gehen, so wie es jetzt für Thomas Gottschalk eine tolle Überlegung scheint, vor der „Tagesschau“ auf Sendung zu gehen. Auch er wird da noch seine Erfahrungen machen, ob das gut ist oder nicht. Ich bezweifel das. Uns erschien es damals sinnvoll, weil wir auch tagesaktuell die Schlagzeilen aufbereiten. Was könnte besser passen als nach den „Tagesthemen“ zu starten. Tolle Theorie, aber was wir nicht dabei bedacht haben, war die Zuschauerkurve der „Tagesthemen“ und das obwohl ich alle Quoten seit 20 Jahren mit großem Interesse analysiere. Hätte ich mir das vorher mal angeschaut, hätte man gesehen, dass die „Tagesthemen“ zum Ende mit irgendeinem letzten pfiffigen menschelnden Beitrag, Wetter und dann zwei Trailern dramatisch an Zuschauern verliert und uns etwa vier oder fünf Prozent Marktanteil übergibt. Damit meine ich nicht die jeweilige Gesamtquote in den Zielgruppen, sondern die Quoten bei der Übergabe nach Minutenschritten: die zählen.

In der Tat keine guten Startbedingungen...

Und um 22.45 Uhr kriegt man auch von keinem Sender einen Crossflow. Und wenn man dann nur eine halbe oder dreiviertel Stunde sendet, erreicht dich erst der Flow von den Privatsendern um 23.15 Uhr. Das ist jetzt eben anders. Bei den Talks der ARD übrigens, da sieht das jetzt etwas anders aus. Die gehen länger und können über die Strecke Zuschauer einsammeln. Das ging bei uns gerade in der Anfangsphase mit nur 30 Minuten Sendezeit gar nicht.

Deswegen ist Ihnen der feste Sendeplatz um 23.15 Uhr umso wichtiger...

Schauen Sie, in der ARD haben zuletzt von 24 Sendungen ich glaube 18 nicht pünktlich angefangen, zum Teil eine Stunde später. Das ist bei so einer niedrigen Sendungsfrequenz gefährlich. Da braucht es Verlässlichkeit. Und es gibt da auch nichts tödlicheres für ein LateNight-Format als nur einmal wöchentlich zu senden und das auch noch unregelmäßig. Dann fehlt das Aktuelle. Eine hohe Frequenz hat für uns Priorität.

Sie sprechen damit den Wunsch nach einer dritten Sendung pro Woche an? Das hat Herr Schmidt ja auch schon mehrfach erwähnt und gleichzeitig betont, dass es kein Angriff auf Kerner sei...

Nein, das geht doch nicht gegen Johannes. Wir kennen uns ja auch noch aus meinen damaligen Sat.1-Zeiten und er ist ein Macher. Das schätze ich sehr an ihm. Das einzige, was Harald und ich sagen, ist: Drei Sendungen sind besser als zwei. Aber das ist nicht unsere Entscheidung. Das ist Sendersache.