Bleiben wir bei „Eins gegen Eins“. Ein Polit-Talk bei Sat.1 wurde von niemandem gefordert und trotzdem wagte man sich an das schwierige Genre. Warum?

Nach der Trennung von N24 ging es uns darum innerhalb der ProSiebenSat.1 Media AG das Thema Politik und Gesellschaft in Form eines Talks aufzugreifen. Sat.1 tut gut daran, diese Farbe zu etablieren. Das erste Halbjahr war kein leichter Gang, das zweite läuft aber ja schon sehr viel besser und de facto haben wir gezeigt, dass man im Privatfernsehen Politik-Talk machen kann – es geht auch auf einem schwierigen Sendeplatz. Wir haben im Schnitt fast sieben Prozent und werden das hoffentlich auch halten.

Mit Lady Bitch Ray?

Wir haben einfach festgestellt, dass es der Zuschauer nicht goutiert, wenn da vier ihm völlig unbekannte Menschen stehen. Es ist eine Frage der Mischung. Wir sind nicht die einzigen gewesen, die das Thema „Porno“ im Talk entdeckt haben, Sandra Maischberger, Frank Plasberg und andere waren zuvor auch schon am Thema dran. Wir haben es auch noch ganz würdig über die Bühne gekriegt. Es muss aber nicht immer Lady Bitch Ray sein, das haben wir jetzt einmal gemacht und dann ist es auch gut.

 

 

Aber danach kam Natascha Ochsenknecht. War das Polittalk?

Ihre Söhne wurden im Internet gemobbt und sie setzt sich jetzt dafür ein, dass es für dieses Thema eine höhere Aufmerksamkeit gibt. Außerdem hatten wir noch Wissenschaftler, einen Anwalt und  den stellvertretenden Chef der Piratenpartei. Das war eine gute, lebhafte Mischung. Man darf es nur nicht übertreiben. Die Redaktion hatte noch vorgeschlagen Mathieu Carriere einzuladen. Da habe ich dann interveniert und gesagt „netter Vorschlag, aber vergesst es, weil das genau dieser eine Tick zu viel ist“ Das gibt dann nur mehr Krawall. Das Gute an „Eins gegen Eins“ ist, dass es wie eine normale Talkshow funktioniert, aber Sie haben doch Momente, in denen Sie einfach einen offenen Wettkampf der Argumente haben.

Eigentlich ist es ja längst „Zwei gegen zwei“. Weicht das nicht das Konzept auf?

Wir sind konsequent geworden und machen seit September von Anfang an „Zwei gegen Zwei“. Ich verstehe, was Sie meinen, darüber haben wir auch lange diskutiert. Wir haben einfach die Erfahrung gemacht, dass ein Duell mit nur zwei Teilnehmern auch mal festfahren kann. Irgendwo muss ich am Ende des Tages zeigen, dass Politik-Talk im Privatfernsehen funktioniert. Es nutzt dann nichts zu sagen, dass man aber ganz puristisch unterwegs war.

Warum gibt es eigentlich generell so wenig Talks bei den Privaten? Lässt sicht das Publikum wegen Reizüberflutung und Überinszenierung bei anderen Genres vom einfachen Gespräch nicht mehr locken?

Da widerspreche ich Ihnen. Ich glaube, dass wir gezeigt haben, dass es machbar ist. Wir haben gerade bewiesen, dass man im Privatfernsehen einen ernst zu nehmenden Politik-Talk mit anspruchsvollen Themen machen kann. Sicher würde die Welt heute anders aus, hätte man damals eine Marke wie „Talk den Turm“ nicht aufgegeben. Aber da waren die Quoten am Ende dann zu schwach. Nur muss man heute auch sehen: Talk interessiert ältere Zuschauer. Auch die großen Talks der ARD gehen teilweise mit unter drei Prozent in der jungen Zielgruppe nach Hause. Da könnten wir mit „Eins gegen Eins“ sogar sagen: Wir sind bei den Polittalks unter der Woche Marktführer beim jungen Publikum.

Wenn „Kerner“ in Kürze endet: Gibt es ein neues Magazin am Donnerstagabend?

Das wird sich zeigen, hier besprechen wir gerade unterschiedliche Ideen aus allen Programmgenres.

Also ist Sat.1 derzeit so aufgestellt wie Sie es sich wünschen im Bereich Information?

Was mir auch wichtig war, ist, dass wir wieder aktuelle Reportagen im Programm haben. Im letzten Halbjahr haben Dieter Kronzucker und ich je eine gemacht und im nächsten Jahr machen wir auch wieder welche. Das ist eine Farbe, die ich den Kollegen empfehle und produziere, weil ich glaube dass das gute Akzente sind.

Aber wartet das Sat.1-Publikum auf eine Reportage pro Quartal? Findet die jemand?

Darum geht es auch gar nicht. Es geht nicht darum eine serielle Programmierung hinzubekommen oder das Publikum umzuerziehen. Sondern es kommt darauf an, dass das eine Farbe ist, die man bei Sat.1 auch findet. Das ist ein Anspruch, den ein Familiensender, ein breit aufgestellter Sender einfach haben muss.

Wie sieht es denn bei ProSieben und Kabel Eins aus? Für die Informationsangebote dieser Sender sind sie ebenfalls verantwortlich.

Wir denken besonders bei ProSieben immer wieder darüber nach und sobald wir etwas haben, sagen wir Bescheid. Aber solange bitte nicht vergessen: „NEWSTIME“, die ProSieben-Nachrichten, ist die erfolgreichste Nachrichtensendung bei den unter 30-Jährigen in Deutschland. Wir haben  da 18-19 Prozent Marktanteil bei den bis 29-Jährigen und das kriegt nicht mal die „Tagesschau“ auf die Kette. Die Sendung ist sicher nicht so hart, aber wir machen auch dort seit Wochen mit dem Euro und Europa auf.  Und mit Michael Marx und Laura Dünnwald haben wir ein tolles Team.

Aber mit Laura Dünnwald haben Sie doch noch mehr vor oder? Ein Wechsel von der „Tagesschau“ zu „Newstime“? Das kann doch nicht alles gewesen sein...

Sie ist glücklich. Ich kann mich oft davon überzeugen, sie sitzt ein Büro neben mir.

Herr Limbourg, ich danke für das Gespräch