Aber auf dem Weg zum Erfolg ist noch viel zu tun, besonders bei Sat.1. Bereuen Sie die Formulierung „bestelltes Haus“ aus der Pressemitteilung zur Übergabe an Joachim Kosack?

Schauen Sie, bei einem eigenen Haus wird man nie fertig. Hat man gerade am einen Ende die letzten Arbeiten verrichtet, können Sie am anderen Ende wieder anfangen. Und es gab sicherlich auch in der Entwicklung von Sat.1 mal ein Jahr, in dem die Programmarbeit nicht so sehr im Fokus stand wegen des Umzugs. Wir hatten viel aufzuholen. Ich habe mit der Formulierung gemeint, dass die Grundlagen-Arbeit gemacht war. Der Sender stand zum Zeitpunkt dieses Interviews bei 11 Prozent. Dass wir die richtige Programm-Pipeline für die kommenden Monate haben: Reality-Formate, Serien und TV-Events. Und dann kommen noch drei weitere Shows von John de Mol. Kurz: Sat.1 ist für 2012 strategisch, personell und programmlich stärker aufgestellt als in den Vorjahren - das ist meine Überzeugung und das war mit dem "bestellten" Haus gemeint, nicht mehr und nicht weniger und das sind die Grundvoraussetzungen, unter denen ich Joachim Kosack die Schlüssel in die Hand gegeben habe.

 

 

Das klingt mittelfristig optimistisch. Aber kurzfristig hatte Sat.1 im Oktober den schlechtesten Monat seit vielen Jahren...

Und im November haben wir wieder starke 10,9 Prozent erreicht. Der Oktober war in der Tat ein unglücklicher Monat, da hatten wir ein paar Timing-Effekte. „The Voice“ hatte sich verschoben. Das hatten wir eigentlich schon für den Oktober angedacht. Aber wie gesagt: Der November war wieder auf vielversprechendem Niveau. Aber verbleiben wir doch mal so: Wir werden gemeinsam im ersten Halbjahr 2012 beobachten, wie sich Sat.1 mit dem geplanten und vorbereiteten Programm schlägt. Dann treffen wir uns nochmal und sprechen darüber, ob wir da aus Überzeugung zuversichtlicher waren als die Presse. Ich habe die Schlüssel für Sat.1 guten Gewissens übergeben. Ich hätte das nicht getan, wenn ich nicht zufrieden gewesen wäre.

Also sind Sie zuversichtlich für 2012?

Wir werden im nächsten Jahr die Programmstrategie, die wir in diesem Jahr auf den Weg gebracht haben, komplett ausrollen, z.B. mit vier neuen deutschen Serien oder Realityformaten erstmals in der Primetime. Es ist lange her, dass wir das gemacht haben, aber ich bin davon überzeugt, dass es notwendig ist. Wenn Sie sich das Programmschema unseres Wettbewerbers RTL ansehen, dann sehen Sie, dass dieses Genre auch dort eine wichtige Rolle spielt. Und last, but not least, wollen wir mit „The Voice“ eine neue Signature Show für Sat.1 etablieren. Dazu kommen weitere neue Shows und TV-Events wie die Fortsetzung der „Wanderhure“. Und im Bereich Comedy müssen wir zu alter Stärke zurück. Denken Sie ein paar Jahre zurück: Da waren wir mit „Schillerstraße“ und „Genial daneben“ das Maß der Dinge und die Wettbewerber haben sich an uns orientiert.

Genug über Sat.1 gesprochen. Die Senderfamilie hat ja noch andere Mitglieder. Ist ProSieben eigentlich noch da, wo es mal positioniert sein wollte? Es wirkt manchmal so als wäre der Sender sehr bürgerlich geworden....

...Ein schlimmer Vorwurf (lacht)

Mein Vater schaut „Stromberg“, meine Mutter „Germany’s next Topmodel“, meine Oma guckt „Schlag den Raab“. Ich frage mich halt nur, ob ProSieben immer noch so jung und edgy ist. Viele Programm-Marken sind eben etabliert. Ist die Marke frisch genug oder muss da 2012 nachjustiert werden?

Bei ProSieben gehört Innovation zum Markenversprechen. Ich glaube, dass der Sender sich alle zwei bis drei Jahren erneuern muss. Es ist richtig beobachtet: ProSieben war glaube ich in seiner Geschichte noch nie so stabil. Das Programmschema ist hervorragend und es gibt eigentlich keine großen Baustellen mehr. Das ist eine komfortable Situation, auf der sich Jürgen Hörner aber nicht ausruht. So verstehe ich zum Beispiel auch die zukunftsweisende Zusammenarbeit mit Joko und Klaas, dem talentiertesten Unterhaltungsmoderations-Duo, das es momentan in Deutschland gibt.

Wobei Sie sich die ja mit ZDFneo teilen...

Sagen wir es einmal so, da haben wir Joko und Klaas einen Wunsch erfüllt. Das machen wir gerne. Wenn Sie auf die Marktanteile von ZDFneo schauen, dann berührt uns das nicht. Wir haben drei neue Shows mit den Beiden im kommenden Jahr geplant. Da gehen wir in die große Offensive. Und wir arbeiten bei ProSieben intensiv im Bereich Comedy. Da wollen wir wieder einen verlässlichen, durchgehenden Sendeplatz für eigenproduzierte Comedy-Formate etablieren. Und dann wird der Sender sich sicher bei der Verpackung, wie auch bisher alle paar Jahre üblich, frischer präsentieren.

Kabel Eins wurde ja schon deutlich umpositioniert in diesem Jahr.

Das ist ein frischer Sender geworden, oder?!

Sehr männlich und auf Coolness und leichte Unterhaltung getrimmt, in jedem Fall. Wirkt ein bisschen wie Sixx für Männer...

Da würde ich Ihnen nicht widersprechen.