Herr Hoff, drei Jahre sind Sie bei nobeo. Können Sie zufrieden Bilanz ziehen?
Rückblickend kann man sagen, dass wir sehr gut durch diese turbulenten Jahre gekommen sind. Aber es war sicherlich keine leichte Zeit. Zu Beginn prallten eine starke Persönlichkeit wie Stefan Hoff, der eine klar abgestimmte Wachstumsstrategie umsetzen wollte, auf ein selbstbewusstes Unternehmen. Und dann sorgten sehr schnell sich stark verändernde wirtschaftliche Rahmenbedingungen dafür, dass wir die ursprünglichen Ziele der Realität vor Ort anpassen mussten. Man rennt dann gleich zu Beginn hinterher, statt voranschreiten zu können. Aber ich habe meinen Optimismus und die Zielstrebigkeit nicht verloren, obwohl wir 2010 marktbedingt restrukturieren mussten. Einen erfolgreichen Turnaround schaffen Sie nur mit schnellem, entschiedenem Handeln. Es braucht einen klaren Kopf, schwierige und oft auch leider unbequeme Entscheidungen zu fällen, die aber nötig sind und häufig erst mittel- bis langfristig als sinnvoll anerkannt werden.
Und diese Entscheidungen haben Wirkung gezeigt?
Die Maßnahmen haben voll eingeschlagen. Wir haben einen klassischen Turnaround geschafft. nobeo steht 2011 erfolgreich und gut da. Wir wirtschaften so, dass wir alle notwendigen Investitionen tätigen können. Und das kann man nur, wenn man schwarze Zahlen schreibt.
Gehen Sie denn ausgehend von der Restrukturierung davon aus, dass es bei Studioproduktionen nochmal auf ein höheres Level zurückgeht? Oder ist der Markt dafür einfach kleiner geworden, weil sich das Fernsehen von der Studioproduktion über weite Strecken verabschiedet hat...
Prognosen gibt niemand gerne ab. Ich freue mich aber, dass wir in den vergangenen Jahren nicht der zwischenzeitlichen Versuchung erlegen sind, neue Studiokapazitäten zu schaffen. Die vorhandenen Kapazitäten in und um Köln herum, abzüglich derer der MMC in Hürth, die offensichtlich aus dem Markt gehen, haben ihre Daseinsberechtigung – und das unabhängig davon, dass die Daytime im deutschen Privatfernsehen derzeit eine Entwicklung hin zu studio-unabhängigen Formaten erlebt.
Der Wettbewerb der TV-Produktionsstandorte nimmt eher zu. Wie wirkt sich dann die Schließung des MMC-Campus auf den Standort Köln bzw. Hürth aus? Schwächt das die Position?
Mit Verlaub: Die MMC schließt ihren Campus in Hürth sicher nicht wegen zu großem Erfolg. Ich finde, wenn Überkapazitäten aus dem Markt genommen werden, dann schadet das nicht, sondern macht im Gegenteil den Standort NRW für die TV-Produktion attraktiver und effizienter. Allerdings stehen wir national betrachtet nun mit anderen Standorten im Wettbewerb, die mit Niedrig-Preisen Produktionen abwerben möchten. Das sind Methoden, die wir in Köln glücklicherweise hinter uns haben. Grundsätzlich verfolge ich aber natürlich mit sehr großem Interesse, was sich bei der MMC entwickelt. Wie man hört, möchte sich die Sparkasse KölnBonn ja schon länger von der MMC trennen. Einer dieser potentiellen Käufer, der immer wieder von Dritten genannt wird, ist nobeo. Das hat sicherlich auch etwas damit zu tun, dass wir der Euro Media Group angehören und man uns deshalb einen solchen Schritt nicht nur operativ, sondern auch finanziell zutraut.
Und Sie signalisieren auch ganz klar Interesse?
Solange ich keine konkreten Rahmenbedingungen und Zahlen kenne, kann ich nicht mehr sagen als bisher auch: Kein Kommentar. Wissen Sie: Ich brauche Fakten, die ich bewerten kann. Offenbar wird aber ein großer Bieter-Wettstreit um die MMC erwartet. Ich denke, dass der Käufer im Interesse des Standortes Köln ein Unternehmen sein sollte, das in der Branche und der Region verwurzelt ist und nicht nur rein finanzielle Interessen verfolgt. Somit bin ich eindeutig einer Meinung mit Petra Müller von der Film- und Medienstiftung NRW sowie dem NRW-Staatssekretär Marc Jan Eumann, die ich beide sehr schätze, dass der Verkauf der MMC den Standort NRW stärken sollte. Aus diesem Grund könnte ich mir generell natürlich vorstellen, dass – von wem auch immer - gemeinsam und partnerschaftlich mit Sendern und Produzenten die Produktionskapazitäten in und um Köln unter einem Dach gebündelt werden.
Das ist ja dann doch ein klares Interesse. Geht es Ihnen also wenn dann nicht nur um dem MMC-Campus in Hürth sondern die MMC insgesamt?
Am MMC-Campus in Hürth hängen viele Erinnerungen, aber mehr auch nicht. Das Gelände würde zu große Investitionsmittel benötigen, als das es für uns von Interesse wäre. Die Zeit für Fernsehproduktionen ist dort meines Erachtens erst einmal vorbei. Interessant kann nur die gesamte MMC mit seinen technischen und vor allem personellen, hoch qualifizierten Kapazitäten sein. Das Coloneum ist wiederum natürlich durchaus interessant, aber dort wird der bestehende Mietvertrag zum Zünglein an der Waage. Man könnte gemeinsam - in welcher Konstellation auch immer - sicher mehr erreichen, aber nicht bei gleichzeitiger Übernahme von Altlasten.
In welchem Zeitraum erwarten Sie denn eine Entscheidung bei dem Thema MMC-Verkauf?
Wissen Sie, im vergangenen Februar habe ich noch eine längere Reise abgesagt, weil ich dachte es wäre besser im Büro erreichbar zu sein. Bald jährt sich das. Es scheint, es ist eine sehr komplexe Konstellation bei der MMC, die schnelle Entscheidungen nicht möglich macht. Es wurde einmal kommuniziert, dass die Sparkasse KölnBonn die MMC bis Ende 2012 verkauft haben muss. Weitere Signale gibt es derzeit nicht. Daher weiß momentan niemand so genau, wann man sich konkret und intensiv mit diesem Thema beschäftigen sollte.