Gerade der „heute-show“ hat es sicherlich gut getan, dass man ihr Zeit zur Entwicklung geben hat. Im Netz ist die Show jedenfalls schon länger ein großer Hit...

Das merke ich auch bei „Ladykracher“. In Köln haben die Menschen zwar relativ wenig Bock auf Prominente, aber manchmal werde ich doch angesprochen – und meistens mit etwas Konkretem. Dann kommt: „Der Schlüssel!“ Und dann stehe ich da wie doof und weiß nicht, von welchem Sketch da die Rede ist. Das ist jetzt die siebte Staffel und ich habe gefühlt 4000 Sketche gespielt und frage mich dann, was denn jetzt schon wieder „Schlüssel“ bedeutet. Ich muss dann nachfragen und stelle fest, dass das aus der dritten Staffel ist. Da frage ich mich natürlich, wo genau dieser Sketch plötzlich herkommt. Wahrscheinlich wurde er einfach im Netz hin- und hergeschickt. Bei der „heute-show“ ist es so, dass die Internetgemeinde sehr fleißig ist. Man ahnt auch, dass Oliver Welke selbst höchstpersönlich unter vielen verschiedenen Namen da mitwirkt... 

...ist das so?

Oliver Welke ist ein umtriebiger Typ, der ist flott und nicht doof, der weiß, wie man das macht. Der ist mehr auf Zack als ich und ich bin mir sicher, dass er sehr interessiert daran ist, dass die Welt seine Show sieht. (lacht)

Sie machen jetzt zehn Jahre „Ladykracher“. Kommen Sie nicht allmählich an den Punkt, etwas anderes machen zu wollen?

Nein, natürlich nicht. Da widersprechen Sie ja gerade unserer eben erarbeiteten These: Alles muss sich entwickeln. Wenn man jetzt feststellt, dass man etwas gefunden hat, was uns so gut gefällt und es sein kann, dass es auch anderen gefällt, wäre es nahezu pervers zu sagen, es reicht jetzt. Ganz im Gegenteil: Wir denken eher über Modifikationen nach und sehen, dass uns jetzt schon so viele Leute vertrauen, die nehmen wir jetzt mal mit auf eine Reise in auch für uns unbekannte Räume. Beispielsweise dass man sagt, man macht jetzt eine halbe Stunde nur eine Geschichte, oder mehrere Geschichten, die ineinander übergehen. Wir spielen jetzt schon für die neue Staffel herum und wollen Neuland betreten. Aber auch schon jetzt wir zum Teil dahin gegangen, wo es weh tut...

Was genau tut denn weh?

Aus meiner Sicht tut alles weh, bei dem man sagt, dass die Welt jetzt kurz stehen geblieben ist. Die Welt bleibt für den Bruchteil einer Sekunde stehen, weil alle Beteiligten kurz inne halten, einen Freeze machen und sagen: „Das hat sie doch jetzt nicht wirklich gesagt oder gemacht!“ Hose runter und Hintern zeigen ist mir dann aber auch wiederum zu platt. Es muss etwas in eine Alltagssituation einfließen, die wir alle kennen. Wenn dann plötzlich etwas auftaucht und man nicht mehr weiß, wo der Anfang war, dann ist das schon sehr spannend. Wir sind am Set auch oftmals so spielfreudig, dass wir einen Sketch einfach gerne weiterspielen, auch wenn der Regisseur schon längst „Cut“ gerufen hat.

Das wäre auch mal eine gute Idee für ein neues Format: Einfach weiterspielen...

Und genau da kommen wir wieder auf den Zuschauer zu sprechen. Was erträgt der, was findet er experimentell? Man muss natürlich auch aufpassen, die Leute nicht draußen im Regen stehen zu lassen. Das ist nun mal Fernsehen und nicht Wohnzimmer-Theater oder Probe-Bühne der Stadt Köln. Ich möchte ja durchaus die Menschen erreichen, ohne jetzt eine Rampensau zu sein oder als volksgeil zu gelten. Aber nur weiterspielen, weil es uns jetzt Spaß macht? Bei „Ladykracher“ erzählen wir gerne mal Geschichten weiter, aber viele Sketche sind dann auch oft ganz schnell wieder vorbei: Kind wird abgeleckt, danke, tschüss! Schock – der nächste, bitte!

Mit „Ladyland“ hatten Sie vor einigen Jahren selbst mal versucht, längere Geschichten zu erzählen.

Ja, aber da hatte ich zu sehr Angst davor, lustig zu sein. Da wollte ich partout nicht „Ladykracher“ sein. Aber ich bin nun einmal eher ein Mischwesen, ich mag sowohl das sehr Ernsthafte und Dramatische, als auch das Arschkranke. Dazu habe ich mich bei „Ladyland“ allerdings nicht so sehr bekannt.