Herr Kavka, war vor etwa einem Jahr eigentlich damit zu rechnen, dass es mit „Number One“ doch nochmal weitergehen würde?

 Ich habe nicht unbedingt mit einer Fortsetzung gerechnet, war aber immer optimistisch, dass man die Sendung irgendwie irgendwo weitermachen könnte. Die Zeit der Ungewissheit dauerte aber ohnehin nur etwa drei Monate. Dass „Number One“ nun bei ZDFkultur laufen wird, ist nahezu ideal – die Sendung passt dorthin wie Arsch auf Eimer. Es kamen allerdings auch ein paar glückliche Umstände zusammen.  

Welche waren das?

Eigentlich hat es von kabel eins bereits die Zusage für eine dritte Staffel gegeben, die aber im April vergangenen Jahres überraschend zurückgezogen wurde. Im Juni bekam ich allerdings den Bayerischen Fernsehpreis und habe dort schon auf der Bühne gesagt, dass der Preis quasi posthum ist. Dadurch habe ich mein Bedauern über die Entscheidung von kabel eins ausgedrückt – natürlich nicht ganz ohne Hintergedanken. ZDFkultur hat offenbar schnell Wind davon bekommen. Von da an hat es bis zur Entscheidung, die Sendung dort fortzuführen, nicht mehr lange gedauert.

In jedem Fall eine spannende Entscheidung, eine bislang bei den Privaten angesiedelte Sendung zu übernehmen...

Der Wechsel wurde vereinfacht, weil die Rechte am Format nicht bei kabel eins lagen, sondern bei der Produktionsfirma RedSeven. Deswegen darf die Sendung auch weiterhin „Number One“ heißen. Ich stand mit dem ZDF allerdings auch vorher schon im Kontakt durch die „Wahl im Web“ oder das gemeinsame Format mit Sarah Kuttner. Am Ende hat deshalb ein einziges Gespräch den Ausschlag gegeben, mit „Number One“ bei ZDFkultur weiterzumachen. Eigentlich ist es mir aber ganz egal, wo die Sendung läuft.

kabel eins-Chef Karl König hat bei uns im Interview vor einem Jahr betont, dass die Quoten bei „Number One“ nicht so wichtig seien, es aber allmählich dünner werde, „die richtigen Acts von Weltklasse zu finden“. Hatte er Unrecht?

Ich teile seine Einschätzung nicht so ganz – und in meinem Hinterstübchen habe ich noch eine ausufernd lange Liste mit Künstlern, die für weitere Sendungen in Frage kommen. Wenn ich mir das Aufgebot der dritten Staffel ansehe, dann ist die Mischung eigentlich gleich geblieben. Auf der einen Seite gibt es Liebhaber-Themen wie Patti Smith und Jack White, aber auch ein nationales Thema wie Die Ärzte und internationale Megastars wie Joe Cocker und Sting.

Das müssen doch langwierige Verhandlungen sein, solche Leute zu bekommen, oder?

Es ist selbstverständlich nicht so, dass man einfach bei Madonna anruft und sofort mit den Dreharbeiten beginnen kann. Bei der ersten Staffel war es besonders schwierig, an Leute zu kommen, weil schlichtweg keiner die Sendung kannte. In der zweiten Staffel hat es aber oft schon gereicht, eine DVD von den Sendungen über Depeche Mode und U2 zu schicken. So war das bei der dritten Staffel auch – und ich bin zuversichtlich, dass das noch ein paar Staffeln ohne spürbaren Qualitätsverlust weitergehen wird.

Also bedeutet der Wechsel zu ZDFkultur nicht zwangsläufig eine völlige Abkehr vom Mainstream?

Überhaupt nicht. Zu meiner eigenen Überraschung hat man uns selbst zu kabel eins-Zeiten nicht in die inhaltliche Ausgestaltung reingequatscht. Das hat auch viel damit zu tun, dass der damalige Senderchef Jürgen Hörner dieses Format so wollte wie es war. Patti Smith und Jack White hätten es vielleicht nicht unbedingt in die Sendung geschafft, weil man sich womöglich bekanntere Namen gewünscht hätte. Umso schöner ist es, dass ZDFkultur unsere Sendung 1:1 so haben wollte wie sie ist.

Mehr Nische als ZDFkultur geht kaum – vielleicht abgesehen von einer Late-Night-Show auf Sky. Ist ZDFkultur also so gesehen auch eine Art Endstation für „Number One“?

In solchen Kategorien denke ich gar nicht. Mir geht es in erster Linie darum, dass das Format überhaupt eine Plattform findet. Notfalls hätte ich es selbst finanziert und einen eigenen Internet-Kanal dafür aufgemacht. „Number One“ ist einfach eine Herzensangelegenheit von mir. Glücklicherweise bin ich damit nicht alleine. Mir ist natürlich bewusst, dass ich in Zukunft keine 700.000 Zuschauer mehr haben werde, aber das ist auch nicht mein vordergründiges Ansinnen. Ich will eine Sendung machen dürfen, die meine persönliche Leidenschaft für Musik in den Mittelpunkt stellt. Wenn's noch ein paar Zuschauer gibt, denen das gefällt, dann freut mich das umso mehr.