Comedy Central trommelt gerade mit einer großen Kampagne für sich. Warum jetzt?

Wir haben am Sender gearbeitet und z.B. mit den "Comedy Central: News" das Feld der Eigenproduktion neu aufgestellt. Dazu waren wir auch schon mit einer Kampagne präsent, aber wir wollten mit dem großen Aufschlag warten bis der Sender so aufgestellt ist, wie wir ihn uns vorstellen. Der Sender ist einer treuen Fangemeinde sehr vertraut, aber wir wollen unseren Zuschauerkreis natürlich ausbauen und mit der aktuellen Kampagne darauf hinweisen, dass Comedy Central möglicherweise anders aussieht als es mancher von früher in Erinnerung hat. Es ist die Fortsetzung der Entwicklung seit unserer Neuaufstellung vor einem Jahr.

Jetzt ist Viacom ein Medienhaus, das sehr oft seine Strategie anpasst. Vielleicht bringen Sie uns nochmal auf den aktuellen Stand: Was wurde vor einem Jahr neu aufgestellt bei Comedy Central?

Wir haben unsere regionalen Strukturen gestärkt und bei allen deutschen Viacom-Sendern lokale Senderverantwortliche eingeführt. Dahinter steckt die Absicht, die Sendermarken wie Comedy Central nicht global einheitlich zu behandeln. Das ist mit Blick auf die vergangenen Jahre sicher die wichtigste strategische Änderung, die Viacom vorgenommen hat. Aber wir behalten natürlich weiterhin den Zugriff auf unser internationales Content-Netzwerk. Hier können wir auswählen und einsetzen, was bei uns gut funktioniert. Wir freuen uns sehr über den Erfolg von "Another Period" und "Teachers", aktuell finden wir "Detroiters" sehr spannend. Diese Formate haben mit dazu beigetragen, dass wir unseren Marktanteil im Vergleich zum Vorjahr bisher um insgesamt 14% steigern konnten.

Und die Regionalität hilft, weil der deutsche Humor so anders ist?

Der deutsche Humor ist so anders wie es der Humor anderer Länder auch ist. Es gibt natürlich Formate, die reisen im Original um die Welt. Aber dann gibt es auch viele Fernsehideen, die nur in einzelnen Ländern zünden. Und dann gibt es Formate, die lokal angepasst werden müssen, wie unsere "Comedy Central: News". Die gibt es auch in Spanien und Italien, aber wenn man sich Videoclips von dort anschaut, dann sieht man sofort: Die interpretieren das Format vollkommen anders.

Bleiben wir doch gleich bei "CC:N". Welchen Sinn hat diese Eigenproduktion, weil sie die kurze Sendung ja auch nicht durch Werbung unterbrechen können. Imagepflege also?

Auf dem Premieren-Slot und aufgrund der Länge von 11 Minuten lässt sich da in der Tat keine Werbepause unterbringen, aber wir nutzen "CC:N" ja mehrfach im Programm, auch mehrere Folgen am Stück oder als Best-Of am Wochenende. Themen wie Demokratie oder Drogen lassen sich auch wiederholen. "CC:N" ist per Definition zwar ein Format zu aktuellen Themen, aber nicht tagesaktuell, so dass wir sie auch nochmal einsetzen können. Aber der Grund für "CC:N" war natürlich, dass wir ein Gesicht für Comedy Central haben wollten und dazu eine eigenproduzierte Idee, die über Strecke für den Sender stehen kann.

Hat das funktioniert?

Ja. "CC:N" bringt als politisches, relativ aktuelles Format auch eine Relevanz und Haltung mit und die täglich gut zehn Minuten über fünf Wochen haben unser Publikum sehr erfolgreich und nachhaltig für eine Eigenproduktion gewinnen können. Insgesamt über 3 Millionen unterschiedliche Zuschauer haben bisher bei "CC:N" eingeschaltet. Ingmar Stadelmann ist ideal für das Format, das uns mehr bringt als einmal die Woche eine Eigenproduktion zu platzieren, die sich dann unter Umständen versendet.

Werden die "Comedy Central News" also fortgesetzt?

Wir wollen mit "CC:N" in die zweite Staffel gehen, aber wie immer bei Eigenproduktionen nochmal ein bisschen justieren. Wir machen da keine Kehrtwende, aber wollen das Format mit Ingmar Stadelmann zusammen nochmal weiterentwickeln und mehr auf ihn zuschneiden.

Wir wollen mit "CC:N" in die zweite Staffel gehen, aber wie immer bei Eigenproduktionen nochmal ein bisschen justieren.

Und wie wäre es mit der "Daily Show with Trevor Noah"? Die läuft derzeit nicht bei Ihnen im Programm.

Wir haben es ja mal gemacht, aber im linearen Fernsehen haben wir, wie auch schon andere Sender, gemerkt: Originalfassung mit Untertitel ist nicht so gefragt, auch wenn im Netz manchmal der Eindruck entsteht, es würde da eine Vielzahl von Fans geben. Diese Fans erreichen wir aber genau dort: Online, wo wir die "Daily Show with Trevor Noah" zeitnah zur US-Ausstrahlung mit wenigen Stunden Verzögerung bereitstellen. Das wollen wir unseren Fans aber auch noch besser kommunizieren.

Aber macht man sich - etwa nachts vor Sendeschluss von Comedy Central - denn die Quote so sehr kaputt, wenn man das US-Flaggschiff der Sendermarke auch auf dem deutschen Comedy Central ausstrahlen würde?

Das ist eine berechtigte Frage, die wir auch immer wieder mal diskutieren. Die Frage wird natürlich auch immer akuter, je mehr wir uns mit einem Format wie unseren eigenen "Comedy Central: News" aber auch der am Freitagabend sehr gut funktionierenden "The President Show" unserer US-Kollegen in diesem Segment der aktuellen Comedy bewegen. Letztgenannte Sendung ist als wöchentliches Format natürlich auch logistisch etwas leichter nach Deutschland zu holen als die "Daily Show". Beim Schweizer Comedy Central probieren wir gerade die "Daily Show" mal im Programm aus und merken, dass die Quoten von Tag zu Tag sehr unterschiedlich sind.

Nochmal zu den Eigenproduktionen: Nach welchen Ideen suchen Sie da?

Wir suchen lokale Gesichter. Formate sind auch wichtig, aber Comedy funktioniert nun einmal über Charaktere. Wir möchten lieber die richtigen Köpfe finden und uns mit ihnen etwas überlegen, als dass uns Formate vorgeschlagen werden, aber niemand weiß, wer es machen könnte. Wir entwickeln auch selbst Ideen. Comedy Central ist Comedy mit Zeitgeist, nicht spießig und auf Augenhöhe. Wir wollen aber nicht zynisch sein.

Und das ist Comedy im deutschen Fernsehen zuletzt ja mit Vorliebe. Satire und Zynismus scheinen beliebter als Albernheit und Blödelei.

Es wird in Deutschland immer schnell in Lager eingeteilt. Hochkultur und Blödelei. Das galt für den unsinnigen Kampf von Kabarett gegen Comedy. Das galt lange auch für deutsches Kino, wo es nur entweder Anspruch oder albern gab. Aber wir haben mehrere Formate, die dieses Denken aufbrechen. "South Park" oder auch "Little Britain" haben mehrere Ebenen, sowohl den schnellen Gag als auch Botschaft - ohne sich aber über etwas zu erheben, was zuletzt in der deutschen Comedy tatsächlich oft passierte.

Sehr viel Animationsserien, ein bisschen Sitcom und ein bisschen Politik. Habe ich das Programm von Comedy Central korrekt zusammengefasst?

Ich denke, wir haben eine gute Mischung aus unterschiedlichen Genres und aus lokalen und internationalen Produktionen. Wie erwähnt, ist der Ausbau der eigenen Produktionen und lokalen Gesichter einer unserer Schwerpunkte. Aber Animationsserien und Sitcoms sind natürlich ein wichtiger Teil unseres Programms. Gerade Cartoons für Erwachsene sind in der DNA des Senders, wenn wir an eine Kultserie wie "South Park" denken. Dazu haben wir u.a. mit "American Dad" und dem Emmy-Gewinner "Bob's Burgers" weitere starke Serien und ich bin sicher, dass in dem Genre noch mehr Wachstumspotential liegt..

Reichen diese drei Genres?

Nein, wir wollen natürlich noch stärker diversifizieren. Neben Genres wie Sketchshows, Comedyserien und Clipshows, die wir schon aktuell zeigen, gibt es noch andere Comedy-Farben, die wir zukünftig auf dem Sender sehen. Wir freuen uns gerade darüber, dass "The Office" bei uns gut funktioniert, also eine Mockumentary neben den klassischen Sitcoms. Ab dem 3. November zeigen wir erstmals auch Kino-Comedies, dabei echte Kultfilme wie "Wayne’s World" und "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug". Im kommenden Jahr wollen wir auch Standup auf den Sender zurückbringen, aber in einem neuen Rahmen.

Die größte Herausforderung ist erst einmal das überhaupt verfügbare Programm, denn auch wir dürfen im Einkauf nicht zu spitz werden.

Wer ist eigentlich Ihr größter Konkurrent beim Programmeinkauf?

Die größte Herausforderung ist erst einmal das überhaupt verfügbare Programm, denn auch wir dürfen im Einkauf nicht zu spitz werden. Im Bereich der starken Sitcoms mit gleichzeitig ausreichend Episoden ist die Auswahl auf dem Markt nicht unendlich und der erfolgreiche Nachschub aus den USA gerade nicht so groß. Bei den Klassikern, dem Kreis der üblichen Verdächtigen, liefert man sich dann einen Wettbewerb mit Disney, RTL, ProSieben und anderen. Umso wichtiger ist es für uns, dass wir uns die Kult-Sitcom "Friends" gesichert haben, die dabei ist von einer ganz neuen, jungen Zielgruppe entdeckt zu werden.

Die Serie wandert oft von Sender zu Sender. Wir haben schon mehrfach vermeldet, dass sich Comedy Central wieder mal die Rechte an "Friends" gesichert hat. Was macht es so besonders diesmal?

Wir hatten bislang immer nur mal eine Auswahl von Episoden und dann nur mit sehr wenigen Runs. Comedy Central hatte aber nie den vollen Zugriff auf die Serie. Jetzt können wir "Friends" aber anders angehen. Ab Dezember gibt es täglich zwei Folgen im Programm, aber nicht nur das. Dank den jetzt erworbenen Rechten, haben wir langfristig Zugriff auf alle Folgen von "Friends", so dass wir z.B. auch thematische Specials programmieren können. Das haben unsere Zuschauer schon bei "South Park" geliebt. Mit dieser Planungssicherheit können wir auch Kampagnen mit der Serie machen, die dann auf den Sender einzahlen.

Sind solche Events dann auch ein Rezept, um als Spartensender zu punkten?

Wir sind gerne ein Spartensender, aber in der Comedy ein Vollprogramm. Aber Sie haben Recht. Das gilt für das Programm übrigens ebenso wie in der Vermarktung. Wir haben mit Visoon zusammen zum Weltlachtag den Funny Werbeblock eingeführt. Also ein Branding des Werbeblocks für gezielt witzige Werbespots. Das haben wir dann einen ganzen Tag lang durchgezogen und hatten eine 30 Prozent höhere Werbeinselreichweite. Und es gibt ja immer noch genügend witzige Werbespots, wenn auch leider nicht mehr so viele wie früher. Umso wichtiger wird es, das wirklich witzige zu feiern.

Herr Til, herzlichen Dank für das Gespräch.