Logo: kabel einsAber dem "Klassik"-Image hilft es wenig, wenn immer mehr solche Formate ins Programm kommen...

Wir haben davon ja nicht mehr im Programm als vor zwei Jahren. Wir ersetzen teilweise Formate. Was sich sicherlich verändert hat, ist die Entwicklung in Richtung Unterhaltung. Da hat kabel eins zugelegt und mit "Quiz Taxi" und anderem könnten wir da auch in Zukunft noch einmal etwas drauflegen.

Bei kurzen Magazinbeiträgen bekommt man ab und an den Eindruck, ein und denselben Beitrag in mehreren Formaten nur minimal verändert über den Sender gehen zu sehen....

Wir holen keine ganzen Beiträge aus dem Archiv, die wir für neue Sendungen einfach nur neu verpacken. Das werden sie bei uns nicht finden. Natürlich gibt es immer mal wieder einzelne O-Töne oder Ausschnitte, die man in anderen Reportagen einbaut, aber von so einer Form der Archivverwertung leben selbst die Öffentlich-Rechtlichen. Man muss da aber, völlig richtig, sehr sorgsam mit umgehen, damit dieser von Ihnen genannte Eindruck nicht entsteht.

Wenn mit "Abenteuer Alltag" ein Format startet, dass "We are family", was sie als ProSieben-Chefredakteur dort initiert haben, zum Verwechseln ähnlich klingt, dann kommt das nicht von ungefähr...

Natürlich hat das mit dem Erfolg bei ProSieben zu tun. Man sieht, dass ein großes Interesse an dieser Art von Sendungen besteht. Wir erfinden damit bei kabel eins die Welt nicht neu, aber einen erfolgreichen Trend, lässt man doch nicht einfach liegen. Die Menschen suchen nach Orientierung am Beispiel anderer.

Also keine gespielten Dramen wie bei Formaten wie "Zwei bei Kallwass"?

Es geht um Life-Coaching ohne Coach, um es auf den Punkt zu bringen. Und das ist vernünftiger: Man holt sich seine Ratschläge ja auch nicht immer gleich beim Psychologen.

Schaut man sich so etwas nicht eigentlich nur an, weil man insgeheim feststellt, dass es einem selbst gar nicht so schlecht geht? Oder nimmt man wirklich etwas mit?

Ich glaube es ist eine Mixtur. Die Formate wirken zunächst über die Tatsache, dass der Zuschauer merkt, dass es Menschen mit genau den gleichen Problemen wie den seinen gibt. Sei es die Thematik Kindererziehung, Umzug, Finanzen oder Beziehung. Im Prinzip macht das ja jeder Mensch auch privat in seinem Umfeld: Man hört sich um, wie andere ihre Herausforderungen meistern und nimmt idealerweise etwas für sich mit. Natürlich gibt es auch mal Schadenfreude, wenn man feststellt, dass es einem selber besser geht. Aber darauf sind die Sendungen nicht angelegt.

Sie nehmen eine Idee von ProSieben mit zu kabel eins. Das könnte auch Herr Bartl in umgekehrter Richtung tun. Haben Sie keine Angst, dass Andreas Bartl gut laufende Serien lieber bei ProSieben sehen will?

Da können wir jederzeit verhandeln. Wenn wir dafür "Desperate Housewives" bekommen (schmunzelt). Das geht in einer Familie auch mal über Tauschgeschäfte.