
Sagen wir's so: Ich bin seit 1986 in der Künstlersozialkasse und seitdem lebe ich davon und habe keinen anderen Job mehr gemacht. Wobei wir damals immer gesagt haben, wir wären Komiker - und keiner konnte etwas damit anfangen. "Seid ihr dann sowas wie Clowns?" wurde ich mehrfach gefragt.
Einen klassischen Berufsweg haben Sie nach dem Studium dann gar nicht erst probiert?
Ich widerspreche mir da selbst ein bißchen. Wenn ich mit Leuten arbeite, rate ich Ihnen immer, dass sie sich ein Ziel setzen sollen. Das hab ich mir selbst damals nicht ernsthaft gesetzt. Ich wollte nicht einmal unbedingt Komiker werden, ich wollte einfach auftreten. Dafür wäre ich auch Schauspieler geworden, was ich auch mal probiert habe. Ich hab auch getanzt auf der Bühne, alles mal ausprobiert. Mein Berufsziel war mir damals noch nicht ganz klar. Es sollte aber unbedingt spannend sein.
So richtig rund ging es dann mit dem Start von "Baywash", wie es am Anfang hieß...
Ja, mit dem Namen "Baywash" gab es dann leider Probleme als es hieß, dass wir ins Fernsehen gehen könnten. Da gab es die Sorge, dass es zu einem Rechtsstreit wegen der Ähnlichkeit zu "Baywatch" kommen könnte und wir haben das Projekt in "Nightwash" umbenannt, worüber ich damals totunglücklich war. Heute finde ich den Namen viel viel besser.
Als sie das erste Mal im Waschsalon standen - hätten sie damals gedacht, dass sie damit ins Fernsehen kommen?
Ja und nein. Hinter dem Format steckt wirklich ein durchdachtes Konzept, dass ich in drei schlaflosen Nächten geschrieben habe. Es sollte eine ungewöhnliche Location sein und ich wollte bewusst die Presse erstmal außen vor lassen, habe Einladungen nur per eMail verschickt und solche Dinge. Das habe ich dann zweimal gemacht und seitdem ging das in der Tat genauso weiter, wie ich es mir ausgedacht hatte. Das hat mich selbst sehr verblüfft. Sonst hat man Ideen, hält diese für großartig und vergisst am Ende doch irgendetwas, was sie dann scheitern lässt.
Die NZZ hat vor längerer Zeit mal geschrieben: "Nightwash hat dem Fernsehen die Deutungshoheit über den Humor abgesprochen". Jetzt ist "Nightwash" aber eine Fernsehsendung. Bedauern sie es manchmal, im Fernsehen nicht all das machen zu können, was sie bei "Nightwash" gerne machen würden?
Ich könnte jetzt als Deutscher natürlich das naheliegendste tun und jammern, dass wir im WDR erst so spät laufen und es kaum jemand so richtig mitbekommt. Aber das war auf der anderen Seite eben gut, weil wir uns fürs Fernsehen eben nicht einschränken mussten und machen konnten, was wir wollten. Das rechne ich dem WDR sehr hoch an. Natürlich muss man mal aufpassen, wenn z.B. etwas viel Kirche auftaucht in einer Sendung - da sind die Öffentlich-Rechtlichen sensibel. Wenn ich merke, unser Niveau wird zu professionell, kann ich auch problemlos wieder junge neue Leute einführen, ohne dass der Sender Angst um die Quote hat. Das Fernsehen hat unser Projekt also zumindest nicht negativ beeinflusst.