Foto: Ingo HöhnAber ist die zunehmende Bekanntheit nicht auch eine Belastung?

Die Erwartungshaltung wächst halt. In den Liveshows ohne Fernsehaufzeichnung konnten wir alles machen und es war im Zweifelsfall vielleicht nicht lustig, aber neu. Jetzt kommen die Leute natürlich zu uns und wissen, was wir da machen und wollen was geboten bekommen. In freundlichem Ton muss ich dann schon mal ab und an sagen: "Ihr zahlt hier keinen Eintritt, wenn ihr keinen Bock darauf habt, dann geht raus und trinkt ein Bier. Wir wollen Spaß haben und keiner zwingt Euch hier zu bleiben." Glücklicherweise sieht man nach wie vor viele freundliche Gesichter, die schon signalisieren, dass sie sich unterhalten lassen wollen. Aber ein paar typisch deutsche mit verschränkten Armen und einem "Jetzt unterhaltet mich"-Blick sind auch hin und wiedr mal dabei.

Sie sagten, mit dem WDR läuft alles wunderbar. Es gibt also keine "Nightwash"-Folgen, die im Giftschrank stehen?

Nein, keine einzige.

Was halten Sie vom neuen Trend der Impro-Comedy?

In den allerersten Ausgaben von "Nightwash" hatten wir als Opener immer eine Impro-Nummer. Da haben die Kollegen auf die Bühne mit von mir zugeworfenen Stichworten abwechselnd eine Geschichte fortgesetzt. Wir haben gedacht, wir müssten mal sowas machen, aber (lacht) das hat irgendwie niemanden interessiert. Jetzt machen das andere und ich find das sehr gut wie es gemacht wird - schau ich gerne.

Gibt es eigentlich überhaupt noch unentdeckte Arten der Comedy oder kann man Comedy nicht mehr neu erfinden?

Komplett neue Arten wird man nicht mehr erleben. Aber man kann Stilrichtungen der Comedy mischen oder einzelne Talente entdecken, die wie Rüdiger Hoffmann, der die Nische der "SlowMotion-Comedy" gefunden hat oder Mario Barth mit dem "Mann-Frau-Thema" - mit Eigenarten oder speziellen Themen erfolgreich sind. Aber im Endeffekt machen sie auch nur klassischen StandUp. Vielleicht aber beschert uns das Handy ja doch noch eine neue Art Comedy: Wenn man für mobiles TV Comedy produziert, muss man völlig neu denken. Nicht alles lässt sich auf kleinem Bild und in kurzen Clips realisieren. Da könnten die Einschränkungen der Technik zu neuen Kunstformen der Comedy führen.

Wenn man sagt, dass ein Format wie „Nightwash“ nur dazu dient, den Hunger der großen Comedyshows nach neuen Leuten zu bedienen, dann ist das - unfair oder leider wahr?

Leider wahr ist falsch. So ist das halt. Ich habe mich mit "Nightwash" immer wie ein Traingscamp gesehen, mit dem man den Nachwuchs trainiert bis der irgendwann in die nächste Liga aufsteigt und irgendwann vielleicht in der Champions League der Comedy spielt. Wenn überhaupt finde ich es schade, dass die Öffentlich-Rechtlichen dort nicht vertreten sind. Wir präsentieren Ihnen den Nachwuchs auf dem Silbertablett aber die Kollegen müssen wohl oder übel zu den Privaten um sich dort einen Namen zu machen und können dann irgendwann einmal - ähnlich wie bei Schmidt - wieder zu den Öffentlich-Rechtlichen zurückkehren.