Foto: Hofmann & VogesDiese horizontale Erzähl-Ebene scheint bei den Deutschen aber generell weniger gut anzukommen: "Bis in die Spitzen" scheiterte mit Pauken und Trompeten, um nur ein Beispiel zu nennen...

Die deutschen Zuschauer sind nicht dumm. Schaut man sich die Dailys und Weeklys mit überspitzten dramatischen Alltagsgeschichten an, dann funktioniert das fantastisch und die Zuschauer bleiben dabei. Aber man traut sich in Deutschland noch nicht an andere Genres ran. Serien wie "The Shield" oder auch "Friends" hatten mehr oder weniger eine Story über Folgen oder Staffeln hinweg. Wenn man das gut machen würde, würden die Leute auch jede Woche wieder einschalten, davon bin ich fest überzeugt. "Bis in die Spitzen" war ja kein wirkliches Crossover, da gab es keinen Mix von Genres oder irgendeinen kreativen Dreh. Im Endeffekt war es nur eine Weekly Soap. Das war keine neue Idee, das war kein „Desperate Housewives“.

Stimmen sie eigentlich der Aussage zu, dass man Serien die sich mit US-Formaten messen lassen können, gar nicht finanziert bekommt in Deutschland?

Das ist für mich der falsche Ansatz. Wir legen bei uns den höchsten Wert auf Autoren. Ein guter Autor ist das höchste Gut und der Anfang von allem. Der kostet aber grundsätzlich erstmal nicht viel weniger, als ihm zustehen müsste. Und nehmen sie "Lost": Die Serie ist toll gemacht und die Pilotfolge war sehr teuer, aber im Prinzip ist das ein günstig zu produzierendes Kammerspiel. Sie haben eine Location und können ohne Locationwechsel drehen. Teuer wird die Serie vielleicht wegen ihrer hervorragenden optischen Aufmachung, aber das spannende an "Lost" sind doch die Mystery-Geschichte und die tollen Charktere die erzählt werden - und dafür brauchen sie geniale Autoren. Deswegen bin ich sicher, dass die deutschen Sender auch bereit wären eine solche Event-Serie zu drehen, wenn wir solche intensiven und kreativen Stoffe hätten.

Woher kommt das Geld dafür?

Das Fernsehen entwickelt sich in zwei Richtungen: Auf der einen Seite die teure Qualitätsserie für's Image und auf der anderen Seite Soaps und Telenovelas für die verlässlichen Werbeeinnahmen und Zuschauerbindung. Dazwischen wird es nicht mehr so viel geben wie heute. Das ähnelt dann Amerika: Da exisitiert die klare Trennung zwischen seichten Serien am Tag und teuren Produktionen in der Primetime.

Ist die Digitaliserung des Fernsehens und die neu entstehende Sendervielfalt für Produzenten eigentlich ein Zugewinn oder sehen Sie in diesem Bereich vorerst noch keine potentiellen Auftraggeber?

Interessant kann es werden. Die Frage ist nur wann: Dauert es jetzt zwei oder drei Jahre oder doch noch ein ganzes Jahrzehnt? Schauen Sie sich Premiere an: Die gibt es schon seit Anfang der 90er Jahre und haben noch nichts Fiktionales selber produziert, obwohl sie dafür das Geld haben. Ich kann mit nicht vorstellen, dass Sat.1 Comedy von heut auf morgen eigene fiktionale Programme produzieren lässt. Was sicherlich gemacht wird, sind eigene Magazine oder Shows, die sind günstiger. Schauen Sie sich mal die britischen Digitalsender oder Kanäle wie Comedy Central in Amerika an: Das sind innovative Sender, die verstanden haben, dass es nicht reicht zum zehnten Mal die gleiche Serie zu wiederholen. Wenn sich das in Deutschland nicht ändert, geraten die Digitalsender schnell als Wiederholungsstationen in Verruf. Wir würden uns also sehr wünschen, wenn auch dort bald mit der fiktionalen Auftragsproduktion anfangen würde.