Frau Mabuse, 2007 waren Sie erstmals bei "Let’s Dance" zu sehen. Damals noch als Tänzerin, seit 2011 sind Sie Jurorin in der RTL-Show. Es folgten auch etliche andere TV-Engagements. Sind Sie inzwischen eigentlich noch aufgeregt, wenn das rote Kameralicht strahlt?

Motsi Mabuse: Ich mache mir vor jeder Sendung viele Gedanken und bin dann auch immer aufgeregt. "Let’s Dance" mache ich schon so lange und ich habe in den letzten Jahren vieles gesagt und getan, natürlich überlege ich mir da im Vorfeld auch, was noch kommen kann. Das passiert aber alles vorher. Während die Show läuft, bin ich gar nicht aufgeregt. Die letzte Staffel von "Let’s Dance" war aus meiner Sicht die beste, die wir je hatten. Da hat einfach alles gepasst. Da überlege ich jetzt: Was kommt als nächstes?

Es heißt ja, man soll aufhören wenn es am schönsten ist. Haben Sie schon daran gedacht, die Show zu verlassen?

(lacht) Ich bin super dankbar, ein Teil von "Let’s Dance" zu sein. Derzeit denke ich aber noch nicht daran, aufzuhören. Einfach weil ich das Gefühl habe, dass die Sendung ein Teil meiner Familie geworden ist. Ich bin mit meiner ganzen Leidenschaft dabei. Wenn man merkt, dass das nicht mehr so ist, sollte man aufhören.

Was macht "Let’s Dance" für Sie einzigartig?

Eigentlich sollte "Let’s Dance" einen Bambi bekommen, aber der findet ja nicht mehr statt (lacht). Tatsächlich hat die Show sehr viel für die Integration in diesem Land getan. Wir haben immer so viele verschiedene Nationalitäten in der Show und sind inklusiv. Wir hatten schon Gehörlose, Blinde und Menschen mit körperlicher Behinderung bei uns in der Sendung. Und alles in the name of dancing and diversity. Und auch die Jury ist sehr international. Die Menschen sind bei dem Sender immer etwas eingenommen und nehmen gar nicht wahr, was RTL zur Integration in diesem Land beiträgt. Da muss ich auch ganz klar sagen: Würde "Let’s Dance" auf einem anderen Sender laufen, wären wir heute nicht da, wo wir sind. RTL war so offen und hat das alles ermöglicht. Die Leute spüren und honorieren das, "Let’s Dance" ist ehrliche Unterhaltung.

2019 waren Sie als Jurorin in der BBC-Show "Strictly Come Dancing" zu sehen. Wie ist es eigentlich dazu gekommen?

Die sind auf mich zugekommen und haben mich zuerst angeschrieben. Ich war anfangs komplett überrascht weil ich nicht dachte, dass die BBC mich auf dem Schirm hat. Ich hatte vor ein paar Jahren wegen meiner Schwester schon einmal Kontakt zu den Machern der Show. Damals hatten sie mich gefragt, ob ich in der Sendung tanzen möchte, das habe ich aber abgelehnt. Das war es dann für mich mit UK. Ich hätte nie gedacht, dass sie sich nochmal melden. Ich hätte auch während des ganzen Prozess nie gedacht, dass sie mir zusagen und ich Jurorin werden würde.

"Würde "Let’s Dance" auf einem anderen Sender laufen, wären wir heute nicht da, wo wir sind."

Und wer ist jetzt beim zweiten Mal auf Sie Aufmerksam geworden? Ihre Schwester Oti Mabuse ist ja als Tänzerin schon länger ein Teil der Sendung. Warum wollte die BBC jetzt auch Motsi Mabuse?

Ich glaube einfach, dass die Macher etwas anderes als bislang wollten. "Strictly Come Dancing" gibt es schon seit 17 Jahren und da hat es sich wahrscheinlich für viele nicht mehr so neu angefühlt. Ich bringe eine ganz andere Stimmung in die Sendung und komme außerdem aus einem anderen Land und einer anderen Generation.

Wie hat es sich dann letztlich angefühlt, für eine in Großbritannien so wichtige Show zu drehen?

Ich konnte es lange gar nicht glauben. Selbst als wir angefangen haben zu drehen, hat es sich sehr unwirklich angefühlt. In der ersten Live-Show habe ich sofort Gänsehaut bekommen, als die Live-Band gespielt hat. Ich hatte Tränen in den Augen und musste mich sehr zusammenreißen. Es war für mich etwas ganz besonderes. Gleichzeitig ist "Let’s Dance" mein zu Hause und wird das auch immer sein. Ich mache die Show bei RTL schon seit vielen Jahren und das Team hat mich in jeder Hinsicht unterstützt. Diese Gedanke und die damit verbundene Sicherheit hat mir auch in UK sehr geholfen.  

RTL hat sehr positiv auf ihr BBC-Engagement reagiert und das auch aktiv kommuniziert. War das für Sie selbstverständlich? Das hätte ja auch anders kommen können.

Das stimmt, aber man muss das anders sehen. Wer hätte 2011 ein schwarzes Mädchen in die Jury einer großen TV-Show gesetzt und gesagt: mach mal. Sehr wenige. Dass ich nun auch in der BBC-Show war, ist insofern auch eine tolle Bestätigung für alle, die das damals bei RTL entschieden haben. Es ist gut für alle, auch für "Let’s Dance". Man hat einen internationalen Vergleich und es ist eine sehr große Ehre, dass eine von uns in der Muttersendung dabei ist.

"Ich würde eine Live-Band begrüßen."

Sie haben schon die Live-Band bei "Strictly" angesprochen. Was unterscheidet die britische von der deutschen Version noch?

Es gibt keine Werbung, es geht also alles viel schneller. "Strictly" ist auf der einen Seite sehr traditionell, aber auch bunt und glitzernd. "Let’s Dance" ist eher die modernere Show. In Deutschland nimmt man das alles zudem leichter, weil es in den Augen vieler "nur" Tanzen ist. In Großbritannien ist das Tradition und die Sendung ist dort ein nationales Heiligtum. Wir hatten teilweise mehr als zwölf Millionen Zuschauer und oft mehr als 40 Prozent Marktanteil. An diesen Zahlen lässt sich schon sehen, wie groß die Show in Großbritannien ist. In Deutschland tun sich auch Männer viel schwerer mit der Vorstellung zu tanzen, in Großbritannien ist das normaler. Es ist eine andere Kultur.

Was halten Sie von der Live-Band? Die macht "Strictly" ja sehr glamourös. Hätten Sie die auch gerne in Deutschland?

Wenn du im Studio bist und die Band spielt, sorgt das für Gänsehaut. Das ist unfassbar bewegend. Aber auf der anderen Seite bin ich mir nicht sicher, ob die Zuschauer zu Hause vor ihren Fernsehern das überhaupt so merken. Ich würde eine Live-Band begrüßen, "Let’s Dance" ist aber einfach etwas moderner und richtet sich auch jüngere Zuschauer, denen das im Zweifel nicht so wichtig ist.

Auf Seite zwei spricht Motsi Mabuse über ihre Anfänge im Fernsehen, ihre Zukunft im britischen TV, neue Formate und die Diskussionskultur in Deutschland.