Herr Schwingel, Ihr Erfolgsformat "Die Höhle der Löwen" kommt jetzt auch im Frühjahr. Wann haben Sie das entschieden – und warum?

Die Entscheidung, mehr Folgen für eine mögliche Frühjahrsstaffel zu produzieren, ist noch unter Bernd Reichart gefallen. Ich hätte aber genauso entschieden, weil ich davon überzeugt bin, dass dieses Format eine höhere Schlagzahl verdient.

Die Sendung ist Ihr unumstrittenes Quoten-Flaggschiff. Eine zusätzliche Staffel dürfte Ihnen ohnehin ganz recht kommen, schließlich befindet sich Vox derzeit nicht gerade im Höhenflug.

Wir konnten im letzten Jahr leicht zulegen und sind gut ins neue Jahr gestartet. Gleichzeitig haben wir noch neun Monate vor uns – und ich bin mir sicher, dass wir uns steigern werden. 

Parallel zu den "Löwen" geht ProSieben mit "The Masked Singer" auf den Dienstag. Wer greift da eigentlich wen an?

Ich sehe das nicht als gegenseitigen Angriff, weil jeder zunächst auf sich selbst schaut. Wir überlegen uns immer wieder aufs Neue, wie der beste Sendeplatz für ein Format aussieht. Das ist stets ein Spiel mit einer Hand voll Aspekten, die es gegeneinander abzuwägen gilt. Am Ende war klar, dass der Dienstag der "Löwen"-Tag ist und wir diesen Wettkampf gerne antreten. Wenn nun vom "Wettbewerb der Quoten-Giganten" geschrieben wird, nehmen wir das als Kompliment. 

Wie dankbar sind Sie, dass Ihre Kollegen von RTL auch noch "Wer wird Millionär?" gegen diese beiden Formate ins Rennen schicken und aus dem Duell somit plötzlich ein Dreikampf wird?

Es kommt darauf an, aus welcher Perspektive man das sieht. Wir wachsen hier im Haus gerade sehr eng zusammen. Über die 35 Prozent Marktanteil der Mediengruppe RTL vom letzten Sonntag freue ich mich, auch wenn "Kitchen Impossible" gegen "Pocher vs. Wendler" ein paar Prozentpunkte abgegeben hat. So ähnlich verhält es sich auch am kommenden Dienstag. Natürlich schlagen da zwei Herzen in meiner Brust, aber die schlagen besonders heftig, wenn wir zusammen extrem stark auftreten.

Eine sehr diplomatische Antwort.

Es ist keineswegs so, dass RTL "Wer wird Millionär?" auf den Dienstag programmiert hat, ohne vorher mit uns zu sprechen. Wenn wir unsere Kräfte an einem Abend derart bündeln, dann steckt schon eine klare, gemeinsame Haltung dahinter.

Zur "Höhle der Löwen" ist in der Vergangenheit schon mal ein Print-Magazin erschienen. Gibt es Überlegungen, aus dem Thema und der Popularität der Show noch mehr zu machen?

Wir konzentrieren uns aktuell auf "Die Höhle der Löwen". Das Format bedeutet alljährlich einen großen Aufwand und fordert uns enorm. Dafür kann man Astrid Quentell von der Sony sowie unserem Team im Haus nur danken, denn es ist durchaus anspruchsvoll, mit so vielen außergewöhnlichen Protagonisten zusammenzuarbeiten. 

Neben der "Höhle der Löwen" oder "Kitchen Impossible" hat sich Vox in der jüngeren Vergangenheit schwer damit getan, neue Hits zu etablieren. Wie wichtig ist es, dass da bald mal wieder etwas nachkommt?

Sehr wichtig. Es ist eine unserer absoluten Hauptanstrengungen, neue Hits zu finden. Wir wollen die Formatfindung, die Kreation und das Zusammenspiel mit den Produzenten weiter stärken, damit Vox noch aufregender wird – zum Beispiel durch mehr außergewöhnliche Events in der Primetime. Aktuell arbeiten wir zusammen mit Constantin Entertainment an einem "Shopping Queen"-Live-Event mit Guido Maria Kretschmer in der Mall of Berlin, die sogar eigens für die Show öffnet. 

"Manchmal war Vox vielleicht etwas zu höflich und zurückhaltend."
Sascha Schwingel

Wie wichtig ist der Live-Faktor für Vox? In der Vergangenheit spielte der ja für Ihren Sender eine eher untergeordnete Rolle.

Jörg Graf hat das Live-Fernsehen bei RTL sicher größer auf der Brust stehen als ich. Generell möchte ich Live-Formate nicht ausschließen, vor allem wenn es dadurch einen Mehrwert gibt wie bei unserem "Shopping Queen"-Event. Ich bin allerdings davon überzeugt, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, ein Event zu schaffen. "Sing meinen Song", "Kitchen Impossible" oder auch "Die Höhle der Löwen" stellen das regelmäßig unter Beweis.

Formate wie das "Antikduell" oder "Obdachlos" haben zuletzt nicht funktioniert. Vielleicht auch, weil Sie sich einfach an Trends wie Sozial-Dokus und Trödelshows angedockt haben?

Mit dem "Asternweg" hatten wir bereits 2015 eine preisgekrönte Sozial-Doku im Programm. Außerdem setzen sich Erfolge und Misserfolge wie ein Mosaik aus ganz unterschiedlichen Aspekten zusammen. Ich habe mich über die Kritiken zu "Obdachlos" gefreut, zumal das Format handwerklich hervorragend umgesetzt worden ist. Die inhaltliche Stärke ist jedoch Fluch und Segen zugleich. Das Thema berührt und belastet. Die Frage lautet: Wie sehr ist das Publikum in Zeiten wie diesen bereit, sich in der Primetime mit belastenden Themen zu befassen? Da ist die Lust auf Eskapismus aktuell womöglich größer. Und das "Antikduell" war ein Test, bei dem es vielleicht nicht ausreichend gelungen ist, dem Thema Trödel etwas Neues hinzuzufügen. Dadurch kann man sich nicht absetzen und dem Publikum den Mehrwert bieten, den es zu Recht erwartet. Daraus lernen wir.

Ist Vox in letzter Zeit vielleicht ein bisschen zu leise gewesen?

Einfach lauter zu werden, wäre mir ein bisschen zu plump. In der DNA von Vox liegt es, ins Herz zu zielen und die Menschen und das Leben zu feiern. Das gilt für unsere Vox Date-Night mit "First Dates Hotel" und "Prince Charming", aber auch für "Wir sind klein und ihr seid alt" oder unser neues Format "Altes Haus sucht Mitbewohner". Dieser DNA wollen wir unbedingt treu bleiben. Dennoch können wir zwingender werden, insbesondere am Abend. Manchmal war Vox vielleicht etwas zu höflich und zurückhaltend. Die fiktionalen Inhalte, die unsere zuständigen Bereichsleiter der Mediengruppe RTL, Frauke Neeb und Hauke Bartel, kürzlich im Rahmen des TVNow-Salongesprächs vorgestellt haben, geben einen Eindruck davon, in welche Richtung wir uns entwickeln wollen.